Förderkurse und Lern-Coaches: Sitzenbleiben wird Geschichte.
SPÖ-Unterrichtsministerin Schmied krempelt die Oberstufe um: Sitzenbleiben soll die Ausnahme werden. Begabte werden gefördert.
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Die Koalition hat sich auf eine Totalreform der Oberstufe geeinigt: Bis 2016 soll praktisch kein Schüler mehr eine Klasse wiederholen müssen. „Auf diese Weise wird die teure Nachhilfe vermieden“, so SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied. „ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon lobt das Tempo: „Wir sind im Zeitplan.“
Modulsystem fördert Schwache & Begabte
So wird die neue Schule:
- Der Aufstieg in die nächste Schulstufe soll künftig mit bis zu drei Fünfern möglich sein. Erst ab dem vierten „Fleck“ heißt es: „Sitzen geblieben“.
- Das Semesterzeugnis wird aufgewertet. Es ist keine Schulnachricht mehr, sondern ein echtes Zeugnis.
- Jedem Zeugnis liegt ein Detailblatt vor, in dem vermerkt ist, in welchem Modul der jeweilige Schüler negativ ist. Über dieses muss im kommenden Semester eine Prüfung abgelegt werden. Bis 4 Antritte sind möglich. Ab dem 3. Antreten hat der Schüler das Recht, die Prüfung bei einem anderen Lehrer abzulegen.
- Der Semesterstoff wird in mindestens zwei Teile zerlegt. Schwache können das Modul, in dem sie negativ waren, im nächsten Semester nachholen.
- Das Modulsystem fordert aber auch mehr Leistung: Einen „Fünfer“ im Halbjahreszeugnis im Sommer auszubessern, ist nicht mehr möglich. Beispiel: Wer etwa in Englisch im Februar einen Fünfer hatte, konnte sich diesen im 2. Semester (in dem andere Kapitel gelehrt wurden) „ausbügeln“. Nun müssen Schüler in jedem Semester positiv sein.
- Begabte können Module vorzeitig absolvieren.
- In positiv absolvierten Fächern kann sich der Schüler nicht mehr verschlechtern.
- Unterstützung bekommt der Schüler von einem Lern-Coach (Mentor, Tutor) seiner Wahl. Dazu können Förderkurse kommen. „Wie das Angebot aussieht, entscheiden die Schulen autonom“, so Schmied.
Beide Förderformen werden den Lehrern extra abgegolten (deshalb macht die Gewerkschaft mit). Teurer werde es insgesamt nicht: Die „Sitzenbleiber“ kosten Österreich nämlich allein 45 Millionen Euro.
Ein Test in 27 Schulen ergab: Die Zahl der „Repetenten“ wurde um 60 % reduziert. 2012 bis 2016 werden alle Schulen umgestellt.
Ehrenrunde: 10.000 Schüler bleiben jedes Jahr sitzen
Vor allem Mathematik und Fremdsprachen bereiten den Schülern Probleme.
Das Sitzenbleiben ist vor allem ein Problem in der Oberstufe: 10 % aller Oberstufenschüler in Österreich schaffen jedes Jahr den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse nicht. In der Unterstufe sind es weit weniger: 1,6 % in der Hauptschule, 4 % in der AHS-Unterstufe.
Zumeist werden den Schülern die Fächer Mathematik oder Fremdsprachen zum Verhängnis. An berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind es oft auch fachtheoretische Gegenstände. „Fleck“-Spitzenreiter bei den Schultypen sind das Gymnasium und BHS. Bei den BAKIPS für angehende Kindergärtnerinnen ist die Rate am geringsten.