Die SPÖ-Mitgliederbefragung um den Parteivorsitz hat am Dienstag ihre Halbzeit erreicht.
Wien. Bis 10. Mai können die Parteimitglieder nun noch kundtun, ob sie Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil oder Andreas Babler an der Spitze der Sozialdemokratie sehen wollen. Zwischenergebnisse werden weiter keine veröffentlicht. Das heißt, es ist selbst unklar, wie hoch die Beteiligung sein könnte.
Die Wahlkommission wird die eingescannten Ergebnisse erst am 22. Mai erhalten. Dann wird man bei der Sitzung des Gremiums auch Stichproben ziehen können. Am Ende soll das Ergebnis verkündet werden.
Lager versuchen Optimismus zu verbreiten
Damit sollte aktuell tatsächlich niemand wissen, wie es bei der Abstimmung so läuft. Alle drei Lager versuchen beständig Optimismus zu verbreiten und bleiben unterwegs, auch wenn viele ihre Stimme längst abgegeben haben dürften. Babler ist diese Woche bei seiner Tour zwei Mal in Wien zu hören. Doskozil kann man bei seiner Freundschaftstour etwa noch in Gänserndorf treffen.
Die Amtsinhaberin ist zwar nicht auf offizieller Tour, hat aber in ihrer Funktion als Parteivorsitzende ausreichend Auftrittsmöglichkeiten. So hat sie diese Woche etwa Termine bei der Frauenorganisation, in der Arbeiterkammer und bei den Freiheitskämpfern. Gesamt hat Rendi-Wagner seit Mitte März 40 Auftritte zusätzlich zur normalen Partei-Arbeit absolviert.
Hört man sich in der Partei um, traut sich kaum jemand eine Prognose den Ausgang betreffend zu. Zwar gilt Babler ob geringerer Bekanntheit und seines Links-Kurses tendenziell als leichter Außenseiter, doch schließt auch einen Sieg des Bürgermeisters niemand kategorisch aus.
"Hochburgen" der drei Bewerber
Alle Bewerber haben ihre "Hochburgen", entweder geographisch wie Doskozil im Burgenland, ideologisch wie Babler in den Wiener Innenbezirken oder aber bei den Frauen wie Rendi-Wagner. Doch welche Gruppe wie gewählt hat, wird man auch im Nachhinein nicht gesichert wissen. Denn es wird nur ein Gesamtergebnis veröffentlicht. Das heißt, wie jetzt beispielsweise Wien oder Vorarlberg abgestimmt haben, wird ein Geheimnis bleiben.
Einigermaßen rätselhaft ist vorerst auch, wie die Siegerin oder der Sieger die Partei wieder einen will. Nicht nur droht weiter eine Kampfabstimmung am Parteitag Anfang Juni, sollte Babler nicht gewinnen, aber in Reichweite des Stimmenstärksten bei der Befragung sein. Die Tage seit Beginn der Abstimmung waren auch von allerlei Polemik geprägt.
Mehrfache Attacken
Rendi-Wagner attackierte Doskozil mehrfach massiv und auch Altkanzler Christian Kern, der sich erst nach Beginn der Befragung als Unterstützer des Landeshauptmann bekannte, bekam sein Fett von der Amtsinhaberin ab. Doskozil wiederum attestierte der Parteivorsitzenden am 1. Mai, quasi den Abgang verpasst zu haben. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig wiederum nützte den Mai-Aufmarsch quasi zu einer offenen Empfehlung für Rendi-Wagner.
Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie & Datenanalyse (IFDD) im Auftrag der BVZ (Burgenländischen Volkszeitung) sieht Doskozil vorne. Nicht nur, dass 38 Prozent der Befragten meinen, die SPÖ hat bei kommenden Nationalratswahlen mit Doskozil die besten Chancen (vor Babler mit 17 Prozent und Rendi-Wagner mit 10 Prozent), hat er auch bei den deklarierten SPÖ-Wählern mit 36 Prozent die Nase vorne. Für Rendi-Wanger als Spitzenkandidatin sind in dieser Gruppe 27 Prozent, Babler kommt auf 22 Prozent. Befragt wurden 1.250 Wahlberechtigte.