Kirchenaustritt, Rechtsruck: Das Bild der von FP-Chef Strache zur „Heiligen“ stilisierten Hofburg-Kandidatin Barbara Rosenkranz erhält Risse.
Hausfrau, Mutter von zehn Kindern, und jetzt blaue Präsidentschaftskandidatin: Das (un-)lautere Leben von Barbara Rosenkranz war FP-Chef Heinz-Christian Strache noch vor zwei Tagen einen Kniefall wert: Als „heilige Barbara“ wollte er sie gegen den „Agnostiker“ (also nicht-katholischen) Heinz Fischer ins Hofburg-Rennen schicken – und damit ÖVP-Wähler anlocken. Pech für Strache: Wie der Pfarrer von Rosenkranz’ Heimatgemeinde Seebarn in „News“ erzählt, ist die niederösterreichische FP-Landesrätin vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Für bürgerliche Wähler ist sie damit so gut wie unwählbar. VP-nahe Granden, wie Ex-ORF-Chef Gerhard Weiss, ätzen bereits: „Was soll an ihr bürgerlich sein?“
Kirchenaustritt als Teil des rechten Weltbildes
Die antiklerikale
Haltung der deutsch-nationalen Politikerin – sie fühlt sich dem „deutschen
Kulturkreis“ verbunden – ist freilich symptomatisch für die rechte Welt der
Frau Rosenkranz.
- Sie besuchte von ihrem Gatten Horst Jakob ausgerichtete einschlägige „Jul“- und Sonnwendfeiern. Das „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes“ (DöW) stuft Horst Jakob als rechtsextrem ein. Man trifft sie außerdem am Burschenschafterball und bei Veranstaltungen der FP-Parteiakademie, wo es etwa um das Wesen des Deutschtums geht.
- Vor den Nationalratswahlen 2006 gab der bekennende Holocaust Leugner Gerd Honsik eine Wahlempfehlung für sie ab.
- Trotz ihrer Kandidatur für das höchste diplomatische Amt des Landes hält die Niederösterreicherin weiterhin an der Aufhebung des NS-Verbotsgesetzes fest.
- Rosenkranz tritt außerdem für neue Grenzkontrollen und einen Zuwanderungsstopp ein.
- Und: Das Infragestellen von NS-Gaskammern sei „freie Meinungsäußerung“.
Das DöW sieht die Hofburg-Kandidatin deshalb „sehr deutlich in einem rechtsradikalen Umfeld“. In der FPÖ würden zunehmend Grenzen überschritten, „die Jörg Haider bei aller Kritik noch eingehalten hat“, so DöW-Leiterin Brigitte Bailer-Galanda.
Rosenkranz gilt als Ikone der Rechten
Als Ikone der Rechten gilt
Rosenkranz spätestens seit der Spaltung des dritten Lagers in blau und
orange im Sommer 2005: Rosenkranz, damals Nationalrätin, blieb dem blauen
Lager als einzige Abgeordnete treu. Sie hatte auch als einzige der 183
Parlamentarier gegen den Vertrag von Lissabon gestimmt. Seit jener Zeit ist
Rosenkranz auch Heldin der EU-Austrittsfans wie Gottfried Küssel, Ex-Chef
der verbotenen „Volkstreuen außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO). Sie
besuchten in den vergangenen Jahren – sicher rein zufällig – dieselben
Sonnwendfeiern und Anti-EU-Kundgebungen …