Wirbel um WKO-Papier
SPÖ & AK fordern jetzt 6 Wochen Urlaub für jeden
11.07.2018
Ein Papier der Wirtschaftskammer sorgt für Wirbel, die Regierung beschwichtigt.
„Wenn das kommt, ist Feuer am Dach“, schießt Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl auf oe24.TV scharf. Die Rede ist vom Aus für die 5. Urlaubswoche. Das steht seit Montag im Raum, die Regierung dementierte gestern heftig.
Tatsache ist: Justizminister Josef Moser (ÖVP) bat die Interessenvertretungen im Februar für sein Deregulierungsprojekt Listen mit Beispielen für „Gold Plating“ – also die Übererfüllung von EU-Richtlinien – zu erstellen. Vor allem die Wirtschaftskammer (WKO) tat das eifrig: 489 Punkte umfasst das fertige Papier, das Moser an sämtliche Ministerien weitergeleitet hat.
„Mehrkosten“
Einer davon sorgt für mächtig Wirbel: In Österreich hat jeder Arbeitnehmer mindestens fünf Wochen Urlaub im Jahr. Laut EU sind aber nur vier notwendig. „Das verursacht Mehrkosten“, befindet die WKO: „Unternehmen sind verpflichtet, die Dienstnehmer trotz Abwesenheit zu bezahlen.“ Die WKO dementiert, dass es sich dabei auch um eine Forderung handelt, Minister Moser beschwichtigt: Es werde keinen Abbau von Sozialstandards geben.
Forderung
AK-Chefin Anderl reicht das nicht: Sie fordert von Türkis-Blau jetzt einen leichteren Zugang zur 6. Urlaubswoche. Die gibt es – aber erst nach 25 Jahren in einem Betrieb. Anderl will diesen Anspruch bereits nach einem Jahr. Auf oe24.TV bittet sie Regierung und WKO zum großen Urlaubsgipfel.
SPÖ-Klubchef Schieder legt gestern auf oe24.TV nach: Die 6. Urlaubswoche soll es künftig prinzipiell für jeden geben.
AK-Präsidentin Anderl: "Ich will sechste Urlaubswoche"
oe24.tv: Was sagen Sie zum WKO-Papier?
Renate Anderl: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Regierung nach all den Verschlechterungen für Arbeitnehmer auch noch traut, die 5. Urlaubswoche abzuschaffen. Wenn doch, dann ist Feuer am Dach.
oe24.tv: Sie fordern jetzt eine 6. Urlaubswoche.
Anderl: Ich will einen leichteren Zugang. Es gäbe viele Varianten dafür, aber die jetzige ist unverständlich. Die Firma Hornbach etwa gibt allen Mitarbeitern nach einem Jahr im Betrieb die sechste Woche – das wäre mein Lieblingsmodell. Es ist auch ein Stufenmodell vorstellbar, z. B. drei zusätzliche Tage nach drei Jahren.
oe24.tv: Sie laden zum Urlaubsgipfel?
Anderl: Ja, ich will einen Termin mit Regierung und WKO.