SPÖ schwört sich auf Freund ein – und zittert vor neuen Fehlern.
„Er ist immer noch ein guter Spitzenkandidat“, versuchte SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann gestern bei der SPÖ-Klubklausur die Debatte über Eugen Freund zu beenden. Der Ex-ORF-Mann, der nun roter Spitzenkandidat für die EU-Wahl ist, hatte am Sonntag mit mehreren eigenartigen Bonmots (siehe rechts) in Interviews für Aufregung gesorgt.
Dass er etwa als SPÖ-Kandidat erklärt hatte, dass ein Arbeiter rund 3.000 Euro verdiene, sorgte freilich auch in der roten Welt für Kopfschütteln. FSG-Mann Wolfgang Katzian ätzte gestern: „Ich bin nicht froh über diese unglückliche Aussage.“ Freund selber nimmt es im ÖSTERREICH-Gespräch gelassen. Er werde „lernen“. Und genau das verlangt die SPÖ hinter den Kulissen auch von dem prominenten Quereinsteiger mit dem ausgeprägten Selbstbewusstsein.
SPÖ-Strategen und Kommunikationsexperten werden den 63-Jährigen, der Ende Dezember vom ORF in die Pension geschickt wurde, „an die kurze Leine nehmen“, berichten Insider.
Marathon-Schulung für Freund vor Wahlkampf
Der ehemalige US-Korrespondent, der sich via profil mit Bill Clinton verglichen hatte, soll dabei nun „intensiv“ auf die Fallstricke im politischen Rampenlicht vorbereitet werden. Zudem soll der gebürtige Kärntner auch „das Einmaleins der Sozialdemokratie eingetrichtert bekommen“, berichten Rote.
Die politische Konkurrenz und die sozialen Netzwerke im Internet sind jedenfalls bereits voll des Spotts für Faymanns Freund.
Aber die EU-Wahl findet erst im Mai statt. Bis dahin könnten die Fehler der ersten Tage – Freund wurde erst vor einer Woche präsentiert – vergessen sein.
ORF-interne Geschütze
gegen Freund ausgefahren
Allerdings droht Eugen Freund Ungemach von seinen ehemaligen Kollegen. Im ORF werden bereits diverse Gerüchte über die „Allüren“ und „Privilegien“ des ehemaligen Anchorman in Umlauf gebracht. Dieser dürfte am Küniglberg nicht allzu viele Freunde haben.
Ob der rote Kandidat das noch einfangen kann, bleibt abzuwarten. In der SPÖ ist die Nervosität groß.
Isabelle Daniel
Broukal: "Freund muss jetzt lernen"
ÖSTERREICH: Große Aufregung über ungeschickte Aussagen von Eugen Freund. Hat er den Wechsel in die Politik unterschätzt?
Josef Broukal: Allem Anschein nach schon. Allerdings kann man das nur teilweise Eugen Freund selbst vorwerfen. Das haben nämlich auch die, die ihn in die Politik geholt haben, verschuldet. Anscheinend haben sie ihn nicht genug auf die Gepflogenheiten vorbereitet und gewarnt.
ÖSTERREICH: Wie kann Freund jetzt diese Fehler ausbügeln?
Josef Broukal: Vor allem indem er sie nicht mehr begeht. Er muss lernen, lernen, lernen und er muss damit aufhören, trotzig zu betonen, dass die Interviews ja nicht so schlimm waren. Und was er realisieren sollte, ist, dass Journalisten nicht mehr seine Kollegen sind. Er steht als Politiker jetzt auf der anderen Seite.
ÖSTERREICH: Es stehen auch TV-Duelle an. Hat er da einen Vorteil oder ein Handicap?
Broukal: Das ist schwer zu sagen. Es wird auf jeden Fall schwer, wenn er gegen Andreas Mölzer, Hans-Peter Martin und Ulrike Lunacek verbal bestehen will. Er wird sich gut vorbereiten müssen, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
(pli)
Freund: "Es kann auch einmal nicht funktionieren"
ÖSTERREICH: Haben Sie den Wechsel in die Politik unterschätzt?
Eugen Freund: Es ist auf jeden Fall schwer, den Wechsel zu vollziehen. Ich bin erst seit ein paar Tagen Spitzenkandidat und ich muss mich da sicher erst einarbeiten.
ÖSTERREICH: Der Brutto-Gehalts-Ausrutscher, der Sager über Barbara Karlich, Ihnen sind einige Fehler in Interviews passiert, ärgern Sie solche Fehler?
Freund: Ich würde es nicht Fehler nennen. Ich bin sehr zufrieden mit vielen Interviews, aber nicht mit allen. Es kann auch einmal nicht funktionieren.
ÖSTERREICH: Wie wollen sie solche Fehler in Zukunft vermeiden?
Freund: Ich werde mich gut einarbeiten und immer bestmöglich vorbereiten.