Wut-Lehrerin, die Faßmann als Ombudsfrau holte, zieht jetzt über dessen Ministerium her.
Als „Wut-Lehrerin“ wurde Susanne Wiesinger bekannt, als sie in ihrem Buch Kulturkampf im Klassenzimmer über Parallelgesellschaften schrieb. Jetzt richtet sich der Zorn der Wiener Pädagogin gegen das Bildungsministerium. Dessen Chef, Heinz Faßmann, hatte sie ebendort vor einem Jahr zur Ombudsfrau für Werte- und Kulturfragen gemacht. Wiesinger, die für ÖSTERREICH am Samstag nicht zu erreichen war, fühlte sich unterdrückt, benutzt und nicht ernst genommen von Faßmanns Kabinett, schildert sie jetzt in ihrem neuen Buch Machtkampf im Ministerium (QVV Verlag). Es wird am Montag präsentiert.
Faßmann sei irritiert und enttäuscht von Wiesinger
„Ich bekam von Anfang an Berater des Ministeriums zur Seite gestellt. Die Beratung zielte aber nicht darauf ab, mich in meiner Arbeit zu unterstützen. Sie war offensichtlich darauf ausgerichtet, mich zu kontrollieren“, schreibt Wiesinger, die ein Jahr lang in ihrer Funktion mit dem Zug durchs Land tingelte und Brennpunktschulen besuchte. Und weiter: „Selbst in Gesprächen mit Lehrern sollte ich nicht von der parteipolitischen Linie des Kabinetts abweichen.“
„Keine Einflussnahme“
Faßmann selbst – er erfuhr am Mittwoch davon, dass sie ein Buch über sein Ministerium schreibt – zeigt sich von der Vorgehensweise Wiesingers überrascht und „außerordentlich irritiert“, wie es aus dem Ministerium heißt. Übergangsministerin Iris Rauskala betont, dass es „keine einzige Einflussnahme“ auf Wiesingers unabhängige Tätigkeit gegeben habe. Auch Martin Netzer, Generalsekretär des Bildungsministeriums, weist die Vorwürfe „entschieden zurück“ und erklärt: „Über diesen Bruch des Vertrauens herrscht nun große Enttäuschung.“
Freigestellt
Wiesingers Tätigkeit hätte in ein paar Wochen ohnehin geendet. Nun wird sie freigestellt. Ihren Abschlussbericht sei sie dem Bildungsministerium aber noch schuldig, wie es dort heißt.