Laut ÖSTERREICH-Umfrage unterstützt erstmals die Mehrheit den Vorstoß von Wissenschaftsministerin Karl eines „Gymnasiums für alle“.
Breite Zustimmung von der SPÖ – und auch einige zaghafte Unterstützungserklärungen aus der ÖVP: So lässt sich die Reaktion auf den Vorstoß von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl nach einem „Gymnasium für alle 10- bis 14-Jährigen“ zusammenfassen. Von SPÖ-Klubobmann Josef Cap bis zu den Gewerkschaftsfraktionen – geschlossen streuten die Roten Karls Wunsch nach einem Ende der Trennung zwischen Hauptschule und AHS Rosen. Zustimmung auch auf der Straße: Denn laut brandaktueller ÖSTERREICH-Umfrage sprechen sich immerhin 50 Prozent der Befragten für eine Gesamtschule aus, nur 43 Prozent sind dagegen.
Auf der anderen Seite eisernes Schweigen der offiziellen ÖVP, die zuvor einen Frontalangriff gegen die eigene Ministerin geritten hatte. Gestern meldeten sich dann doch einige prominente Unterstützer zu Wort. Der steirische VP-Landesvize und Karls politischer Mentor Hermann Schützenhöfer: „Denken wird wohl noch erlaubt sein“, so der Steirer unwirsch. Die Schule in Österreich sei derzeit im Umbruch, es gehe um die „beste Lösung für die Schüler“. Auch Wirtschaftskammer-Chef Leitl springt Karl bei und will „mit Experten und Pädagogen verkrustete Strukturen aufbrechen“.
Lehrer fürchten wieder einmal Gagenkürzung
Auch
Familienstaatssekretärin Christine Marek freut sich über die „wichtige
Diskussion, weg von der Ideologie hin zu dem, was Kinder wirklich brauchen.“
Von der Parteilinie kann sich dann aber auch ÖAABlerin Marek nicht trennen:
„Eine Differenzierung im Schulangebot ist grundsätzlich wichtig.
Einheitsbrei funktioniert nicht.“
Karl selbst versucht die Wogen zu glätten: Im ÖSTERREICH-Gespräch verweist sie auf das Bildungskonzept des VP-Arbeitnehmerbundes ÖAAB – es sieht eine „durchlässige Hauptschule“ vor – als Grundlage für ein Bildungspaket. Jetzt hat sie aber einen mächtigen Feind: die VP-dominierte Lehrergewerkschaft. Der geht es vor allem ums Geld. Denn derzeit werden die AHS-Lehrer besser entlohnt. Sollte sich die Gesamtschule durchsetzen, würden deren Gagen wohl eher in Richtung jener der Hauptschullehrer nach unten nivelliert werden, als umgekehrt.
Tausche Gesamtschule gegen Studiengebühren
Bis zum Herbst
will die ÖVP mit einer Stimme sprechen – und ein Bildungspapier vorlegen –
als Grundlage für weitere Schritte mit der SPÖ. Karl soll dann mit
SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied die künftige Bildungspolitik
aushandeln. Mit ihrem Vorschlag, „Gymnasium für alle“, hat die Ministerin
der SPÖ bereits die Hand gereicht. Jetzt erhofft sich Karl ein
Entgegenkommen der Roten bei Uni-Zugang und Studiengebühren.
"Mit Widerstand kann ich leben" kns |