Schönborn zu Senger:
Sex ist etwas "Gott-Gewolltes"
26.03.2009
Laut Kardinal Christoph Schönborn hat die Kirche kein Problem mit der Sexualität - Das sagte er in einer Debatte mit "Sexpertin" Gerti Senger.
Täuschen, Lügen, Flunkern: "Nirgends wird so viel gelogen wie über die Sexualität", heißt es. Ob etwas Wahres an dieser Aussage dran ist, darüber haben Mittwochabend in Wien unter anderem "Sexpertin" Gerti Senger, Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Musiker Johnny Palmer diskutiert. Schönborn meinte im "Nacht-Talk" der "Akademie für Evangelisation", dass für die Kirche Sexualität kein heißes Eisen ist und stellte klar: "Es ist ein massives Vorurteil, dass die Kirche ein Problem damit hat."
"Sex ohne Lügen gibt's nicht"
Egal ob ein
vorgetäuschter Orgasmus oder falsche Antworten bei eine Umfrage - Sex ohne
Lügen, das gibt es laut Gerti Senger nicht. Sogar Studien seien mit Vorsicht
zu genießen, denn: Wenn das Ergebnis lautet, es werde fünfmal pro Woche Sex
gemacht, dann sei das gelogen, so die Therapeutin. "Wer hat schon so oft
Zeit?", fragte sie sich. Neben den ganzen Schwindeleien werde die Sexualität
zudem medial idealisiert - die private Wirklichkeit schaue ganz anders aus,
bestätigte Senger.
"Gott will keinen Sex vor der Ehe"
Der Musiker und
Starmania-Teilnehmer Johnny Palmer steht zu seiner Einstellung: Kein Sex vor
der Ehe. "Ich glaube, dass Gott es so will", erklärte der Freikirchler.
"Sex ist etwas Gott-Gewolltes"
Kirche und Sexualität
ist ein viel diskutiertes Thema. Dem Vorurteil, dass die Kirche darüber
negativ spreche, entgegnete Kardinal Schönborn mit einer "biblischen"
Begründung: "Auf der ersten Seite der Heiligen Schrift steht: 'Und Gott
schuf sie als Mann und Frau'." Das heiße, dass Sexualität etwas Gutes sei,
etwas Gott-Gewolltes.
"Problem begann mit dem Apfel"
Der "Bruch" käme auf
Seite drei: Die Geschichte vom Sündenfall, wo Eva Adam dazu verführte von
der verbotenen Frucht zu essen. "Da ist etwas passiert. Die beiden haben
gemerkt, dass sie nackt sind. Vorher haben sie sich nicht geschämt, jetzt
schon", führte Schönborn aus. An diesem Punkt beginne das "Problem" mit der
Sexualität.
"Hilfe für realistischen Umgang mit Sex"
Die Rolle
der Kirche ist für den Kardinal klar: Sie soll Orientierung bieten und auf
Gefahren hinweisen. "Die Kirche hilft bei einem realistischen Umgang mit der
Sexualität. Sie macht sie nicht zu einer isolierten Supersache. Entscheidend
in Partnerschaften ist die Qualität der ganzen Beziehung." Und dazu gehören
auch Freundschaft und Humor. Da sind sich Schönborn und Senger einig: Wo
Freundschaft da ist, werde Rücksicht aufeinander genommen und Paare würden
besser über Defizite in der Sexualität hinweg kommen. Obwohl - ohne gehe es
halt auch nicht, weiß die Therapeutin aus Erfahrung: "Liebe allein reicht
nicht aus. Ich betreue Paare, die sich zutiefst lieben, aber sexuell passt
es halt nicht."
"Liebe gießen wie Gänseblümchen"
Entscheidend
für eine Partnerschaft ist laut Senger das Arbeiten daran: "Die Liebe muss
gleich wie ein Gänseblümchen 'gegossen' werden, sonst vertrocknet sie." Egal
ob Scheitern oder Gelingen einer Beziehung, es gibt etwas, dass laut
Schönborn viel schlimmer sei als das: die Hartherzigkeit des Menschen. "Es
kann manches Scheitern passieren, doch das darf nicht passieren", plädierte
er. Eine Mitteilung an den eigenen Kreis hatte der Kardinal auch: Er würde
sich wünschen, dass weniger die "Unverheirateten" über Themen reden, die
"unter der Gürtellinie liegen", sondern vielmehr die Laien, also die
Verheirateten.