Hofer wollte seinen Kontrahenten abgehoben darstellen, „von Freimaurern“ unterstützt.
Die beiden Präsidentschaftskandidaten für die Stichwahl, Nobert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne), haben sich am Sonntagabend auf Puls 4 ein hartes Fernsehduell geliefert. Mehrmals warfen sich die Kontrahenten frühere Aussagen mit der jeweils eigenen Auslegung vor und drifteten dabei oft auf eine Metaebene ab. Beide erklärten den jeweils anderen für unehrlich.
Zu Beginn der Sendung meinte Hofer noch, sich vorgenommen zu haben, nichts Schlechtes über sein Gegenüber zu sagen. Doch nach einem ersten Angriff von Van der Bellen, der vor einer "blauen Republik" warnte, verabschiedete sich Hofer von seinem ursprünglichen Vorhaben. "Herr Doktor, sie sind heute so böse", konterte der freiheitliche Hofburg-Anwärter. Das Duell der Seitenhiebe gipfelte später in Hofers Feststellung. "Der Herr ist so vergesslich, das ist ein Wahnsinn."
Hofer und Van der Bellen-Sager
Hofer konfrontierte Van der Bellen ein gutes halbes Dutzend Mal mit früheren Aussagen, etwa in der Frage, ob die FPÖ als stimmenstärkste Fraktion mit der Regierungsbildung beauftragt werden sollte. Van der Bellen rechtfertigte sich, auf eine hypothetische Frage hypothetisch geantwortet zu haben. Im Detail ging es um den Fall, dass die FPÖ bei der nächsten Nationalratswahl eine absolute Mehrheit hat, was Van der Bellen für unwahrscheinlicher hält, als dass die Donau 2018 kein Wasser mehr führt, wie der ehemalige Grüne Bundessprecher sagte.
Hautevolee vs. Menschen
Hofer warf Van der Bellen, der auf seine breite Unterstützung, unter anderem durch die Liberale Heide Schmidt, den ÖVP-Europaabgeordneten Othmar Karas sowie den Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner verwies, Abgehobenheit vor. "Sie haben die Hautevolee, ich habe die Menschen", so Hofer. Der derzeitigen SPÖ-ÖVP-Regierung stellte der blaue Kandidat einmal mehr die Rute ins Fenster. Wenn nichts weiter gehe, noch mehr Frauen vergewaltigt oder erschlagen würden, dann stehe am Ende die Entlassung. "So ein Prozess dauert ungefähr sechs bis zwölf Monate", sagte Hofer.
Breit diskutiert wurde über den Umgang mit Flüchtlingen. Für Hofer seien die Falschen ins Land geholt worden, nämlich Leute, die Gewalt ausüben. "Solche Menschen haben keinen Schutz verdient." Das Boot sei voll. Van der Bellen hielt dem entgegen, dass für die FPÖ das sprichwörtliche "Boot" nicht erst seit 2016, sondern schon seit 30 Jahren immer voll gewesen sei. Er erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass die Hälfte der Fußballer im ÖFB-Kader aus Zuwandererfamilien komme.
VdB über Glawischnig-Sager: "Eva, bitte"
Van der Bellen kritisierte, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Italiens Regierungschef Matteo Renzi als Schlepper bezeichnet habe und Strache die deutsche Kanzlerin Angela Merkel davonjagen würde. "Mit dieser Gesprächsunkultur kommt man nicht weiter", so Van der Bellen. Dass seine Parteikollegin, die Grünen-Chefin Eva Glawischnig, Österreich kürzlich im Zuge der Diskussion um Steueroasen als "Schurkenstaat" tituliert hat, habe ihm nicht gefallen. "Als Bundespräsident würde ich sie anrufen und sagen: 'Eva, bitte'".
Van der Bellen befürchtet, dass Österreichs wirtschaftliche Beziehungen unter einem Präsidenten Hofer leiden - und das in einem Land, in dem jeder zweite Arbeitsplatz vom Ausland abhängig sei.
Hofer wiederum kritisierte den amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer dafür, dass dieser anlässlich der SPÖ-Krise führende rote Politiker zu sich eingeladen hat. Er sei ja kein Parteisekretär, sagte Hofer.
VdB gab sich siegessicher
Van der Bellen, der nach dem großen Vorsprung Hofers im ersten Wahldurchgang als Außenseiter gilt, gab sich in der TV-Debatte im Privatfernsehen siegessicher. Zu Hofer meinte er: "Im Übrigen werden sie eh nicht Bundespräsident." Hofer erwiderte Van der Bellen: "Sie wollen Bundespräsident von Österreich sein, ich Bundespräsident für Österreich."
Zur von Strache vor drei Tagen aufgebrachten Idee, Südtirol mit Nordtirol zu vereinen, sagte Hofer, dass diese Frage in Italien, in Rom, entschieden werde müsse. Vorstellbar sei für ihn, Südtirolern Doppelstaatsbürgerschaften zu ermöglichen. Van der Bellen sagte, er halte den "Anschluss" Südtirols an Österreich für eine "absurde Schnapsidee", woraufhin ihn Hofer tadelte, dass "Anschluss" kein schönes Wort sei.
Van der Bellen und die "Nazikeule"
In der Diskussion um den 8. Mai, an dem seit vier Jahren das "Fest der Freude" anlässlich der Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert wird, ermahnte Hofer Van der Bellen erneut. "Ich bin Jahrgang 71. Bitte die Nazikeule stecken lassen", so Hofer, der erklärte, dass er nicht froh sein könne, wenn Menschen zu Tode kommen. Hofer verteidigte auch seine Ehrenmitgliedschaft in einer Burschenschaft. Die Meinung des Autors einer Festschrift, in der von einer "Fiktion der österreichischen Nation" die Rede sei, teile er nicht, erklärte Hofer.
Wirbel um Freimauerer-Sager von Hofer
In einer hitzigen Diskussion warf der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer seinem Kontrahenten Van der Bellen vor, von einer Berliner Freimaurer-Organisation unterstützt zu werden. Van der Bellen reagierte verblüfft und gewohnt schulterzuckend. Er wisse nichts davon, dennoch freue er sich über jede Unterstützung. Beweise für den Vorwurf konnte Hofer nicht vorlegen.
Gegen TTIP
Das Freihandelsabkommen TTIP nutzte Hofer, um vor Vereinigten Staaten von Europa zu warnen. Hofer outete sich als "Freund der Europäischen Union", weil Österreich durch die Einstimmigkeit ein Vetorecht habe und so TTIP ablehnen könne. Van der Bellen, der grundsätzlich für Freihandel ist, hält TTIP in der aktuellen Form "realistischerweise für tot".
Unterschiedliche Ansichten hatten die beiden Hofburg-Anwärter auch beim Thema Abtreibung. Hofer: "Da geht es um ein Leben." Van der Bellen: "Da geht es um die Frau." Die Fristenlösung stellte aber keiner infrage.
Die besten Sager des Duells:
Van der Bellen über Hofer:
„Sie fressen jetzt viel Kreide, Herr Hofer, nachdem sie bemerkt haben, dass einige Forderungen unpopulär sind.“
Hofer über Wahlaufrufe für VdB:
„Herr Doktor, sie haben die Hautevolee, und ich hab die Menschen hinter mir. Die Freimaurer sind auch nette Menschen, und Sie werden von denen massiv unterstützt.“
Van der Bellen über die EU:
„Wir leben in Europa, das hat sich zu den Freiheitlichen wohl noch nicht durchgesprochen.“
Hofer über ein Entlassen der Bundesregierung:
„6 bis 12 Monate Zeit für die Regierung, wenn sie nicht tut, was der Rechnungshof vorschlägt.“
© APA/ Oczeret
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