Umstrittener Ball

Rosenkranz will weiter zum Akademikerball

29.11.2024

Rosenkranz, der Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Libertas ist, hat bei der diesjährigen Ausgabe des Akademikerballs die Eröffnungsrede gehalten und war in der Vergangenheit wiederholt als Gast dabei.

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Wien. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ), der seit seiner Wahl u.a. Vorsitzender des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus ist, will auch in seiner neuen Funktion weiter am umstrittenen Akademikerball teilnehmen, wie er im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Samstagausgabe) betont hat. IKG-Präsident Ariel Muzicant hat indes in einem Offenen Brief angekündigt, Rosenkranz weiter nicht als Vorsitzenden u.a. des Nationalfonds akzeptieren zu wollen.

Rosenkranz, der Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Libertas ist, hat bei der diesjährigen Ausgabe des Akademikerballs die Eröffnungsrede gehalten und war in der Vergangenheit wiederholt als Gast dabei. Bei dem Ball in der Wiener Hofburg tanzen neben freiheitlicher Prominenz und Burschenschaftern auch rechte Politiker aus ganz Europa. Seit vielen Jahren wird der Ball deshalb von linken Gegendemonstrationen begleitet.

IKG will "keine Kompromisse" eingehen

Rosenkranz' Engagement in der Libertas ist auch ein Grund dafür, dass Muzicant diesen weiterhin als Vorsitzenden der Organe des Nationalfonds, des Friedhofsfonds und des Komitees des Wiesenthal-Preises ablehnt, wie er in einem Offenen Brief ausführte. Die Libertas sei eine der ersten Burschenschaften gewesen, die einen "Arierparagrafen" eingeführt habe und habe später - wie zahlreiche andere österreichische Burschenschaften - im Gegensatz zu den deutschen Burschenschaften den Weg der Entnazifizierung verweigert. Einmal mehr kritisierte Muzicant auch, dass Rosenkranz in einem Libertas-Sammelband Nazis als "Leistungsträger" bezeichnet habe. "Wir haben beschlossen, ein neues, ein anderes Österreich mit aufzubauen, das sich klar, unmissverständlich und nicht mit Scheinbekenntnissen vom Nationalsozialistischen Gedankengut abhebt", so der IKG-Präsident. "Daher kann es für uns in dieser Frage keine Kompromisse geben."

Rosenkranz: "Damit muss man leben"

"Damit muss man leben", kommentierte Rosenkranz indes die "gewisse Abneigung" der IKG wegen seiner Zugehörigkeit zur Libertas. Er habe außerdem aus der Gemeinde auch viel Zuspruch bekommen. "Ich bin überzeugt, dass wir einen Weg finden, dass mich die Kultusgemeinde nicht als Betriebsstörung empfindet." Einen Austritt aus der Libertas, um das Klima mit der IKG zu verbessern, käme für ihn "nie im Leben" infrage. "Diese Gemeinschaft hat mich durch Dick und Dünn begleitet hat und ich bin ein treuer Mensch."

Auch an Demonstrationen will Rosenkranz weiter teilnehmen. "Ich muss mich nicht verbiegen und als Gouvernante im Hinterzimmerl sitzen." Kritik übte er an der Untersagung zweier für Samstag angekündigter Demozüge auf dem Wiener Ring gegen eine Regierungsbildung ohne Beteiligung der FPÖ. Die Polizei hatte ein Verkehrschaos und Behinderungen für die Geschäftstreibenden am ersten Weihnachtseinkaufssamstag befürchtet. Als Jurist seien ihm Grund- und Freiheitsrechte wichtig, er rate den Organisatoren deshalb dringend zum Gang zum Verfassungsgerichtshof. "Das darf in Österreich nicht einreißen."

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