Keine Daten!

Signal-Chefin in ZiB2 mit brisanter Absage an Regierung

12.05.2024

Meredith Whittaker, Präsidentin des Messenger-Dienstes Signal, äußerte sich im Gespräch mit Martin Thür kritisch zum Thema "Mehr Überwachung bei Messenger-Diensten?" Eine Zusammenarbeit mit den Behörden, die einen Austausch von User-Daten vorsehen, kann und will sie nicht eingehen. 

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Das Innenministerium will künftig mehr Zugang zu den Metadaten der österreichischen Bevölkerung. Studiogast in der ZIB2 war diesmal Meredith Whittaker, Präsidentin des Messenger-Dienstes Signal. Im Gespräch mit Martin Thür wies sie darauf hin, dass Signal eine private Messenger-App ist, die selbst keine Daten erhebt und sammelt. Daher ist eine Zusammenarbeit mit der Polizei, bei der Daten von Usern an diese weitergegeben wird, nicht möglich. "Daten werden nicht gesammelt, um User zu schützen", stellte Whittaker klar.

Trojaner auf Handys installieren

Die Regierung will Trojaner auf Handys installieren - damit sollte Whittaker nach nicht nur Signal ein Problem haben, sondern auch die österreichische Regierung selbst und allen voran die Bürger im Land. Hacken würde so um ein Vielfaches leichter gemacht, auch für alle anderen, nicht nur für Polizei. Denn: Wird eine Technologie für eine Partei zugänglich gemacht, dann wird diese zwangsläufig auch für andere zugänglich sein. "Um Kriminalität zu verhindern, können hier keine Kompromisse gemacht werden. Das ist eine mathematische Frage und eine der technologischen Integrität", so Whittaker. Weil: Was für die Polizei möglich ist, ist zwangsläufig auch möglich für Putin oder Hacker.

Keine magische Lösung möglich

Whittaker weiß aus eigener Erfahrung, dass viele Regierungen magische Lösungen wollen. Sie allein sollen Zugang zu bestimmten Daten bekommen, aber keiner sonst. Das sei aber schlicht nicht möglich. Experten seien sich weltweit einig, dass der Zugang so nicht nur für die „Guten“ gewährleistet wird, sondern eben auch für die „Bösen“ etwaige Türen öffnet. Sprich: Datenschutz gibt es entweder für alle oder für niemanden. Auf die Frage hin, ob ein Datenzugang Schutz vor Terror bieten könnte, antwortete die Signal-Präsidentin: "Die mathematischen Möglichkeiten sind begrenzt. Verschlüsselung gibt es für alle oder für niemanden." Unter dem Vorwand, sich so vor Terrorismus zu schützen, öffne man erst recht die Türen für Terroristen. "Im Lauf der Geschichte hat man immer wieder gesehen, dass dieser Weg nicht möglich ist."

Große Kritikerin von KI 

Whittaker gilt als große Kritikerin von Künstlicher Intelligenz. 13 Jahre lang war sie bei Google tätig. Anfangs sei der Tech-Gigant noch eine kleine Firma gewesen, die sich auf ihre Suchmaschinentätigkeit konzentrierte. Heute sei es einfach nicht zweckmäßig, dass eine Firma so viele relevante und sensible Daten besitzt, nämlich heikle Infos über Milliarden von Usern. "Das ist gefährlich für die Demokratie. Die Machtkonzentration sollte nicht in den Händen einiger weniger privater Anbieter liegen", meinte Whittaker. KI sei heute mehr ein Marketingbegriff als ein Terminus Technicus. Er stamme aus dem Jahr 1956 und beschreibe heute vieles Verschiedenes. "Wenn KI ein unvermeidbares Produkt sein soll, dann, weil wir ihren Einfluss akzeptieren. Aber man sollte sich nicht durch die Idee an sich beeindrucken lassen, sondern davon, was die Technologie wirklich kann."

  

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