Gesamtschule
Rot-schwarzes Patt nach Massen-Lehrer-Streiks
05.10.2007
20.000 Lehrer schwänzen die Schule - die ÖVP zeigt Verständnis - die SPÖ ist sauer.
Rund 20.000 AHS- und BHS-Pädagogen zwischen Wien und Bregenz haben Freitagmittag zwei Stunden vom Unterricht gestrichen und stattdessen Dienststellenversammlungen abgehalten. Sie wenden sich gegen die Neue Mittelschule, deren Entwurf von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied bereits in Begutachtung ist. Zahlreiche Schulen waren wie leer gefegt, die Kinder konnten heim gehen.
Die Lehrerstreiks haben dazu geführt, dass sich SPÖ und ÖVP immer mehr auf ihre Positionen einbetonieren.
"Schmied drischt auf die Lehrer hin"
Die ÖVP -
traditioneller Feind der Gesamtschule - hat den Pädagogen erneut den Rücken
gestärkt. Klubchef Wolfgang Schüssel meinte, diese würden von Schmied in "erstaunlicher
Art und Weise" abqualifiziert. Anstatt die Lehrer einzubinden und zu
motivieren, werde auf sie "hingedroschen".
Die Volkspartei will dem Schmied-Entwurf, den sie bis Ende Oktober durch den Ministerrat bringen will, nicht zustimmen.
Parteichef Wilhelm Molterer versuchte sogar einen Schlussstrich unter die Debatte: "Mit der Volkspartei unter meiner Führung wird es sicher keine Gesamtschule geben."
Lehrer fürchten weniger Geld und mehr Arbeit
Die
AHS-Lehrervertreter bemängeln unter anderem, dass die Schulpartner vor Ort
der Einrichtung von Modellregionen nicht zustimmen müssen. Sie befürchten
eine schlechtere Entlohnung, mehr Arbeit, eine Gefährdung der Arbeitsplätze
und ein "generelles Ende des Gymnasiums".
Schmied will Lehrer mit Inseraten besänftigen
Die
Unterrichtsministerin ärgerte sich zwar die "Panikmache"
durch den Lehrkörper, versuchte aber, in ganzflächigen Inseraten in mehreren
Tageszeitungen die Pädagogen zu beruhigen. In den Anzeigen lobte sie sie für
ihre Arbeit aus. Kostenpunkt der Kampagne laut Schmied: 240.000 Euro - "zwei
Euro pro Lehrer".
Pflichtschullehrer wollen höhere Gehälter
Die
Pflichtschullehrer haben unterdessen für die gemeinsame Schule mit den
Gamnasiallehrern vorgebaut. Im Fall einer Neuen Mittelschule (einer
gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen) fordern sie ein gleiches Dienst-
und Arbeitsrecht sowie eine Anpassung ihrer Besoldung.