Kampf via Facebook
Schlacht um Wehrpflicht im Web
28.01.2011
Gegner und Befürworter liefern sich im Internet einen heißen Fight.
Der von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) abberufene Generalstabschef Edmund Entacher darf sich über Solidaritätskundgebungen im Internet freuen. Auf der Web-Plattform "Facebook" wurde eine Gruppe mit dem Titel "Edmund Entacher, Generalstabschef a. D. - der Fanclub" gegründet, mehr als 6.300 "Fans" zählt diese Gruppe mittlerweile nach nur wenigen Tagen.
Darabos hingegen bläst auch im Web rauer Wind entgegen, mehr als 1.000 Mitglieder rufen ihn auf einer eigens eingerichteten Gruppe zum Rücktritt auf. Allerdings gibt es auch rund 3.400 Unterstützer für ein Ende der Wehrpflicht.
Fans von Entacher
Unter den "Fans" von Entacher befinden sich auch bekannte Gesichter wie der Presseprecher von Vizekanzler Josef Pröll (V), Daniel Kapp, und der Pressebetreuerin von Bundespräsident Heinz Fischer, Astrid Salmhofer. Auch die Sprecherin der Volksanwaltschaft, Christine Stockhammer, sowie Eva Gollubits, Pressesprecherin des Zweiten Nationalratspräsidenten Fritz Neugebauer (V), haben auf den "gefällt mir" Knopf der Fan-Gruppe gedrückt.
Fans von Darabos
Von soviel Unterstützung kann der Verteidigungsminister nur träumen. Im Gegenteil: Eine Gruppe mit dem Titel "Herr Darabos treten Sie zurück" hat bereits mehr als 1.000 Unterstützer. Allerdings gibt es auch Freunde der Reformbestrebungen des Ministers: Die Gruppe "Wehrpflicht abschaffen" zählt mittlerweile mehr als 3.400 "Fans", darunter Leo Szemeliker, einer der beiden Sprecher von Bundeskanzler Werner Faymann (S), sowie SPÖ-Kommunikationschef Marcin Kotlowski.
Zum Vergleich: Der offizielle Facebook-Auftritt der SPÖ zählt derzeit mehr als 9.000 Mitglieder, jener der ÖVP etwas mehr als 5.500.
Webseiten
Aber nicht nur auf Facebook, auch auf den Webseiten der Koalitionspartner ist das Thema Wehrpflicht derzeit recht prominent positioniert. Auf der SPÖ-Seite wird man derzeit von einem großen Banner mit dem Slogan "Modelle für die Zukunft" empfangen. Klickt man darauf, kommt man zu einer eigens eingerichteten Seite, die ausschließlich für das von der SPÖ propagierte Ende der Wehrpflicht wirbt. Auf der ÖVP-Homepage findet sich ein Link unter dem Titel "Vertrauen in Darabos erschüttert". Der Inhalt: Scharfe Kritik von VP-Klubchef Karlheinz Kopf und ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger.
Im Verteidigungsministerium ist man indes offenbar darum bemüht, die Spuren jener Zeit, als Darabos noch ein glühender Vertreter der Wehrpflicht war, zum Verschwinden zu bringen. So ist eine Presseaussendung mit dem Titel "Zur laufenden Debatte: Darabos klar für Wehrpflicht" vom 2. Juli 2010 nun auf der Webseite des Verteidigungsministeriums (http://www.bmlv.gv.at) nicht mehr abrufbar. Im "Google-Cache", über den man auch bereits gelöschte Seiten einsehen kann, ist die Seite noch zu sehen.
Auch jene Seite mit dem Titel "Fragen und Antworten: Das bringt die Wehrpflicht" ist seit neuestem nicht mehr abrufbar: "Seite nicht gefunden!" heißt es nun dort, dafür erfreut das Foto eines Soldaten das Auge des Betrachters. Abrufbar war am Freitag hingegen noch ein Interview mit Entacher, in dem der mittlerweile abberufene Generalstabschef noch wortreich für die Wehrpflicht argumentieren darf.