BAWAG-Reise
Schüssel bestätigt Einladung, dementiert Vorwürfe
23.09.2006
Die FPÖ will nach einer BAWAG-Reise Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bei der Staatsanwaltschaft anzeigen.
Die BAWAG hat wieder einmal hohe Wellen geschlagen. Diesmal ging es um eine Bulgarien-Reise von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf Einladung der Gewerkschaftsbank.
Schüssel auf BAWAG-Kosten in Sofia
Laut einem Nachrichtenmagazin ließ sich Schüssel im März 2003 von der BAWAG zu einer Reise in die bulgarische Hauptstadt Sofia einladen. Gastgeber seien der damalige BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner, dessen langjähriger Geschäftspartner Martin Schlaff und der ehemalige ÖVP-Parteiobmann Josef Taus gewesen. SPÖ, Grüne und FPÖ forderten sofortige Aufklärung, Schüssels Sprecherin betonte, dass es sich um eine offizielle Reise gehandelt habe.
Reise im Privatjet
Die Reise erfolgte in einem von der BAWAG finanzierten Challenger-604-Privatjet, der zu diesem Zeitpunkt PLO-Chef Yasser Arafat gehörte. Kanzlersprecherin Heidi Glück erklärte dazu, dass die Jets ganz normal vermietet worden seien. Das hätte mit der politischen Funktion Arafats nichts zu tun.
Ehrenschutz für ein Konzert
Mit an Bord der Maschine waren damals auch Casinos-Austria-Chef Leo Wallner sowie Staatsoperndirektor Ioan Holender. Auf dem Programm standen demnach ein Besuch der Oper Sofia und ein anschließendes Galadinner. Laut Glück hat es sich bei dem Event um ein Konzert mit österreichischen Musikern unter dem Ehrenschutz von Schüssel und des damaligen bulgarischen Premiers Simeon Sakskoburggotski gehandelt.
Werbung für Bösendorfer
Dabei seien von Seiten Österreichs mehrere Bösendorfer-Klaviere - die BAWAG hat die Klaviermanufaktur im Jahr 2001 gekauft - an bulgarische Musikschulen überreicht worden. Mit dem Konzert sei es auch um Unterstützung für Bösendorfer gegangen, also Werbung für das Unternehmen zu machen und neue Märkte zu erschließen, sagte Glück.
MobilTel-Verkauf zur gleichen Zeit
Zeitgleich war damals Taus im Auftrag der BAWAG mit dem Verkauf einer Beteiligung am bulgarischen Mobilfunkanbieter MobilTel befasst. Die MobilTel war kurz nach dem Besuch Schüssels für 1,6 Mrd. Euro an die Telekom Austria Tochter Mobilkom verkauft worden, die Verkäufer hatten damals einen Gewinn von rund 400 Mio. Euro.