"Offengelegt"
Auszüge aus der Schüssel-Bio Teil 2
14.09.2009
Diesmal: Kampf Schüssel gegen Haider aus dem neuen Buch des ehemaligen schwarzen Bundeskanzlers.
Vizekanzlerin Riess-Passer
In den Tagen vor der Angelobung
erstellen Haider und er die Ministerlisten. Schüssel ist nicht sicher, ob er
Bundeskanzler werden soll und bietet Waltraud Klasnic und Maria Schaumayer
den Posten an. Beide schlagen das Angebot aus.
Erst kurz vor der Angelobung erwähnt Haider gegenüber Schüssel die Namen Susanne Riess-Passer und Herbert Scheibner, wer ihm als Vizekanzler lieber wäre. Der ÖVP-Chef nennt spontan Scheibner. (...) Haider entscheidet dann genau umgekehrt. Schüssel und Riess-Passer vermuten, dass er das deswegen tut, damit (...) er selbst von Kärnten aus alle Fäden in der Hand halten kann.
Orangensaft zur Angelobung
Vor der Angelobung gibt es mehrere
Schüssel-Klestil-Treffen. Hier unterbreitet Klestil ein 10-Punkte-Programm,
indem sich Schüssel dem Bundespräsidenten unterwerfen soll.
Der Bundespräsident verlangt (...), dass ihn Kanzler und Vizekanzlerin wöchentlich (...) über ihre Vorhaben informieren müssen.(…) Personalentscheidungen im Außen- und im Verteidigungsministerium will sich der Bundespräsident persönlich vorbehalten und dergleichen mehr.(…) Schüssel und Riess-Passer teilen dem Bundespräsidenten ihre Ablehnung mit. Wenig später erfolgt ein weiterer Anruf aus der Präsidentschaftskanzlei. Ein Mitarbeiter fragt, ob zum traditionellen Anstoßen nach der Angelobungszeremonie Wasser und Orangensaft genügen.
Entfremdung von Haider
Trotz der EU-Sanktionen zieht die
Regierung ihr Programm durch. Doch je mehr Anerkennung Riess-Passer und
Grasser ernten, um so mehr verbittert Jörg Haider. Bei einer Krisensitzung
Pfingsten 2000 kommt es zum legendären Porsche-Foto.
Nach einer Unterredung in Kärnten, die positiv verläuft, überredet Haider den Kanzler, doch mit ihm zu einem Volksfest in der Nähe zu fahren.(...) Was er nicht weiß, ist, dass dieser Fotografen an der Strecke postiert hat, die Haider als Lenker der schwarz-blauen Regierung ablichten sollen. Schüssel ärgert sich still. (...) Tatsächlich kann Haider die Reformen der Regierung mitunter zwar verzögern, aber nie verhindern. (...) Außerdem weiß Haider genau: Er ist nur dank der Stimmen der ÖVP zum Kärntner Landeshauptmann gewählt worden. (...) Aus diesem Grund bleibt Schüssel gegenüber Haider immer hart.
Unterwegs nach Knittelfeld
Der Bruch zwischen Haider und
Riess-Passer passiert im Februar 2002. Sie bricht in die USA auf, Haider
besucht ohne Wissen von Riess-Passer den „USA-Feind“ Irak.
Die FPÖ-Chefin löchert Haiders Sekretär so lange, bis er zugibt: Ja, der Landeshauptmann ist im Irak. Riess-Passer ist geschockt. (...)Nachdem Haider wieder in Kärnten gelandet ist, bleibt er für Riess-Passer stundenlang unerreichbar. Als sie ihn endlich ans Telefon bekommt, teilt er ihr mit, dass er auch bei Saddam Hussein im Palast vorbeigeschaut hat. Riess-Passer, gerade auf dem Weg nach Washington, schreit ihren ehemaligen Chef an, ob er eigentlich verrückt geworden ist. Die in der Woche davor in einer großen Zeitung erschienen Ankündigung „Riess-Passer – als erste FPÖ-Politikerin im Weißen Haus“ hat sein Ego tief verletzt. (...) Riess-Passer ist zutiefst gebrochen. (...) Es ist der endgültige Bruch.