Die Volkspartei will zwar auch eine Zentralmatura im schriftlichen Bereich, hat allerdings noch einige Einwände.
Es sei eine "unabdingbare Notwendigkeit", die Kritik von Lehrern, Schülern und Eltern an der standardisierten Matura und weiteren geplanten Qualitätsstandards zu berücksichtigen, findet ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. Schließlich könne zwischen Theorie und Praxis ein "erheblicher Unterschied bestehen".
Nicht mit ÖVP akkordiert
"Mit Verwunderung" reagiert Amon
darauf, dass SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied die Pläne "im
Alleingang" präsentiert hätte. Bei einem Treffen vor wenigen Tagen sei davon
keine Rede gewesen. In den nächsten Tagen sei eine Besprechung der "Inhalte
und die Zeitleiste für die Umsetzung des Regierungsprogramms geplant".
Amon hat noch Einwände
Die Zentralmatura im schriftlichen
Bereich sei für die ÖVP eine wichtige Garantie von Mindeststandards.
Allerdings müssten auch die Lehrpläne entsprechend adaptiert werden,
zuständig wären die Lehrplankommissionen. Amon will außerdem, dass weiterhin
negative schriftliche Leistungen mündlich korrigiert werden können. Aus dem
Unterrichtsministerium zeigt man sich dazu gesprächsbereit.
Grüne orten "alte" Fehler
Grünen-Bildungssprecher
Harald Walser begrüßt zwar die Zentralmatura, sieht aber zu wenig
Evaluation. Er fordert eine Informationsoffensive für Lehrer, um nicht
"Widerstände vor Ort zu züchten", wie es derzeit der Fall sei. Außerdem
müssten die Ergebnisse der Bildungsstandards in der achten Schulstufe für
die Lehrerfortbildung herangezogen werden. Mit Häme kommentiert er Schmieds
"Bekenntnis, nicht für eine flächendeckende Qualität im Schulsystem
garantieren zu können". Für ihn ist das eine "Folge Jahrzehnte langer,
kontraproduktiver rot-schwarzer Schulkompromisse."
Lehrer haben Bedenken
Reinhart Sellner von der Unabhängigen
Lehrergewerkschaft (ÖLIUG) findet, es gelte, den standardisierten
Klausur-Teil "zu entzaubern". Dabei könne man nur zeigen, ob man
Grundkenntnisse eines Fachs besitze, so Sellner. "Bei der mündlichen Prüfung
und der Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeit muss man dann sein
Allgemeinwissen unter Beweis stellen." Außerdem seien etwa Migranten mit
schlechteren Deutschkenntnissen bei der Klausur benachteiligt, während sie
mündlich Stärken zeigen könnten. Sellner hofft außerdem, dass die drei
Säulen der neuen Matura nicht - wie derzeit geplant - voneinander
unabhängig, sondern verschränkt sein werden.
ÖVP-Schüler
"Schmied hat sich in ihrer Amtszeit
schon des Öfteren durch Aktionen ausgezeichnet, die den Schülerinnen und
Schülern zuletzt dienen - doch ihr neuestes Vorhaben, allen Schülerinnen und
Schülern die gleiche Matura vorzusetzen, ist wohl die Spitze des Eisbergs
der unüberlegten Schnellschüsse", gibt sich Matthias Hansy,
Chef der Schülerunion (ÖVP) schockiert.
Schmieds geplante drei Säulen:
VORWISSENSCHAFTLICHE ARBEIT (VWA):
Die VWA darf in jedem
(schulautonomen- oder Wahlpflicht-) Gegenstand mit mindestens vier
Jahreswochenstunden verfasst werden. Das Thema der 15 bis 20 Seiten langen
Arbeit wird bereits gegen Ende der 7. Klasse mit dem Prüfer festgelegt.
Während der Erstellung der Arbeit müssen Schüler wie Lehrer Protokoll über
die Fortschritte führen, Abgabetermin ist am Beginn des Sommersemesters. Ein
Lehrer darf maximal fünf Schüler bei der VWA betreuen; prinzipiell besteht
freie Prüferwahl. Ein Lehrer kann ein Thema ablehnen, nicht aber einen
Schüler. Wird die Arbeit mit "Nicht Genügend" bewertet,
muss sie mit anderer Themenstellung bis zum Herbst wiederholt werden. Zu den
schriftlichen und mündlichen Maturaterminen darf der Schüler dennoch
antreten.
SCHRIFTLICHE MATURAPRÜFUNG:
Die Schüler können zwischen drei oder
vier Klausuren wählen, verpflichtend sind Deutsch, Mathematik und eine
lebende Fremdsprache. Als vierte schriftliche Prüfung sind, je nach
Schultyp, möglich: eine weitere Fremdsprache, Darstellende Geometrie, Physik
oder Biologie. Damit die Leistungen aller AHS-Schüler vergleichbar werden,
haben sie alle dieselben zentral vergebenen Aufgaben zu erledigen. Zur
Benotung nutzen die Lehrer einen vorgegebenen Korrektur- und
Benotungsschlüssel, anschließend wird die Arbeit noch vom Vorsitzenden der
Prüfungskommission begutachtet. Einen "Zusatz" - also die
Möglichkeit, eine negative schriftliche Arbeit durch eine mündliche
Maturaprüfung auszubessern - gibt es nach momentanem Diskussionsstand nicht
mehr. Negative Klausurarbeiten müssen schriftlich wiederholt werden, künftig
soll das erstmalig in der sechswöchigen Pause vor den mündlichen Prüfungen
möglich sein. Bleibt das "Nicht Genügend" bestehen, kann
zur mündlichen Prüfung trotzdem angetreten werden. Im Herbst gibt es noch
eine Möglichkeit zur Wiederholung.
MÜNDLICHE MATURAPRÜFUNG:
Je nach Zahl der schriftlichen
Klausuren müssen zwei bzw. drei mündliche Prüfungen abgelegt werden. Gewählt
werden darf dabei aus allen Pflicht- oder Wahlpflichtgegenständen mit
mindestens vier Wochenstunden. Die Fachlehrer der Schule stellen für jeden
Gegenstand - je nach Jahreswochenstunden - mindestens drei, aber maximal 24
Themen zusammen. Aus diesem "Themen-Pool" eines Gegenstandes zieht
der Schüler zwei Themen und muss sich für eines entscheiden. Dazu wird ihm
eine vom Lehrer vorbereitete Frage gestellt. Die Prüfung dauert zehn bis 15
Minuten, so dass ein intensiveres Eingehen auf die Fragestellung möglich
ist. Außerdem wird die Zusammensetzung der Prüfungskommission verändert und
ein zweiter Fachprüfer bei der mündlichen Prüfung dabei sein.