PISA-Experten
Sorge um berufsbildende Schulen
03.03.2009
Immer stärker zu einem "Auffangbecken" für Risikoschüler entwickeln sich die berufsbildenden Schulen, es herrscht "massiver Interventionsbedarf".
Bildungsexperten sorgen sich um die berufsbildenden Schulen in Österreich. Die Jugendlichen im berufsbildenden Schulwesen verdienen "mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung seitens der Bildungs- und Sozialpolitik", heißt es in dem österreichischen Expertenbericht zur PISA-Studie 2006.
Österreich liegt unter EU-Schnitt
Fast drei Viertel der
Schüler besuchen in Österreich eine berufsbildende Bildungseinrichtung und
nur 21,5 Prozent allgemeinbildende Schulen. Dies liegt im krassen Gegensatz
zum OECD-Schnitt von 50 Prozent und dem EU-19-Schnitt von 44 Prozent in
allgemeinbildenden Schulen. Hierbei tritt nach Ansicht der Experten klar die
soziale Selektion und Determiniertheit im österreichischen Schulsystem
hervor.
Knapp die Hälfte sind Risikoschüler
Vor allem an den
berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) "sammelt sich eine Gruppe von
Jugendlichen, denen erhöhtes Augenmerk zu schenken ist". Der
Anteil der Risikoschüler, also jener, die beim PISA-Test von fünf
Kompetenzstufen nur die einfachste Stufe bzw. nicht einmal diese erreichen,
ist in den Polytechnischen Schulen am größten (48 Prozent in Lesen, 47
Prozent in Mathematik). Auch in den BMS und Berufsschulen liegt der Anteil
der Risikoschüler überdurchschnittlich bei rund 30 Prozent.
"Auffangbecken für Jugendliche mit Migrationshintergrund"
Die
BMS seien "zum 'Auffangbecken' für ausbildungswillige Jugendliche mit
Migrationshintergrund geworden". Diese Schüler würden sich durch eine
schwierige sozioökonomische Situation der elterlichen Haushalte auszeichnen.
Außerdem würden auch ihre bei PISA getesteten Leistungen weit hinter anderen
Vergleichsgruppen zurückbleiben. Dies bedeutet, dass gerade bei diesen
Jugendlichen massiver Interventionsbedarf besteht, um nicht Gefahr zu
laufen, sie gänzlich für weitere Ausbildungen zu verlieren.
Soziale Selektion
Ausschlaggebend für den schulischen Werdegang
ist immer noch der Bildungshintergrund der Eltern. So überwiegen in
berufsbildenden Schulen Jugendliche mit Eltern ohne Matura, bei jenen in
Polytechnischen Schulen sind es sogar 80 Prozent.