Es war als Coup gedacht und endet jetzt im Fiasko. Die Präsidentschafts-Kandidatur von Barbara Rosenkranz zerreißt die FPÖ.
Nein, er wolle nichts sagen. „Bis Montag ziehe ich mich privat zurück“, so FP-Chef Heinz-Christian Strache zu ÖSTERREICH. Barbara Rosenkranz werde am „Montag eine Erklärung abgeben, bei der sie sich vom Nationalsozialismus distanzieren“ werde, kündigt FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl an.
Die umstrittene blaue Präsidentschaftskandidatin selbst verbringt den heutigen Tag im Kreise ihrer zehn Kinder und ihres extrem rechten Ehemannes im heimatlichen Seebarn (NÖ). Im „Presse“-Interview distanziert sie sich halbherzig von Gaskammern („daran kann kein Zweifel bestehen“), kritisiert aber gleichzeitig ihre Kritiker („Infamie“) und Kardinal Christoph Schönborn („verwundert, dass er sich in dieser Weise einmischt“).
"Klarstellung" verlangt
In der FPÖ ist ohne Zweifel
Feuer am Dach. Dass Barbara Rosenkranz vergangene Woche für nationale und
internationale Aufregung gesorgt hatte, weil sie das NS-Verbotsgesetz vor
laufender ORF-Kamera in Frage gestellt hatte, löst selbst in der blauen Welt
Wellen aus. Immerhin hatte ja Kardinal Christoph Schönborn höchstpersönlich
erklärt, dass Frau Rosenkranz „nicht wählbar“ sei.
Sogar die blauen Parteichefs von Kärnten, Uwe Scheuch, und Tirol, Gerald Hauser, verlangen nun eine „Klarstellung“ von der FP-Präsidentschaftskandidatin. Und Parteichef Strache – Frau Rosenkranz ohnehin nie in inniger Freundschaft verbunden – musste Samstag erstmals selbst klar die Verbrechen des Nationalsozialismus verurteilen – und sich pro NS-Verbotsgesetz aussprechen. Positionen, die Insider, wie BZÖ-Abgeordneten Stefan Petzner, erstaunen. Er erinnert daran, dass Strache erst 2006 das Gesetz „in Frage gestellt hatte“.
Rosenkranz zerstört Straches Strategie
Strache muss vor der
für ihn so wichtigen Wien-Wahl „retten, was noch zu retten“ sei, erklärt ein
FP-Mann den blauen Meinungsumschwung. Im Herbst will Strache schließlich
Wiens SP-Bürgermeister Michael Häupl herausfordern, und da „können wir es
nicht brauchen, wieder im braunen Schmuddeleck zu stehen“, sagt ein
FP-Stratege. Daher würden auch die steirischen und burgenländischen
Freiheitlichen – die ebenfalls vor Wahlen stehen – nervös.
Denn eigentlich wollten Strache und Co. Jörg Haiders einstiges Spiel wiederholen und sich plötzlich moderater geben, um auch „bürgerliche Wähler“ anzusprechen. Mit Frau Rosenkranz wird das wohl kaum noch möglich sein. FPÖ-Insider gehen zwar davon aus, dass sie sich am Montag halbherzig „von Holocaust-Leugnern abgrenzen“ werde, aber weiterhin für eine klare rechts-rechte Linie stehe.
Hinter den Kulissen tobt freilich auch längst ein Konflikt zwischen Strache und Rosenkranz. Immerhin wollte Strache ja selbst bei der Bundespräsidentenwahl am 25. April antreten, um genau „diese Verengung zu vermeiden“, wie er im kleinen Kreis bekannte. Rosenkranz entschied anders – für sich und ihn.