Drohende Abschiebung
Schönborn: Zogajs sollen bleiben
12.11.2009
Schock für Arigona: Laut Asylbescheid soll die 17-Jährige nun doch in den Kosovo abgeschoben werden. Jetzt will sie weiterkämpfen.
Arigona Zogaj (17) glaubte, in Österreich ein neues, sicheres Leben gefunden zu haben. Donnerstagfrüh wurde diese Illusion mit dem Inhalt einer SMS ausgelöscht. Es war 7 Uhr, Arigona zog sich gerade für den Schulweg an, als die Nachricht ankam. Sie und ihre Familie sollen in den Kosovo abgeschoben werden, warnte ein Bekannter.
Es war ein Schock ohne Vorwarnung: Weder die Familie Zogaj noch deren Anwalt Helmut Blum hatten den 140-Seiten-Bescheid vorher zu Gesicht bekommen. Das Dokument wurde erst gestern Vormittag per Post zugestellt. Arigona brach weinend zusammen. Sie versuchte mit letzter Kraft sich an ihr neues Leben in Österreich zu klammern und so zu tun, als existiere der Bescheid nicht. Sie packte ihre Tasche und ging tapfer in die Schule. Starke Medikamente verhinderten dabei einen schlimmeren Zusammenbruch.
Suizidgefahr
Arigona muss schon seit längerer Zeit
Psychopharmaka nehmen. Dreieinhalb Wochen wurde sie wegen eines
Nervenzusammenbruchs und Suizidgefahr in der geschlossenen Anstalt der
Linzer Kinderklinik behandelt. Ihr Zustand wird nach wie vor als äußerst
labil beschrieben.
Pfarrer Josef Friedl, der sich seit jetzt schon zwei Jahren um die Familie kümmert: „Das ist eine menschliche Katastrophe.“ Er fürchte nun um das Leben der 17-Jährigen und ihrer Mutter Nurie. Unterstützer der Familie wollen jetzt weiterkämpfen: „Es gibt die Möglichkeit der Berufung in der zweiten Instanz, und die wird genutzt werden“, so Flüchtlingsbetreuer, Christian Schörkhuber.
Schönborn: Zogajs sollen bleiben
Am Freitagabend schlug sich
Kardinal Christoph Schönborn auf die Seite der Familie Zogaj. Er hält ein
humanitäres Bleiberecht für völlig in Österreich integrierte Familien für
angebracht. Somit sollten die Zogajs in Österreich bleiben können. "Es würde
dem Land keinen Schaden zufügen, wenn diese Familie bleiben könnte", sagte
er in der "ZiB 2". Es habe sich eine Reihe von sehr verantwortungsbewussten
Menschen dafür ausgesprochen, den Zogajs humanitäres Bleiberecht zu
gewähren, betonte Schönborn.
Zogaj-Anwalt Helmut Blum wird sich in den nächsten zwei Wochen an den Asylgerichtshof wenden. Der könnte entscheiden, dass die Abschiebung aus humanitären Gründen nicht möglich sei. Die Berufung hat in jedem Fall aufschiebende Wirkung.
Schubhaft?
Dennoch lebt Familie Zogaj jetzt in Angst. Kein
Wunder: Der zuständige Bezirkshauptmann Peter Salinger sagt offen, wie die
übliche Vorgangsweise wäre: Reisen die Betroffenen nicht freiwillig aus,
müssen sie in Schubhaft genommen und abgeschoben werden.
In einer ersten Reaktion gegenüber ÖSTERREICH sagte Arigona: „Ich werde nicht aufgeben. Ich muss stark sein, damit ich für meine Mama und meine Geschwister da sein kann.“
Auszug
aus dem Abschiebebescheid.