Der tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg findet die "pazifistische Ausrichtung bei einem Verteidigungsminister sonderbar."
Der tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg hat am heutigen Donnerstag die Kritik von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) an dem geplanten US-Raketenschild zurückgewiesen. Darabos hatte das Vorhaben der USA, in Tschechien und Polen einen Raketenabwehrschirm zu errichten, als "Provokation" bezeichnet. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte Schwarzenberg, dass Österreich bereits 1955 die Neutralität gewählt habe und von dieser Politik ausgehe. Außerdem habe Österreich "große Wirtschaftsinteressen in Russland und umgekehrt". Österreich sei daran interessiert, bestmögliche Beziehungen mit Russland zu haben.
"Sonderbarer Verteidigungsminister"
"Herr Darabos ist
ein Mensch mit ausgesprochen pazifistischer Ausrichtung, was bestimmt
lobenswert, allerdings bei einem Verteidigungsminister sonderbar ist."
Darabos habe sich auch darum bemüht, die Ausrüstung der österreichischen
Armee mit modernen Flugzeugen zu stornieren. "Er hat einfach seine
Auffassungen, was ich ihm überhaupt nicht vorwerfe (...), allerdings wäre
ich glücklicher, wenn er seine Einwände mit uns diskutieren und dann auch
eine andere Auffassung hören würde, anstatt es den Medien anzuvertrauen",
betonte Schwarzenberg in Anspielung auf das jüngste "Presse"-Interview von
Darabos.
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Österreich sei ein neutrales und von NATO-Mitgliedern umgebenes und verteidigtes Land. In einem solchen Fall sei es "einfacher, darüber zu reden", so der parteilose tschechische Diplomatie-Chef, der von den tschechischen Grünen für die Regierung nominiert worden war.
Darabos bezeichnet Raketenschild als Provokation
Darabos hatte in
dem "Presse"-Interview die Raketenabwehr-Pläne der USA in Zentraleuropa als
"Provokation" bezeichnet. "Ich persönlich halte den Weg, den die USA hier
einschlagen, für falsch", sagte der Verteidigungsminister in Richtung
Washington. "Es hat keinen Sinn, ein Raketenabwehrsystem in Europa
aufzubauen. Dadurch werden nur unnötig alte Debatten des Kalten Krieges
wieder angefacht. (...) Da werden alte Geister heraufbeschworen, die wir
eigentlich schon vertrieben hatten."