Regierung und Experten

So läuft's inside der Corona-Taskforce

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Wer gibt derzeit im Pandemiemanagement wirklich den Ton an? Die Berater und Strippenzieher.

 Als sich die Regierung Mitte März zu einem teilweisen Shutdown entschloss, war man auf einer Linie. Nur einen "Lockdown" - also Ausgangssperren -wollte Gesundheitsminister Rudolf Anschober schon damals nicht. Die Experten, auf die er hört - etwa Franz Allerberger von der AGES -, hatten schließlich im März keine hohe Infektiosität des Coronavirus gesehen und schienen auf Linie des schwedischen Staats-Epidemiologen Anders Tegnell zu sein. Diesen hat er denn auch für Jänner zum Austausch eingeladen.

Dieser Kurs ist allerdings einer, den Kanzler Sebastian Kurz strikt ablehnt. Er hat sich stärker mit Ärzten aus dem AKH beraten und dürfte sich weiterhin eher auf sie und internationale Experten stützen.

Auch in Sachen Corona-Ampel sind Kurz und Anschober nicht wirklich auf einer Linie. Daniela Schmid (AGES), die Sprecherin der Ampel, hat Kurz denn auch öffentlich widersprochen, als er Mitte September von einer "zweiten Welle" gesprochen hatte. Sie bezeichnet das als "Angstbegriff". Ihr folgt Anschober ebenso wie eben Allerberger.

Mathematiker vorsichtiger als die AGES-Epidemiologen

Spagat. Die Kriterien der Ampel -die ziemlich genau jenen entsprechen, die Israel vor seiner zweiten Welle oder auch Frankreich vor seinen neuerlichen Ausgangssperren benützten -sorgen ebenfalls teils für Irritationen im Kanzleramt.

In der Pandemie hat freilich das Gesundheitsministerium formal das Management in der Hand. Anschober hört neben den AGES-Experten auch auf Mathematiker, die ihm ebenso wie die Epidemiologen Prognosen erstellen. Etwa auf Niki Popper, der allerdings vorsichtiger ist - also durchaus stärkere Infektionsanstiege prognostizierte -als die AGES.

Vor zwei Wochen hörte Anschober lieber auf die Optimisten Allerberger und Co, die dachten, dass die Neuinfektionen sich auf 650 einpendeln könnten.

Spitalsärzte. Ebenfalls das Gehör von Rudolf Anschober hat auch der Chef der Corona-Kommission Clemens Auer, ein studierter Philosoph, der seit Jahren im Gesundheitsministerium arbeitet und einst aus der ÖVP kam.

Wer in dieser Kommission - von der sich Ärzte bereits wieder verabschiedet haben fehlt, sind nun Spitalsärzte, die tatsächlich im größeren Stil Covid-19-Patienten behandelt haben.

Einen wissenschaftlichen Beirat -wie ihn etwa Deutschland oder Frankreich haben -hat die Regierung hingegen gar nicht. In der ersten Taskforce saß ursprünglich auch der Public-Health-Experte Martin Sprenger, der dann aber lieber ein Buch darüber veröffentlichte und seither mehr oder minder offen den schwedischen Weg forciert. Gemeinsame Experten, denen beide Seiten vertrauen können, hat man offenbar noch nicht.

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