Königshofer kämpft
Skandal-Politiker: "Ich bleibe im Parlament"
29.07.2011
Ausgeschlossener FPÖ-Mandatar will bleiben; Parteichef Strache will aufräumen.
Werner Königshofer – der verstoßene blaue Mandatar – sitzt in einer Rehabilitationsklinik in Bad Radkersburg und versteht die blaue Welt nicht mehr: „Ich habe bis jetzt noch kein Wort von der FPÖ gehört, warum ich ausgeschlossen wurde. Das ist nicht die feine englische Art, so mit einem Mann umzugehen, der seit 35 Jahren Freiheitlicher ist. Ich möchte Abgeordneter bleiben. Ich habe nichts falsch gemacht“, sagt er ÖSTERREICH. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte Königshofer bekanntermaßen aus der FPÖ ausgeschlossen, weil dieser selbst für FPÖ-Verhältnisse mit seinen Kommentaren zum Oslo-Attentat und seinen Facebook-Freunden zu weit gegangen war.
Nun droht der FPÖ ein wilder Mandatar aus ihren Reihen: Denn Königshofer will gegen den Ausschluss – den er dieser Tage schriftlich übermittelt bekommt – berufen und im Parlament bleiben.
Hinter den Kulissen hat er im blauen Parlamentsklub freilich einige Unterstützer: Denn im FP-Klub sitzen überdurchschnittlich viele schlagende Burschenschafter und Nationale. Allerdings passen diese – meist – besser auf ihre Wortwahl auf. Mit FP-Mandatarin Susanne Winter sitzt aber auch eine wegen Verhetzung rechtskräftig verurteilte Politikerin im Parlament.
FPÖ-Chef Strache – er urlaubt derzeit auf Ibiza – möchte seine Partei aber „regierungsfähig“ machen, berichten blaue Strategen. Dafür hat er offenbar vor, die allzu offensichtlichen Rechtsaußen-Mitglieder in den Hintergrund zu verdammen.
Strache will wie Haider einst in FP aufräumen
Dafür folgt er – nicht sehr überraschend – wieder einmal dem Vorbild Jörg Haiders. So wie der verstorbene Ex-FP-Chef Ende der 90er-Jahre, will Strache bis zur Nationalratswahl 2013 in seiner Partei „aufräumen“, berichten FP-Strategen.
Denn Strache strebt in eine Bundesregierung und weiß – wie einst Haider –, dass er „dafür nicht zu radikal auftreten“ darf.
Ob dem Ober-Blauen tatsächlich diese Aufräumarbeiten gelingen werden, bleibt abzuwarten.
Immerhin ist das nationale Lager, auch jenseits der bekannten Köpfe, in der FPÖ äußerst stark. Schützenhilfe für die versuchte Image-Korrektur erhält Strache allerdings durch die jüngste Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH: Demnach hat der Fall Königshofer der FPÖ in nur wenigen Tagen einen Prozentpunkt gekostet.
Aber ob der wilde Mandatar Königshofer nicht dennoch FP-Unterstützung erhält?
Königshofer: "Ich bleibe Mandatar"
ÖSTERREICH: Haben Sie mittlerweile Ihren Ausschluss übermittelt bekommen?
Werner Königshofer: Nein, ich warte immer noch auf die schriftliche Übermittlung. Mich hat auch keiner angerufen. Das ist wirklich nicht die feine Art, mit einem Mann umzugehen, der seit 35 Jahren Freiheitlicher ist.
ÖSTERREICH: Aber Sie werden den Ausschluss bekämpfen und Mandatar bleiben?
Königshofer: Ich bin derzeit offenbar der Sündenbock. Ich habe nichts Falsches gemacht. Ich formuliere einfach pointiert. Aber ich spreche die Sprache des Volkes. Ich möchte Mandatar bleiben und werde auch gegen meinen Ausschluss berufen. Das Ganze ist gar nicht der Stil von HC Strache. Da muss es Kommunikationsprobleme gegeben haben. Ich bin auf Rehabilitation in der Steiermark und habe um 22 Uhr Nachtruhe. Ich kann nicht mal Nachrichten schauen.
So radikal ist die FPÖ
Für Grünen-Generalsekretär Stefan Wallner wäre FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nur glaubwürdig, wenn er „wirklich aufräumt“. „Wenn Strache mit dem Besen in der Hand ausmisten will, was ist dann mit der wegen Verhetzung verurteilten Winter? Was ist mit Gerhard Kurzmann und den vielen anderen, die mit rechtsextremen Kontakten auffallen?“
ÖSTERREICH hat sich die auffallendsten Problemfelder in der FPÖ genauer angeschaut und bringt nur einen kurzen Auszug: Einzig die steirische FPÖ-Mandatarin Susanne Winter ist tatsächlich wegen Verhetzung rechtskräftig verurteilt, aber auch andere FP-Größen haben „bemerkenswerte“ Ansichten und Kontakte.
Who is Who: Der Rechts-Außen-Flügel der FPÖ
Strache hat Königshofer aus der Partei geworfen. Aber in den Reihen der FPÖ sitzen auffallende Rechte weiter unbekümmert. Das Who’s who.
Susanne Winter. Die FP-Mandatarin aus der Steiermark ist rechtskräftig wegen Verhetzung verurteilt worden. Sie zog gegen den Islam wiederholt und
radikal her („Kinderschänder“).
Harald Stefan. Der
Vize-FPÖ-Chef fühlt sich als „Deutscher“ und erscheint gerne bei Kranzniederlegungen für NS-Flieger Novotny. Passt aber öffentlich auf seine Worte auf.
Gerhard Kurzmann. Steiermarks FP-Chef ist mit seinem „Moschee baba“-Spiel negativ aufgefallen. Im Herbst muss er deshalb wegen dem Vorwurf der „Verhetzung“ vor Gericht.
Johann Gudenus. Wiens FP-Klubchef ist international mit Rechtsaußen sehr vernetzt. Vor allem in Deutschland hat er einschlägige Kontakte. Im Auftreten aber vorsichtig.
Martin Graf. Der dritte Nationalratspräsident gilt seit Jahren als höchstrangiger Vertreter des rechten Flügels. Er
gehört der ultranationalen Burschenschaft Olympia an.
E. Sabaditsch-Wolff. Durch ihre extreme Islam-Kritik ist sie zur Ikone der Rechten mutiert. Sie berät und begleitet HC Strache auf Reisen und hält in
Europa und den USA Vorträge.
Barbara Rosenkranz. Die Ex-FP-Präsidentschaftskandidatin ließ mit ihren Vorstellungen zum Verbotsgesetz aufhorchen. Sehr rechts vernetzt.
Harald Jannach. Der FPÖ-Mann aus Kärnten gilt als ultranational und geistiges Kind des Huber-Clans aus Kärnten, der selbst Haider zu rechts war.
Königshofer bremst FPÖ
Die Oslo-Peinlichkeiten des freiheitlichen Nationalrats Werner Königshofer haben den Höhenflug der FPÖ vorerst gestoppt. Wie das Gallup-Institut für ÖSTERREICH in seiner brandaktuellen Umfrage erhob (Zeitraum 28./29. Juli, 400 Befragte), rutscht die FPÖ durch die Turbulenzen um den Parteiausschluss des rechten Mandatars leicht um einen Prozentpunkt ab.
Erstmals seit über einem Jahr verliert damit die Strache-Partei bei der traditionellen Sonntagsfrage (Wen wählen Sie, wenn am kommenden Sonntag Nationalratswahlen wären?).
Die FPÖ fällt in der Umfrage von 27 Prozent auf 26 Prozent und auf Platz zwei zurück. Die SPÖ, vor zwei Wochen noch gleichauf mit den Freiheitlichen, kann zulegen und ist mit 28 Prozent wieder klare Nummer eins.
Vom Dämpfer für die Blauen überhaupt nicht profitieren kann die ÖVP. Sie verliert weiter an Terrain und klebt mit 23 Prozent auf Platz drei. Die Grünen gewinnen leicht dazu und kommen nun wieder auf 15 Prozent.
Bemerkenswert ist ein weiteres Detail der Umfrage: Auf die Frage, wer die bessere Oppositionspartei ist, können die Grünen (41 Prozent) schon fast zu den Freiheitlichen (45 Prozent) aufschließen. Früher hatte der Unterschied zwischen diesen Parteien bis zu über 20 Prozent betragen.
Für Frauen, deklarierte SPÖ- und ÖVP-Wähler sind die Grünen bereits die mit Abstand bessere Oppositionspartei.