Nach den Osterferien wollen sie gegen die Pläne von Unterrichtsministerin Schmied auf die Straße gehen.
Ein bunt gemischtes Publikum hat am Donnerstag gegen den Plan von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied demonstriert, Lehrer zwei Stunden pro Woche länger in die Klassen zu schicken. An dem Protestmarsch "gegen Bildungsraub" vom Stephans- zum Ballhausplatz, zu dem die SPÖ-nahe Aktion Kritischer Schüler (AKS) und die linken Jugendorganisationen "Revolution" und "Funke" aufgerufen hatten, nahmen laut Polizei 1.300, nach Angaben der Veranstalter bis zu 3.000 Jugendliche teil. Nach den Osterferien soll ein landesweiter Schulstreik stattfinden.
Mehrarbeit ist keine Bildungsreform
Die AKS trat primär dagegen
auf, dass "Mehrarbeit" von Lehrern "uns als Bildungsreform
verkauft wird, obwohl in der Bildungspolitik seit Jahren nichts
weitergegangen ist", wie Florian Kolar von der AKS. Die Reformprojekte
Schmieds bewertete er als Schritt in die richtige Richtung, allerdings
dürften diese nicht auf Kosten der Lehrer umgesetzt werden. Auf ihren
Schildern griff die AKS auch die offiziellen Lehrer-Vertreter an: "Keine
Solidarität mit den Konservativen - für eine fortschrittliche
LehrerInnengewerkschaft".
Schmied ist "Bildungsterrorist"
Einen härteren Ton
schlugen Vertreter der sozialistischen "Revolution" an, die "Claudia
Schmied - Bildungsterrorist" und "Bildung für alle, sonst gibt's
Krawalle" skandierten. Ihr Sprecher, Roman Birke, machte rasch den
Schuldigen an der aktuellen Bildungsdebatte aus: die Politik und den
Kapitalismus. "Die Regierung verfolgt einzig und allein die Interessen
der großen Banken und Konzerne. Dazu sagen wir Nein!"
Bundesweiter Streik nach Ostern
Sebastian Kugler, Schulsprecher
der AHS Fichtnergasse in Wien-Hietzing, kritisierte, dass Lehrer "immer
als erste" für Fehler der Politik zu zahlen hätten. "Wir
Schüler wissen, dass unsere Feinde nicht im Lehrerzimmer sind, sondern im
Parlament!" Die heutige Demo könne daher erst der Anfang sein, nach den
Osterferien werde ein bundesweiter Schulstreik folgen.
Nicht alle glücklich mit Aufmarsch
Ähnlich war der Tenor
bei den Ansprachen anderer Schülervertreter, die allesamt mit Applaus und
Jubel goutiert wurden - und das nicht zur Freude aller Anwesenden. "Die
könnten auch sagen, dass 'New Yorker' (eine Modemarke, Anm.) das Beste ist
und alle würden genauso jubeln", murrte eine Jugendliche. Auch ein
17-jähriger Schüler des Schottengymnasiums zeigte sich "unglücklich,
was hier an politischen Meinungen transportiert wird".
Protest ohne jede Ahnung
Teilweise kamen ganze Klassen in
Begleitung von Lehrern, um zu verhindern, dass Schülern wegen unerlaubten
Fernbleibens vom Unterricht Fehlstunden eingetragen würden. Dabei dürfte
allerdings nicht allen Anwesenden klar gewesen sein, warum sie eigentlich da
waren. Frage eines Schülers an die Lehrerin: "Sind die für uns?"
Antwort: "Ja, die sind alle für euch!" Andere Teilnehmer
nutzten die Demo zum Frühschoppen, verzichteten allerdings auf die Weißwurst
und öffneten schon am Stephansplatz um 9.30 Uhr die erste Dose Bier.