Der Papst hob die Exkommunikation von vier lefebvrianischen Bischöfen auf, die die Shoah leugneten. Schönborn findet die Leugnung schändlich.
Kardinal Christoph Schönborn hat jegliche Form der Holocaust-Leugnung verurteilt. "Jeder Christ, der seinen Glauben ernst nimmt, muss sich vor den jüdischen Wurzeln seines Glaubens beugen. Es ist schändlich und beängstigend, dass es immer noch Stimmen gibt, die offen die Shoah leugnen und das Existenzrecht des jüdischen Volkes bestreiten", schrieb Schönborn in einem Brief an den Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg anlässlich des weltweiten Holocaust-Gedenktages.
"Schmerzhafte Wunde"
Der Erzbischof von Wien betonte,
dass der Holocaust eine "schmerzhafte Wunde und eine Schande für Europa"
bleibt. Er unterstrich, dass sich auch Christen an diesem großen Verbrechen
beteiligt oder weggeschaut haben. Einige Menschen hätten die Juden auf
Kosten ihres eigenen Lebens gerettet, "es waren aber viel zu wenige."
"Die Stellungnahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Päpste haben den Christen klar gemacht, dass die Erinnerung an die hebräischen Wurzeln des Christentums auch Zuneigung für das zeitgenössische Judentum einschließt. Dies ist besonders in einer Zeit wichtig, in der die dramatischen Konflikte im Nahost die Gefahr eines Aufflammens alter antisemitischer Vorurteile beinhalten", erklärte Schönborn.
Keine Billigung der Williamson-Aussagen
"Medien-Bischof" Egon
Kapellari sagte am Dienstag auf Anfrage von "Kathpress" zu den Diskussionen
um die Aufhebung der Exkommunikation für vier lefebvrianische Bischöfe und
die Leugnung der Shoah durch einen dieser Bischöfe: "Die vier
lefebvrianischen Bischöfe wurden seinerzeit wegen ihrer rechtswidrigen
Bischofsweihe vom Papst exkommuniziert. Die Aufhebung dieser Exkommunikation
durch Papst Benedikt XVI. kann und darf nicht als Billigung der Äußerungen
eines dieser Bischöfe - des Briten Richard Williamson - über den
nationalsozialistischen Massenmord an Juden verstanden werden."
Öffentlich distanziert
Von diesem Bischof hätten sich unter
anderen der vatikanische Mediensprecher, der Jesuit P. Federico Lombardi,
und Kardinal Walter Kasper, Vorsitzender der vatikanischen Kommission für
die religiösen Beziehungen zum Judentum, sowie auch der deutsche Obere der
lefebvrianischen Priesterbruderschaft, Franz Schmidberger, öffentlich
distanziert. Die Rückkehr der lefebvrianischen Bischöfe - die
Priesterbruderschaft Pius X. des ultrakonservativen französischen
Erzbischofs Marcel Lefebvre - in die katholische Kirche könne für die Kirche
im Ganzen in keiner Weise als Abschied vom Zweiten Vatikanischen Konzil
verstanden werden.