Interview mit Frank Stronach:

»Schulden- Ehrenkodex für Politiker«

27.11.2011

ÖSTERREICH sprach mit Magna-Gründer Frank Stronach über die Probleme Europas und seine Ideen, unser Land grundlegend zu reformieren.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

ÖSTERREICH: Womit sind Sie in Österreich unzufrieden?
Frank Stronach: Wir haben einige gewaltige Strukturfehler. Wir haben eine schlechte Budgetpolitik, machen mehr und mehr Schulden, ein viel zu kompliziertes Steuersystem und zu viel Verwaltung.
ÖSTERREICH: Wo versagen Österreichs Politiker?
Stronach: Eine Regierung ist das Managementteam eines Landes. Leider – und ich meine das nicht zynisch – besteht dieses Managementteam aus Politikern. Das Mandat eines Politikers ist, gewählt und wiedergewählt zu werden. Das heißt, das Land wird durch politische anstatt durch sozialökonomische Überlegungen und Strukturen geleitet.
ÖSTERREICH: Würden Sie eine zivilisierte Idee für eine neue Partei unterstützen?
Stronach: Wir brauchen eine Revolution des Denkens. Das neu gegründete Stronach-Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit erarbeitet gerade eine Charta, einen Ehrenkodex mit gewissen Grundprinzipien. Wenn Leute vortreten, die für diese Grundprinzipien stehen und dafür eine zivilisierte Partei gründen, würde ich das finanziell unterstützen.
ÖSTERREICH: Würden Sie sich bei der Gründung einer Partei auch als Person einbringen?
Stronach: Ich will kein Amt, sondern meine Erfahrung und Ressourcen einbringen, um den Lebensstandard der Österreicher zu heben, Armut zu reduzieren und den nächsten Generationen eine gute Zukunft zu ermöglichen.
ÖSTERREICH: Sie nannten den Euro eine Missgeburt.
Stronach: Es ist falsch, dass ein Land mit vernünftigen Wirtschaftsstrukturen ein Land mit schlechten Strukturen subventioniert. Viele von Europas Problemen wurden durch die Gründung der Währungsunion verschärft.
ÖSTERREICH: Ist eine Bewegung wie Occupy Wall Street in Österreich denkbar?
Stronach: Wir haben das Recht zur freien Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit. Somit ist das auch in Österreich denkbar. Die große Kluft zwischen den Kapitalisten und den Arbeitern muss sich ändern. Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeiter am Wirtschaftswachstum beteiligt sind. Das würde zu ökonomischen Demokratien führen.
ÖSTERREICH: Welche Regeln sollte die Politik aus der Wirtschaft übernehmen?
Stronach: Es braucht klare Regeln, die eine Regierung einzuhalten hat. Sollten die Regeln gebrochen werden, müsste der Politiker zurücktreten. Politiker können von der Wirtschaft lernen, was verantwortungsvoller Umgang mit dem Geld der Aktionäre – in dem Fall der Bürger – heißt.
Interview: Karl Wendl

Zur Vollversion des Artikels