Jetzt packt ein weiterer BKA-Insider aus: In ÖSTERREICH berichtet er, wie ein hoher Beamter des Innenministerums mehrfach geschützt wurde.
Nach den Aussagen von Herwig Haidinger, dem abgelösten Chef des Bundeskriminalamts, schlagen die Wellen immer höher. Zu seinen bisher bekannten Missbrauchsvorwürfen gegen das ÖVP-geführte Innenministerium kommen jetzt neue Enthüllungen von einem anderen Polizei-Insider dazu.
Haidingers Aussagen
Haidinger hatte im Innenausschuss des
Parlaments am Montag ausgesagt, er sei vom Innenressort angehalten worden,
in der Bawag-Affäre vor allem gegen die Roten zu ermitteln und alle
Ergebnisse gleich an den ÖVP-Klub zu schicken. Im Entführungsfall Kampusch
durfte er eine Jahrhundert-Panne der Polizei nicht aufklären, damit es vor
den Wahlen keinen Skandal gebe.
Neue Insider-Vorwürfe
Die Sorgen von Innenminister Günther
Platter werden in den nächsten Tagen wohl nicht kleiner. Denn bei ÖSTERREICH
meldete sich ein BKA-Insider, der über lange Zeit Zeuge war, wie sein Chef
Haidinger und dessen engster Mitarbeiter Gerhard Schneider (für
Sonderagenden zuständig) politisch gegängelt wurden: "Aber die beiden haben
Anstand bewiesen. Zur Strafe sollen sie jetzt ins Institut für Wissenschaft
und Forschung abgeschoben werden."
1 Sex-Attacken im Ministerium vertuscht
Herwig Haidinger, so der
Insider, und seine rund 800 Mitarbeiter (darunter 300 Elitepolizisten)
wurden von ÖVP-Innenministern offenbar als Marionetten betrachtet. Die
Drahtzieher waren tabu.
Typisch für die Gangart die Eskapaden des hohen
Ministeriumsbeamten Mag. J., der zwar nicht Adam heißt, aber sich aufgeführt
haben soll wie der erste Mensch. Der Informant: "Zweimal gab es Hinweise
darauf, dass er Mitarbeiterinnen sexuell belästigt hat. Dann wurde seine
Kreditkarte in einem Bordell gefunden. Auch im Wiener Nobel-Puff Babylon
fiel der Mann unangenehm auf."
2 Anzeigen gegen Alko-Lenker niedergeschlagen
Der Insider: "Immer
wurden die Ermittlungen gegen ihn von oben abgewürgt und die Akten
geschlossen." Doch es kommt noch dicker: Denn Mag. J. soll auch zwei
dubiose Verkehrsunfälle verursacht haben und einmal rauschig am Steuer
erwischt worden sein. Wieder – nach Intervention – ohne Folgen.
3 Gewehre in den Iran waren okay
Über eine weitere Affäre, in die
Mag. J. auch verwickelt sein soll, ist laut dem Insider sogar der Ex-Chef
des Bundesamts für Verfassungsschutz, Gert-René Polli, gestolpert. Denn der
befand den Verkauf von hunderten Steyr-Mannlicher-Gewehren in den Iran ohne
Prüfung "für okay". Mag sein, auch hier gab es Druck von oben. Mittlerweile
ist Polli nicht mehr im Amt. Und wie’s aussieht, riss auch BKA-Leiter
Haidinger irgendwann die Geduld.
Sicher ist: Das Büro für Interne Angelegenheiten untersucht jetzt die Eskapaden des Mag. J. – die Ergebnisse stehen noch aus. Haidinger musste bereits gehen.
4 Schutz für Rausch-Polizisten
Polizeigeneral Peter Sch.
wurde nachts stockbetrunken am Steuer von einer Funkstreife gestoppt. Als
die Uniformierten sahen, wen sie da vor sich hatten, reagierten sie
beflissen. Der Insider dazu: "Die Kollegen boten dem abgefüllten Offizier
freundlich an, ihn heimzubringen und die Sache zu vergessen." Ein Beamter
hievte den angeschlagenen General ins Polizeiauto, der andere fuhr mit dem
privaten Pkw des Tschecheranten nach. Als Dank dafür verlor der Betrunkene
im Streifenwagen die Kontrolle über entscheidende Körperöffnungen – und
erleichterte sich auf dem Rücksitz. Seine Freunde und Helfer drückten noch
immer ein Auge und die Nase zu.
Erst als Peter Sch. sich später weigerte, die Wagen-Reinigung zu bezahlen, riss dem BKA-Chef die Geduld. Die Affäre wurde nicht wie erwartet vertuscht. Dafür wurde Haidinger verabschiedet.