Hofburg-Wahl
So haben die Kandidaten gewählt
24.04.2016
Die Präsidentschaftskandidaten schritten bereits am Vormittag zur Urne.
Hofer zeigt sich optimistisch
Gut gelaunt traf der FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer am Sonntag kurz nach 8.30 Uhr in Pinkafeld beim Wahllokal ein, das sich in der Musikschule im Gebäude der Neuen Mittelschule befand. Sein Ziel sei weiterhin die Stichwahl, sagte er den wartenden Journalisten.
Nach kurzem Innehalten wegen des großen Medieninteresses - er wurde bereits von mehreren Kamerateams und Fotografen erwartet - betrat Hofer, den seine Frau Verena begleitete, das Gebäude. "Grüß Gott, guten Morgen, tut mir leid, dass da so ein Wirbel ist", begrüßte er einige Wähler, die das Schulgebäude gerade verließen.
Gutes Gefühl
"Ich kann nur vom Gefühl her sagen, dass es ganz gut ausschaut", sagte Hofer nach der Stimmabgabe. Wenn er einen Vergleich zu anderen Wahlkämpfen ziehe, die er schon gemacht habe, sei die Stimmung "sehr gut" gewesen, "darum müsste auch das Ergebnis passen". Aber, wenn man "mitten im Getriebe" sei, dann sei es ganz schwer abzuschätzen, wie es ausgeht.
Wenn er in der Stichwahl sei, stünden in den kommenden Wochen viele Termine im Parlament an, darunter Plenarsitzungen und Ausschüsse, meinte der Präsidentschaftskandidat. In der Stichwahl würde er sich "immer noch" Alexander Van der Bellen wünschen, sagte Hofer. Er glaube, dass dann "ein inhaltlich interessanter Wahlkampf" bevorstünde.
Nach dem Wählen wollte Hofer in die Kirche gehen, danach gemütlich mittagessen. Dann werde er "ein bisschen in den Computer reinschauen", ob schon erste Ergebnisse eintreffen, "und dann geht es nach Wien", wo schon sehr viele Termine warten. Und irgendwann nach Mitternacht, schätzte er, werde er dann wieder zurück im Südburgenland sein. Nach dem Verlassen des Wahllokals stellte sich Hofer nochmals den Fotografen und meinte schließlich: "Gut, gemma's an", bevor er ins Auto stieg und sich der Wagen wieder in Bewegung setzte.
Hundstorfer mit gutem Gefühl
SPÖ-Hofburg-Kandidat Rudolf Hundstorfer ist Sonntagvormittag zwar ohne Krawatte, aber mit gutem Gefühl zur Wahl geschritten. Bei der Stimmabgabe im Wiener Amerling-Gymnasium gab es keine Überraschung: "Man wählt sich selbst."
Begleitet wurde der rote Kandidat von seiner Frau sowie von Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ). Den Wahltag selbst schilderte Hundstorfer als "durchaus emotional". Man blicke auf ein langes politisches Leben zurück und sei auch "ein bisschen stolz".
Mangelnden Fleiß will sich Hundstorfer jedenfalls nicht nachsagen lassen. Er glaube, der Kandidat gewesen zu sein, der am meisten unterwegs gewesen sei. Bis gestern 21.00 Uhr habe er Wahlkampftermine absolviert. Mit einem Scheitern im ersten Durchgang will sich Hundstorfer noch nicht befassen: "Ich habe keinen Plan B."
Bis zum Wahlschluss wird der rote Kandidat seinen Tag im privaten Umfeld verbringen. Mittaggegessen werde daheim mit Freunden, "ganz entspannt".
Khol geht es hervorragend
ÖVP-Bundespräsidentschaftskandidat Andreas Khol hat sich bei seiner Stimmabgabe am Sonntag trotz der für ihn bescheidenen Umfragen zuversichtlich gegeben. Es gehe ihm "hervorragend", sagte er beim Eintreffen vor dem Wahllokal in Wien-Hietzing. "Überraschung ist mein Geschäft", sagte er zu seinen Chancen, in die Stichwahl zu kommen.
Khol, der von seiner Gattin, seiner Tochter Hemma und einer seiner Enkeltöchter begleitet wurde, meinte, er habe sich alle Umfragen angesehen. "Die merke ich mir alle und werde sie dann kommentieren", sagte er. Er verwies darauf, dass es diesmal sehr viele spät entschlossene Wähler gebe, "so 300.000 entscheiden sich erst in der Wahlzelle".
Vor seiner Stimmabgabe erkundigte sich Khol bei den Wahlbeisitzern nach der Wahlbeteiligung und bedankte sich für deren Arbeit. Beim Gehen kündigte er ein weiteres Treffen bei der Stichwahl an: "Auf Wiedersehen - ich meine das wörtlich." Nach vollzogenem Urnengang plante der ÖVP-Kandidat einen Kirchgang und anschließend ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie.
Van der Bellen gibt sich demütig
Der grüne Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat am Sonntag pünktlich um 11 Uhr im Amerling-Gymnasium in Wien-Mariahilf seine Stimme abgegeben. Begleitet von Ehefrau Doris Schmidauer und beobachtet von einer großen Medienmeute, gab er sich zumindest nach außen hin ruhig und gelassen. "Ich versuche, entspannt zu wirken", meinte er lächelnd.
Dass er siegessicher sei, verneinte Van der Bellen. "Nein, bin ich nicht. Ich sehe dem mit Demut entgegen." Auch in der Stichwahl sehe er sich noch nicht, denn laut Umfragen werde das Rennen unter den ersten drei wohl sehr knapp ausgehen. Der Grüne wählte in derselben Schule wie eineinhalb Stunden zuvor Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Erschienen war er in Anzug, Mantel und himmelblauer Krawatte.
Zur Frage, wen er denn am liebsten als Gegner in der zweiten Runde sähe, meinte er danach in tirolerisch gefärbtem Dialekt: "Mir ist jeder und jede recht." Er empfinde Dankbarkeit gegenüber seinen Unterstützern und Hochachtung gegenüber seinen Mitbewerbern. Besonders hob er in diesem Zusammenhang die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss hervor, die er zuletzt bei seinem Wahlkampfabschluss noch kritisiert hatte.
Er werde nun nach Hause gehen, mit Freunden mittagessen und auf die ersten Ergebnisse warten, so Van der Bellen zu seinen weiteren Plänen für den Wahltag.
Lugner: "Eine Stimme habe ich fix"
Baumeister und Präsidentschaftskandidat Richard Lugner hat am Sonntagvormittag kein Geheimnis daraus gemacht, für wen er diesmal gestimmt hat. "Ich werde den Fünften auf der Liste wählen", sagte Lugner umringt von zahlreichen Kameras vor der Stimmabgabe in der Mannagettagasse in Wien-Döbling.
"Eine Stimme habe ich fix, leider darf meine Frau nicht wählen", so Lugner, der von seiner deutschen Angetrauten Cathy begleitet wurde. Die Frage sei, ob ihm der Dreikampf an der Spitze Stimmen koste. Dass er vom ORF zu den Kurz-Duellen nicht eingeladen wurde, habe für zusätzlichen Zuspruch gesorgt.
Lugner will den Tag im Kreis der Familie, mit Cathy und deren Tochter Leonie, verbringen. Die erste Hochrechnung um 17.00 Uhr wird Lugner von seinem Kino in der Lugner City aus verfolgen.
Panne bei Griss
Nicht perfekt auf den Wahlsonntag vorbereitet ist Irmgard Griss zur Stimmabgabe erschienen. Die unabhängige Kandidatin hatte ihren Ausweis vergessen, konnte im Wahllokal im 1. Wiener Gemeindebezirk dennoch einwandfrei identifiziert werden. Auch sie zeigte sich zuversichtlich für den Ausgang der Wahl und sieht sich angesichts des Wahlkampfes jetzt schon als Siegerin.
Griss war zu Mittag in die Schule mit der Adresse Stubenbastei 3 in Begleitung ihres Mannes gekommen. "Hoffentlich habe ich ihn mit", sagte sie nach der Aufforderung der Wahlhelfer, einen Lichtbildausweis zu zücken. Der abschließende Befund war negativ. "Also ich glaube, dass sie die Frau Doktor Griss ist", wurde ihr jedoch in Anwesenheit von Journalisten das Vertrauen ausgesprochen.
"Mein Team und ich haben getan, was in unserer Macht stand", legte Griss nach ihrer Stimmabgabe den Ausgang in die Hand der Wähler. Angesichts der erfolgreichen Spendenkampagne und der Unterstützung durch mehrere Prominente hab man aber "jetzt schon gewonnen". Laut eigener Aussage ist die ehemalige OGH-Präsidentin bis zur Bekanntgabe der ersten Hochrechnung jedenfalls "völlig entspannt". Griss will den Nachmittag zuerst im Kreis ihrer Familie verbringen, die erste Hochrechnung verfolgt sie gemeinsam mit ihrem Team in einem angemieteten Lokal am Karlsplatz.
Griss befand sich bei ihrer Stimmabgabe übrigens in gutbürgerlicher Wiener Gesellschaft. Vor ihrem Eintreffen wählten im selben Wahllokal auch der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), der emeritierte Weihbischof Krätzl und Dompfarrer Anton Faber.