Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Chefredakteurin Daniela Bardel.
Wir müssen endlich etwas tun! Ministerin Leonore Gewessler bringt es in ihrem emotionalen Kommentar zum neunten Frauenmord in Wien-Brigittenau auf den traurigen Punkt: Österreichs Frauen sind immer noch zu wenig geschützt!
Es war bekannt, dass der Täter das Opfer – seine Ex-Freundin – mehrmals bedroht hatte. Und dennoch ist nichts passiert.
Es ist bekannt, dass viele Gewalttaten passieren, wenn Frauen sich zu wehren beginnen. Fast scheint es so, dass es für sie in Österreich einem Todesurteil gleichkommt, wenn sie eine Wegweisung ihres Ex- oder Noch-Partners veranlassen!
Es ist eine Schande, dass Österreich bei Frauenmorden die EU-Spitze anführt – ein Land, das viel Geld, einen riesigen Polizei- und Justizapparat und eine aufgeklärte Gesellschaft hat.
EU-Platz 1 bei Frauenmorden ist eine Schande
Die Politik bemüht sich zu betonen, dass Geld in Gewaltschutzeinrichtungen fließt. Aber im Vergleich zu anderen Budgets – und auch Staaten – nahezu lächerlich wenig!
Und noch immer wird zu wenig auf die Männer, die dann zu Tätern werden, geachtet. Die Frauen sollen in die Beratung oder in ein Frauenzentrum flüchten – doch die Männer laufen meist unbetreut und frei herum, können nahezu ohne Konsequenzen Frauen bedrohen und verfolgen. Erst wenn etwas passiert – Körperverletzung oder sogar Mord –, wird reagiert. Zu spät!
Und die Coronakrise ist an dieser schrecklichen, traurigen Situation nicht schuld – schon vor der Pandemie war Österreich bei Gewalt an Frauen an der Spitze der EU. Kein Platz 1, auf den man stolz sein kann.