Kanzler-Krise
Schüssel fände SP-Obmannwechsel "äußerst seltsam"
14.06.2008
Für Ex-Bundeskanzler Schüssel wäre eine Ablöse Gusenbauers "äußert seltsam". Sie hätte wohl aber Auswirkungen auf die Koalition.
Der ÖVP-Klubobmann und frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel kann sich "nur schwer vorstellen", dass die SPÖ ihren Parteichef Alfred Gusenbauer absetzt: "Es wäre doch äußerst seltsam", wenn jene Partei, die bei der Nationalratswahl 2006 die Stimmenmehrheit errungen habe, ihren eigenen Chef und Kanzler "zum Rücktritt zwingt", sagte er am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal".
"Alles hat Auswirkungen"
Wie die ÖVP auf einen Wechsel
der SPÖ-Spitze reagieren würde, sei ausschließlich Sache des VP-Obmanns
Wilhelm Molterer, betonte Schüssel. Allerdings: "Alles hat Auswirkung, das
ist ja keine Frage." Ziel müsse aber sein, "im Interesse der Bürger an den
Arbeitsplatz" zurückzukehren. Spekulationen, die "niemandem etwas bringen",
seien da nur schädlich. Er spreche aus eigener Erfahrung, betonte Schüssel
für die ÖVP: "Wir haben das in Jahrzehnten auch praktiziert."
Ablöse van Staas
Für Tirol, wo die ÖVP bei den jüngsten
Landtagswahlen deutliche Verluste eingefahren hatte, fände es Schüssel
"schon sehr sinnvoll", wenn zur Landtags-Konstituierung am 1. Juli eine
Regierung stünde. "Wenn eine solche Grundsatzentscheidung getroffen ist,
sind Personalfragen zu lösen." Ob VP-Innenminister Günther Platter nach
Tirol soll, "müssen die Tiroler entscheiden". Eine Ablöse des Tiroler
SP-Chefs Herwig van Staa empfiehlt er aber zumindest indirekt: "Ich habe es
so gehalten nach dem Wahlergebnis (bei der Nationalratswahl, Anm.) vor zwei
Jahren. Ich führe die Verhandlungen, und dann trete ich in die zweite Reihe
zurück. Und das hat sich auch sehr bewährt."