Nur zwei der insgesamt acht Kandidaten treten nicht zum ersten Mal als Listen-Erste an
Salzburg. Unter den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der acht Parteien, die am Sonntag bei der Landtagswahl in Salzburg antreten, sind nur drei "alte Hasen": Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der die ÖVP bereits zum vierten Mal als Erster auf der Liste in die Wahl führt, sowie FPÖ-Chefin Marlene Svazek und KPÖ-Plus-Kandidat Kay-Michael Dankl, die beide zum zweiten Mal Listenerste ihrer Partei sind. Hier Kurzporträts der Spitzenkandidaten analog zur Reihung auf dem Stimmzettel:
Die Spitzenkandidaten im Kurzporträt
- ÖVP-Spitzenkandidat Wilfried Haslauer führt seine Partei bereits zum vierten Mal in eine Landtagswahl. Zählt man die Doppelkandidatur 2004 mit LH Franz Schausberger dazu, sind es sogar schon fünf. Gut zwei Jahre fehlen noch, dann hätte Haslauer die zwölf Jahre an der Spitze des Landes wie sein gleichnamiger Vater - und zugleich politisches Vorbild - erreicht. Haslauer übernahm die Partei nach dem historischen Debakel 2004, als sie hinter die SPÖ zurückfiel und auch den Landeshauptmann verlor. Nach dem Finanzskandal konnte er in der vorgezogenen Wahl 2013 das Blatt wieder wenden. Als neuer Landeshauptmann verbannte er die SPÖ auf die Oppositionsbank und regierte in Dreier-Koalitionen, zunächst mit Grünen und Team Stronach und danach mit Grünen und NEOS. Haslauer wurde am 3. Mai 1956 geboren und ist Sohn des gleichnamigen Landeshauptmannes (1977 bis 1989). Nach dem Jus-Studium startete er 1985 mit Partnern eine Anwaltskanzlei, 2004 kam der Wechsel in die Politik. Im politischen Alltag wirkt der Landeshauptmann meistens unaufgeregt ruhig, besonnen, in der Sache gut informiert, und seine Entscheidungen sind nachvollziehbar argumentiert und basieren auf einer konservativen Anschauung, zu der er sich klar bekennt. Weitere Attribute sind seine geschliffene Rhetorik, eine strenge Selbstdisziplin, seine Belesenheit und Bildung.
- Für den SPÖ-Vorsitzenden und -Spitzenkandidaten David Egger ist der Urnengang am 23. April hingegen eine Premiere. Auch er übernahm vor drei Jahren eine tief angeschlagene Partei - 2018 sank sie mit 20,0 Prozent auf den tiefsten Wert in der Geschichte. Welch schweres Erbe er damals antrat, zeigte sich auch daran, dass viele "gestandenen" Sozialdemokraten kein Interesse für den Job zeigten und allesamt abwinkten. Zusätzlich erschwert wurde die Aufgabe dadurch, dass Egger mangels Mandat eine direkte Teilnahme an der Landespolitik bisher verwehrt war. Also erhielt er zumindest das rote Bundesratsmandat, weil das bescheidene Vizebürgermeistersalär alleine zum Leben nicht reicht. Bei seiner Kür zum Parteichef im Mai 2020 war der am 7. März 1987 in Oberndorf bei Salzburg geborene Egger "Content Manager" im Red Bull Mediahouse und daneben selbstständiger Moderator. Sein politischer Radius beschränkte sich auf die 6.000-Einwohner-Stadt Neumarkt am Wallersee im Flachgau, wo er nach fünf Jahren als Gemeindevertreter seit vier Jahren das Amt des Vizebürgermeisters bekleidet.
- Die jüngste aller Spitzenkandidatinnen und -kandidaten, FPÖ-Obfrau Marlene Svazek, ist zugleich die an Dienstjahren zweitälteste Parteichefin (hinter Haslauer). Die 30-Jährige führt ihre Partei heuer schon zum zweiten Mal als Listen-Erste in die Wahl. Die am 13. Mai 1992 geborene Svazek galt bereits früh als politisches Ausnahmetalent. Sie selbst beschreibt sich als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal und als Bewunderin von Marine Le Pen, der langjährigen Vorsitzenden des rechtsextremen Rassemblement National in Frankreich. Die leidenschaftliche Jägerin würde ihre Partei gerne wieder auf die Regierungsbank bringen, wo sie seit der Abschaffung des Proporzes 1999 nicht mehr zu finden war. Svazeks Einstieg in die Politik erfolgte 2013 als politische Referentin im FPÖ-Landtagsklub, danach war sie ein Jahr lang Assistentin von Harald Vilimsky im EU-Parlament. Nach dem Rauswurf Karl Schnells als Parteichef kehrte sie nach Salzburg zurück, wurde im Oktober 2015 Landesparteisekretärin und im Juni 2016 - im Alter von 24 Jahren - zur Landesparteiobfrau gewählt. 2017 zog sie in den Nationalrat ein und im Jänner 2018 wurde sie zur FPÖ-Generalsekretärin bestellt. Ihr Nationalratsmandat behielt sie nur bis zur Salzburger Landtagswahl 2018, bei der die FPÖ auf 18,8 Prozent kam. Svazek wurde Chefin des freiheitlichen Landtagsklubs, als Generalsekretärin der Bundespartei zog sie sich zurück.
- Am kürzesten Parteichefin ist LHStv. Martina Berthold von den Grünen. Sie wurde erst im vergangen November zur Landessprecherin und Spitzenkandidatin gekürt, weil ihr Vorgänger Heinrich Schellhorn infolge eines Pflegeskandals den Hut nehmen musste. Ein politischer Neuling ist Berthold aber keineswegs. Ab 2003 war sie Sprecherin der Grünen Frauen Salzburg, als Listendritte verpasste sie aber zunächst zweimal den Einzug in den Landtag, ehe sie nach der Wahl 2013 gleich Landesrätin u. a. für Familie, Jugend, Generationen, Integration, Grundversorgung, Sport und Frauen wurde. Als den Grünen nach der Wahl 2018 nur mehr ein Regierungssitz blieb, wurde sie Klubvorsitzende im Landtag, wechselte aber wenig später in die Stadtpolitik und wurde 2019 Baustadträtin. Die gebürtige Linzerin (13. Februar 1970) gilt als Teamplayerin und Netzwerkerin mit vielen Verbindungen. Wohin sie ihre Fühler überall hin ausstreckt, zeigt ein Blick in ihre Vita: freiberufliche Trainerin (unter anderem Projektmanagement), Organisationsberaterin, Moderatorin, Vorstand der ARGEkultur, Vorsitzende des Olympiazentrums Salzburg, Vorsitzende der Landessportorganisation oder Präsidentin des Salzburger Bildungswerks.
- Auch für NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer ist es heuer ihr "erstes Mal" als Spitzenkandidatin. Ihr Einzug in die Landesregierung nach der erstmaligen Kandidatur 2018 kam unerwartet. Denn angestrebt hatte dieses Amt der damalige Spitzenkandidat Sepp Schellhorn, doch die ÖVP wollte die junge Partei nur ohne den Goldegger Gastronomen ins Regierungsboot holen. Also stieg die Listenzweite Klambauer zur Landesrätin auf. Die am 24. Februar 1977 geborene dreifache Mutter übernahm unterem anderem die Ressorts Wohnbau, Integration und Kinderbetreuung, Frauen, Familien, Jugend und Generationen. Drei Jahre später wurde sie nach Schellhorns Rückzug auch Landessprecherin ihrer Partei und im selben Jahr auch Stellvertreterin von Bundeschefin Beate Meinl-Reisinger. Ganz friktionsfrei verlief ihre erste Regierungsperiode allerdings nicht, denn vor einem Jahr wählten zwei Abgeordnete ihren Klubchef im Landtag ab, der daraufhin zur ÖVP überwechselte. Die NEOS verloren ihren Klubstatuts und damit auch viel Fördergeld. Vor der Politik war Klambauer bei einem Pongauer Telekommunikationsunternehmen als Personalmanagerin für über 500 Mitarbeiter verantwortlich.
- Von den drei Parteien, die derzeit nicht im Landtag vertreten sind, das aber jetzt anstreben, ist zumindest der Spitzenkandidat von KPÖ Plus, Kay-Michael Dankl, kein unbeschriebenes Blatt. Der am 29. Oktober 1988 geborene Historiker absolvierte seine politischen Lehrjahre für die Grünen in der Hochschülerschaft. Von 2015 bis 2017 war er Bundessprecher der Jungen Grünen, nach deren Rauswurf aus der Partei 2017 fand er in der KPÖ Plus eine neue politische Heimat. 2018 holte er bei der Gemeinderatswahl in der Landeshauptstadt einen Sitz und führte damit die KPÖ erstmals seit 1962 wieder ins Salzburger Rathaus zurück. Nach Grazer Vorbild legt Dankl monatlich einen Teil seines Gemeinderatsgehaltes zurück, um Salzburgerinnen und Salzburger in Notlagen zu unterstützen. "Ich habe in vier Jahren über 28.000 Euro abgegeben."
- Schließlich kandidieren noch zwei Parteien aus dem Lager der Corona-Maßnahmen-Gegner, und zwar "Wir sind Salzburg" (WIRS) mit dem Listen-Ersten Gerhard Pöttler und "Menschen Freiheit Grundrechte" (MFG)" mit Spitzenkandidat Patrick Prömer. Laut drei zuletzt durchgeführten Umfragen dürften beide nur eine untergeordnete Rolle spielen.