Die SPÖ-Ministerin will, dass alle Schüler unabhängig vom Standort gleich gut ausgebildet werden. Überprüfen will sie diese Bildungsstandards mit Tests.
Alle Schüler in Österreich sollen künftig gleich viel können – egal, wo sie in die Schule gehen. "Wir wollen die gleiche Qualität für alle garantieren", sagt SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied gegenüber ÖSTERREICH. Sie lässt daher in den Kernfächern "Bildungsstandards" erarbeiten. Mit einem österreichweit einheitlichen Test will sie feststellen lassen, ob diese Standards erreicht werden.
Stichproben
Diesem Test sollten sich jedes Jahr rund zehn Prozent
aller Schüler der 4. (10-Jährige) und 8. Schulstufe (14-Jährige)
unterziehen. Das reiche aus, um eine Aussage für alle Schulen zu machen,
heißt es im Ministerium. Die gesetzlichen Grundlagen für die Tests will
Schmied bis Herbst schaffen.
Baustellen
Offen sind noch die Kosten der Tests, durchführen wird
sie das neu geschaffene Bildungsinstitut BIFIE. Diskutiert wird auch noch
die Vorgangsweise, wenn die Ergebnisse des Tests von den Noten der Schüler
abweichen.
Lehrer sollen reagieren
Wenn eine Klasse die zentral
vorgeschriebenen Bildungsstandards nicht erreicht, müssen die
Schuldirektoren reagieren. Lehrer sollten bei wiederholtem schlechtem
Abschneiden ihrer Schüler zur Weiterbildung aufgefordert werden, ihren
Unterricht anpassen oder sogar ein anderes Fach unterrichten.
Zentralmatura kommt
Dem Vernehmen nach sollen die
Bildungsstandards in den kommenden Jahren den Weg Richtung Zentralmatura
weisen, um ein einheitliches Niveau der Maturanten zu garantieren. Dabei
will Schmied aber offenbar nur einen Teil der Reifeprüfung zentral regeln.
Es könnte einen Pool an Prüfungsaufgaben für die Hauptfächer geben, aus dem
die Schulen dann auswählen müssten. Bisher kann jeder Lehrer seine
Maturafragen selbst ausarbeiten.
Matura neu?
Bildungsministerin Claudia Schmied wollte die Pläne
für die neue Matura gegenüber ÖSTERREICH zwar noch nicht bestätigen. Aber:
„Eine Teilzentralisierung für die schriftliche Matura in der AHS wird schon
erprobt.“
Neuer Job für PISA-Haider?
Das neue
Bildungsforschungs-Institut BIFIE wurde mit 1. Jänner eingerichtet. Es soll
u.a. die künftigen PISA-Tests durchführen, einen Bildungsbericht erstellen
und die Bildungsstandards festlegen. 2008 stehen 6,35 Millionen Euro zur
Verfügung, für 2009 und 2010 sind 6,5 Millionen Euro budgetiert. Österreichs
bisheriger PISA-Chef, der SPÖ-nahe Günter Haider, wird als Favorit für einen
der zwei Direktorenposten gehandelt. Die Ausschreibung läuft noch bis 8.
Februar.
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ÖSTERREICH: Wozu soll es die Bildungsstandards geben?
Claudia Schmied: Unser Schulsystem hat ein Problem mit der Qualitätssicherung. Die Leistungsbeurteilungen sind oft vom Schulstandort abhängig. Wir wollen die gleiche Qualität für alle.
ÖSTERREICH: Für welche Stufen soll es Standards geben?
Claudia Schmied: Vorerst für die vierte und die achte Schulstufe. Zwischen AHS und Hauptschule wird es dabei keinen Unterschied geben.
ÖSTERREICH: Wie wollen Sie die Standards überprüfen?
Claudia Schmied: Basis sind externe Tests. Dabei geht es nicht um die Beurteilung der einzelnen Schüler, sondern um eine Rückmeldung an die Lehrer und das System.
ÖSTERREICH: Gibt es auch Konsequenzen für die Schüler?
Claudia Schmied: Nein, die Schüler haben nichts zu befürchten.
ÖSTERREICH: Wann sollen die Bildungsstandards kommen?
Claudia Schmied: Ziel ist eine Regierungsvorlage bis Herbst.
ÖSTERREICH: Sind später auch Bildungsstandards etwa für Maturaklassen geplant?
Claudia Schmied: Für 2008 nicht, aber ich schließe nicht aus, dass es im Zuge der Diskussion weitere Veränderungen gibt. Eine Zentralisierung der Matura wie etwa in Frankreich ist nicht geplant, eine Teilzentralisierung für die schriftliche Matura in der AHS wird aber schon erprobt.