Die eigene Partei zeigte ihm die rote Karte: Johannes Voggenhuber wurde nicht gelistet. Doch die Grünen in Salzburg geben den Kampf nicht auf.
Einmal geht's noch. Die Grünen Fans von Johannes Voggenhuber geben auch nach der Abfuhr durch den Erweiterten Bundesvorstand vom Freitagabend nicht auf und wollen ihren Liebling über einen Umweg doch auf die Kandidaten-Liste für die Europawahl bringen. Der Salzburger Grünen-Chef Cyriak Schwaighofer kündigte im Gespräch mit der APA an, den bisherigen Europasprecher über ein Landesticket noch in Richtung Brüssel schicken zu wollen.
Niederlage nur ein "Zwischenergebnis"
Schwaighofer
sieht die 12:17-Niederlage Voggenhubers im Erweiterten Bundesvorstand nur
als "Zwischenergebnis", wenn auch als "enttäuschendes". Er verweist darauf,
dass die endgültige Abstimmung über die Kandidatenliste für die EU-Wahl erst
im März oder April erfolgt: "Wenn 42 Plätze zu besetzen sind, dann gehe ich
davon aus, dass einer für Salzburg möglich sein muss."
Bitterkeit herrscht bei anderen Unterstützern Voggenhubers, nachdem diesem eine Kandidatur auf einem hinteren Listenplatz verwehrt worden war. So meint der erfolgreiche Vorarlberger Landeschef Johannes Rauch: "Den profiliertesten Europapolitiker, den wir haben, nicht kandidieren zu lassen, ist schlicht eine falsche Entscheidung." Er weigere sich auch, der Wählerschaft dieses Votum näher zu bringen: "Das müssen diejenigen tun, die die Entscheidung so getroffen haben."
Harte Kritik von Pilz
Der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz
urteilte besonders hat. Für ihn haben sich die Grünen rund um die Causa
Voggenhuber "lächerlich" gemacht, da sie sich vor Stimmen für den
langährigen EU-Parlamentarier offenbar fürchteten: "Eine Politik der
Befindlichkeiten hat über eine Politik, die Wahlen gewinnen und das Land
verändern will, gesiegt." Grüne müssten eigentlich fest am Boden stehen:
"Mit einem Schuss ins Knie wird das etwas schwieriger."
"Rubikon überschritten"
Auch ein anderer
alt-gedienter Grün-Politiker ging für Voggenhuber auf die Barrikaden,
wenngleich er diesen als Person eher ambivalent sieht. Der frühere
Parteichef und heutige Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr meinte bitter:
"Wo für mich der Rubikon überschritten ist: Einem, der knapp nicht Erster
wurde, nicht zu gestatten, am letzten Platz zu kandidieren." Damit werde den
Wählern ausgerichtet: "Schmecks, wir der erweiterte Bundesvorstand, wir rund
30 Parteien wissen für Euch zehntausende Wähler, was gut für Euch ist."
Mangelnde Diskussionsbereitschaft kann man den Grünen freilich nicht vorwerfen. Die Blog-Beiträge von Pilz und Chorherr waren auf der offiziellen Homepage ablesbar.
"Keine Vertrauensbasis"
Zur Verteidigung der
Nicht-Berücksichtigung Voggenhubers trat am Samstag zunächst nur die
burgenländische Klubobfrau Grete Krojer an die Öffentlichkeit. Sie
attestierte Voggenhuber, ihrem Gefühl nach zu "abgehoben agiert" zu haben,
wodurch "keine Vertrauensbasis mehr bestanden" hätte.
Nach ausgleichenden Worten suchte Tirols Spitzenmann Georg Willi. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, erklärte er am Nachmittag in einer Stellungnahme. Für Außenstehende sie das Ganze schwer zu verstehen: "Aber für erfolgreiche Politik braucht es dieses Miteinander und dieses Vertrauen."
Kein Thema war der EU-Streit beim Landtagswahlkampf-Auftakt der Grünen in Kärnten, kein Wunder war doch der dortige Spitzenkandidat Rolf Holub im Gegensatz zu seiner Parteichefin Eva Glawischnig vehement für Voggenhubers Berücksichtigung aufgetreten. Diese Causa wurde in Villach folgerichtig beiseite gelassen. Lieber warben Glawischnig und Holub gemeinsam für eine Stärkung der Grünen als Kontrollpartei durch einen dritten Sitz im Landtag.
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