U-Haft angedroht
Skinhead-Aussage entstand "unter Druck"
27.03.2010
Im Zug der Einvernahme haben die Rechten zwar "Sieg Heil"-Rufe zugegeben - Getätigt hatten sie sich aber nicht.
Einer der beiden Skinheads aus der politisch umstrittenen "Am Schauplatz"-Reportage bestätigt nun, der Polizei "Sieg Heil"-Rufe bei einer Wahlveranstaltung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gestanden zu haben. Allerdings sei das auf Druck der Ermittler geschehen und entspreche nicht der Wahrheit, beteuert er gegenüber Medien. Der Jugendliche sagt außerdem, der ORF hätte mehr als 100 Euro an die Skinheads gezahlt, zudem seien sie von der Redaktion eingekleidet worden.
Keine Prämie für Nazi-Sager
Die FPÖ hatte dem ORF
unter anderem vorgeworfen, den beiden Skinheads 80 Euro für "Nazi-Sager"
angeboten zu haben. Der Jugendliche bestätigte auch eine derartige
Behauptung vor der Polizei, nimmt sie jetzt aber als Falschaussage wieder
zurück. Der Reporter Eduard Moschitz habe ihnen kein Geld für bestimmte
Sager angeboten, so die aktuelle Variante.
U-Haft angedroht
Auch der Ausruf "Sieg Heil" sei bei
der Strache-Kundgebung in Wiener Neustadt nie gefallen. Er habe den beiden
Ermittlern mehrfach erklärt, dass sie nicht "Sieg Heil"
gerufen hätten. Nach einem vierstündigen Verhör hätten die Beamten dann aber
dem Jugendlichen und der Freundin des anderen Skinheads mit U-Haft gedroht.
Daher habe er schließlich gesagt, was sie hören wollten.
Mehr Geld und eingekleidet
Dem ORF widersprach der Skinhead,
dass es lediglich 100 Euro für die beiden für die Abtretung der
Persönlichkeitsrechte gegeben habe, was bereits mehrmals vonseiten des
Unternehmens betont worden war. Insgesamt sind es dem jungen Mann zufolge
eher 700 Euro gewesen. Auch das einschlägige Outfit habe der Redakteur
bezahlt.
ORF bezweifelt Glaubwürdigkeit
ORF-Kommunikationschef Pius
Strobl bezweifelt die Glaubwürdigkeit des Skinheads. Der Behauptung, vom ORF
eingekleidet worden zu sein und mehr als 100 Euro bekommen zu haben, stünden
die Aussagen eines "ausgezeichneten ORF-Redakteurs" sowie die Aufzeichnungen
der Buchhaltung gegenüber. Strobl sprach von "abgesprochenen Inhalten" der
Protagonisten, die jetzt beginnen würden, widersprüchlich zu werden, "weil
sie sich nicht mehr erinnern können".
"Wir haben sie nicht bezahlt"
Im Polizeiprotokoll, so
Strobl, sei lediglich die Rede von zwei T-Shirts, einem Becher und einem
Feuerzeug, die von den beiden Skinheads in einem Geschäft für Rechtsextreme
erworben worden seien. "Dass sie gekauft worden sind, steht außer Frage", so
Strobl: "Nur wir haben sie nicht bezahlt." Als Beweis führt er die interne
Buchhaltung an: "Der ORF hat keine schwarzen Kassen, dementsprechend hat er
keine schwarzen Zahlungen."
Dass die beiden Jugendlichen gar nicht von sich aus zur Kundgebung von Heinz-Christian Strache nach Wiener Neustadt gefahren wären, begründet Strobl mit dem Zeitplan für eine solche Produktion. Beide Protagonisten seien jedenfalls "ständige Gäste auf FPÖ-Veranstaltungen".