Im Streit um die dubiosen Vorgänge im Innenministerium haben sich die Parteien am Mittwoch auf einen Sonder- Innenausschuss geeinigt.
Bei der Präsidiale Mittwochnachmittag hat man sich auf den 26. Februar geeinigt, berichtete Nationalratspräsidentin Barbara Prammer nach der Sitzung. Zur Anhörung geladen werden sollen der frühere Kripo-Chef Herwig Haidinger sowie der Leiter des Büros für interne Angelegenheiten, Martin Kreutner. Auch einen Zwischenbericht der Evaluierungskommission zum Fall Kampusch soll es geben.
"U-Ausschuss nicht vom Tisch"
"Das wird sicher
ein langer Innenausschuss werden", so Prammer. Alle fünf im Nationalrat
vertretenen Parteien seien sich bei der Sonderpräsidiale einig gewesen.
Beschlossen wurde auch die Einrichtung eines Sonder-Justizausschusses. Wann
dieser stattfinden soll, müsse man allerdings noch fixieren. Ein
Untersuchungsausschuss zur Causa Prima ist für die Nationalratspräsidentin
nicht vom Tisch. Aber: "Ich habe immer gesagt: ein Schritt nach dem
anderen." Nun sei es wichtig, die Ausschüsse arbeiten zu lassen.
"SPÖ will fair agieren"
Für SPÖ-Klubobmann Josef
Cap ist trotz der Einigung auf einen Sonder-Innenausschusses ein
Untersuchungsausschuss "nicht vom Tisch". Die SPÖ wolle gegenüber der ÖVP
allerdings "fair und demokratisch" agieren, sagte er nach der
Sonderpräsidiale des Nationalrats am Mittwoch. Er appellierte er an den
Koalitionspartner, an der Aufklärung mitzuwirken. Die Oppositionsparteien
beharren weiter auf einem Untersuchungsausschuss.
Eilig hat es Cap mit einem Untersuchungsausschuss nun nicht. Er verwies auf den kommenden Innenausschuss und den angekündigten Zwischenbericht der Evaluierungskommission durch deren Vorsitzenden Ludwig Adamovich, sowie die Anhörungen des früheren Kripo-Chefs Herwig Haidinger und des Leiters des Büros für interne Angelegenheiten, Martin Kreutner. "Wir werden sehen, was uns diese drei Herren zu berichten haben." Der Zwischenbericht sei auch der Grund, warum der Termin für den Ausschuss so spät angesetzt sei. Dann, so Cap, sei auf Grund der fortgeschrittenen Arbeit auch mehr zu berichten.
ÖVP gibt sich gelassen
Gelassen gab sich ÖVP-Klubchef
Wolfgang Schüssel nach der Präsidiale: "Ich glaube, dass wir einen
vernünftigen Weg der gemeinsamen Aufklärung gefunden haben." Einen
Innenausschuss habe man nie abgelehnt, allerdings solle es keine
Parallelaktionen wie einen Untersuchungsausschuss zu den gerichtlichen
Erhebungen geben. Das Schüssel eher der Evaluierungskommission als einem
allfälligen "Tribunal" - also dem Untersuchungsausschuss - den Vorzug gibt,
verschwieg er selbst nicht.
Opposition beharrt auf Untersuchungsausschuss
"Der
Untersuchungsausschuss ist sicher nicht vom Tisch", machte auch Grünen-Chef
Alexander Van der Bellen seinen Standpunkt klar. Ebenso wenig wie die
Sondersitzung des Nationalrates, die die Grünen angekündigt hatten. "Wir
sind für einen früheren Termin eingetreten", so Van der Bellen. Nun sei
"eine gewisse Verzögerung offensichtlich". Wann die Sondersitzung nun
stattfindet, will Van der Bellen noch "mit den Kollegen und Kolleginnen"
beraten.
FPÖ-Vizechef Norbert Hofer, der anstelle von Heinz-Christian Strache zur Präsidiumssitzung gekommen war, zeigte sich enttäuscht: "Ich bin nicht sehr zufrieden." Auch er pocht weiter auf einen U-Ausschuss und will von der SPÖ nun wissen, ob sie für Aufklärung sei oder nicht. BZÖ-Chef Peter Westenthaler berichtete, dass "ganz intensiv" über einen U-Ausschuss diskutiert worden sei und machte ebenfalls Druck auf die SPÖ. Diese wanke hin und her.