Wilfried Berchtold (ÖVP) soll eine Parteifreundin vergewaltigt haben.
Wilfried Berchtold (ÖVP), Bürgermeister der Vorarlberger Stadt Feldkirch, muss sich wegen des Verdachts der Vergewaltigung vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Feldkirch brachte am Dienstag eine entsprechende Anklage beim Landesgericht Feldkirch ein. Berchtold meldete sich unterdessen aus dem Krankenstand zurück und nahm die Amtsgeschäfte wieder auf. Ein Termin für eine Verhandlung könnte laut Gerichtssprecher Reinhard Flatz Anfang nächsten Jahres fixiert werden.
Vorwurf der Vergewaltigung
Die Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelte seit März 2010 in der Causa. Berchtold soll sich im Herbst 2009 auf einer Klausurtagung der Feldkircher ÖVP im Bregenzerwald an einer Parteikollegin vergangen haben, angeblich in seinem Hotelzimmer. Der 56-jährige Berchtold weist die Beschuldigung "ganz entschieden" zurück. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Oktober 2010 legte Berchtold sein Amt als Bürgermeister und Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbands zurück und ging in den Krankenstand. Wegen "unzähliger Zeichen der Solidarität aus der Bevölkerung" und des Rückhalts seiner Familie meldete er sich am Dienstag in den Dienst im Rathaus zurück.
Berchtold: "Vertraue der Gerichtsbarkeit"
Bürgermeister Berchtold zeigte sich enttäuscht, dass die Staatsanwaltschaft für die Entscheidung über eine mögliche Anklageerhebung "ein dreiviertel Jahr gebraucht hat". Letztlich sehe er aber in einem ordentlichen Gerichtsverfahren "die beste Möglichkeit, die erhobenen Vorwürfe eindeutig zu klären und durch einen Richterspruch endgültig aus der Welt zu schaffen". Er vertraue der Gerichtsbarkeit und erwarte sich nichts anderes als einen Freispruch. Von der Öffentlichkeit erhoffe er sich, dass die Unschuldsvermutung "tatsächlich gelebt wird". Sein Verteidiger Karl Rümmele wollte das Einlangen der schriftlichen Anklage abwarten und dann über einen möglichen Einspruch gegen die Anklageerhebung entscheiden.
Gemeindeverband steht hinter Berchtold
Wie aus dem Feldkircher Rathaus verlautete, will sich Berchtold vorläufig in erster Linie auf seine Arbeit als Stadtoberhaupt konzentrieren. Nach Angaben von Harald Sonderegger, dem Vizepräsidenten des Vorarlberger Gemeindeverbands, liegt die Entscheidung über die Rückkehr an die Spitze des Gemeindeverbands bei Berchtold selbst. Der Gemeindeverband steht dezidiert hinter Berchtold und verwies auf die Unschuldsvermutung.
Sausgruber fordert zügiges Gerichtsverfahren
ÖVP-Landesobmann Landeshauptmann Herbert Sausgruber erklärte am Nachmittag, dass aus seiner Sicht alle Entscheidungen über die Ausführung des Bürgermeister-Amtes in Feldkirch zu treffen seien. "Für mich hat sich an der Unschuldsvermutung durch die Entscheidung der Staatsanwaltschaft nichts geändert. Das Gerichtsverfahren sollte möglichst zügig durchgeführt werden", so Sausgruber. Bei Bekanntwerden der Anschuldigung gegen Berchtold im Oktober hatte Sausgruber von einer Belastung für Berchtold und seine Familie, aber auch für die Partei und die politische Diskussion gesprochen, ohne Berchtold den Rücktritt nahezulegen.
Steit 1991 Feldkircher Bürgermeister
Der vierfache Familienvater Berchtold ist seit 1991 Bürgermeister von Feldkirch, der mit knapp 31.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Vorarlbergs. Im März wurde er in der Direktwahl mit 76,2 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, damit schnitt er persönlich noch um über acht Prozentpunkte besser ab als seine Partei, die ÖVP. Die Präsidentschaft des Vorarlberger Gemeindeverbands übernahm Berchtold 1995.