Der Wiener Erzbischof unterstreicht die zentrale religiöse Bedeutungdes Sonntags und die Bedeutung für die Familie.
Kardinal Christoph Schönborn tritt für den freien Sonntag ein - auch gegen alle Tendenzen zur Öffnung der Geschäfte am Sonntag. In einem Interview mit der "Kronenzeitung" erinnerte der Wiener Erzbischof am Sonntag daran, dass das dritte der Zehn Gebote (Du sollst den Tag des Herrn heiligen) das "älteste Sozialgesetz" ist. Die Sieben-Tage-Woche mit dem Ruhetag Sonntag sei einer der "ältesten Lebensrhythmen der Menschheit".
Der freie Sonntag verhindere, dass "das Leben zu einer gleitenden Arbeitszeit und einer lückenlosen Einkaufszeit" wird, so Kardinal Schönborn. Wörtlich stellte der Wiener Erzbischof fest: "Der freie Sonntag hat mit der Seele des Menschen, mit seinem Wohl und seinem Glück zu tun. Das darf nicht dem Wettbewerb geopfert werden".
In ihrem Widerstand gegen die Sonntagsöffnung stehe die Kirche nicht allein, erinnerte der Kardinal. Es gebe die "Allianz für den freien Sonntag" zwischen Kirchen, Gewerkschaftlern und Unternehmern. Der freie Sonntag sei bereits in den meisten Landesverfassungen verankert, er sollte auch in der neuen Bundesverfassung verankert werden.
Selbstverständlich müsse in den Bereichen Sicherheit, Verkehr, Gesundheit, Fremdenverkehr auch am Sonntag gearbeitet werden, unterstrich der Wiener Erzbischof: "Aber es besteht keine Notwendigkeit, den Sonntag darüber hinaus zum Arbeitstag zu machen". Wenn die Handelsangestellten jeden Sonntag arbeiten müssten, würden bald andere Branchen nachziehen "und der freie Sonntag wäre zutiefst gefährdet".
Kardinal Schönborn erinnerte an die zentrale religiöse Bedeutung des Sonntags und an die Bedeutung des Sonntags für die Familie. Der Sonntag sei für Christen nicht nur ein Tag, an dem zufällig Gottesdienst gefeiert wird: "Er ist wirklich der 'Tag des Herrn'. Die Sonntagsmesse ist Höhepunkt, Mitte und Quelle des christlichen Lebens". Dieser Tag sei aber auch der Tag der Gemeinschaft, "angefangen von der Familie über den Freundeskreis bis zur Pfarre, zu den Vereinen". Wenn es diese "gemeinsame Atempause" nicht mehr gebe, würden die Gemeinschaften zerfallen: "Welche dramatischen Auswirkungen das auf die Gesellschaft hätte, kann man sich leicht ausmalen".
"Betroffen" sei er über die Haltung mancher Geschäftsleute, die sogar in Kauf nehmen, Pönale zu zahlen, um an den Sonntagen zu öffnen, sagte der Kardinal. Denn letzten Endes seien auch diese Geschäftsleute, ihre Angestellten und Familien Leidtragende, "wenn die Sonntagskultur zerbröselt". Es gebe materielle, "aber auch immaterielle Aspekte", die in Ordnung sein müssen, wenn die Wirtschaft funktionieren soll.