Seit acht Jahren laufen Schulversuche zur Erprobung des flexiblen Kurssystems.
Die Zahl der Sitzenbleiber reduzieren und die individuellen Interessen der Schüler fördern: Das sind die Kernpunkte der "modularen Oberstufe". Seit mittlerweile acht Jahren laufen Schulversuche zur Erprobung des flexiblen Kurssystems, laut dem gemeinsamen "Bildungsfahrplan" der Koalition soll es ab dem Schuljahr 2012/13 stufenweise an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) sowie berufsbildenden mittleren (BMS) und höheren (BHS) Schulen eingeführt werden.
Kurssystem
Das Konzept der "modularen Oberstufe" geht zwar über das geplante Kurssystem hinaus, in puncto Sitzenbleiben ähneln sich die Modelle aber. So muss ein Schüler bei negativer Absolvierung eines Moduls nicht das ganze Jahr, sondern nur das negativ absolvierte Modul wiederholen. Derzeit erproben österreichweit 15 Schulen das Modell, allein acht davon sind in Wien. Einen einheitlichen Leitfaden zur modularen Oberstufe gibt es nicht, jeder Antrag eines Schulversuchs wird individuell abgesegnet. Folgend soll das Modell anhand der AHS Rahlgasse, die das System im Schuljahr 2006/07 einführte, erläutert werden.
Module statt Klassen
Im Rahmen der modularen Oberstufe absolvieren die Schüler nicht mehr wie bisher einzelne Schuljahre oder Klassen, sondern in sich abgeschlossene Module in der Dauer von einem Semester. Damit entfällt das klassische "Sitzenbleiben" und Wiederholen eines Schuljahres, nachgeholt bzw. in einzelnen Fällen ausgetauscht werden muss nur das negativ absolvierte Modul. Durch die Verschränkung von Kursen ist es sogar möglich, die Wiederholung eines Moduls im darauffolgenden Semester parallel zum darauf aufbauenden Modul zu besuchen.
Bei der Leistungsbeurteilung selbst sollen neue Formen angewandt werden. Neben schriftlichen und mündlichen Überprüfungen sind verstärkt Portfolios, verpflichtende Projektarbeiten als Team- oder Einzelarbeit und Präsentationen angedacht. Am Ende eines Semesters sind maximal zwei Wiederholungsprüfungen innerhalb von Modulen möglich. Erst wenn diese nicht bestanden werden, müssen sie wiederholt werden. Eine sogenannte "Anerkennungsprüfung" ist wiederum am Anfang ausgewählter Module möglich: Besteht diese ein - beispielsweise hochbegabter - Schüler mit "Sehr gut" oder "Gut", kann er das Modul überspringen.
Eigenverantwortung
Durch die selbstständige Zusammenstellung eines Semesters agiert der Schüler eigenverantwortlich und soll damit auch auf die Situation an Hochschulen vorbereitet werden. Eigens ausgebildete Lehrer, sogenannte "Coaches", begleiten die Schüler auf ihrem Bildungsweg. Bei der Zusammenstellung wird zwischen Basis- und Wahlmodulen unterschieden, wobei zweitere je nach Interessenslage ausgewählt werden können und in einem bestimmten Stundenausmaß besucht werden müssen.
Problem hierbei ist, dass das Zustandekommen von Wahlmodulen nicht garantiert ist: Melden sich zu wenige Teilnehmer, müssen sich diese für einen anderen Kurs entscheiden. Gesichert sind hingegen die Basismodule wie Deutsch, Mathematik, Englisch etc., die den klassischen Fächerkanon abdecken und von allen Schülern eines bestimmten Schultyps besucht werden müssen. Die Stundenanzahl gegenüber der "normalen" Oberstufe bleibt insgesamt gleich.