Die Sozialdemokratie zeigte sich heuer weit geschlossener als im Vorjahr am Wiener Rathausplatz. Angegriffen wurde nur der politische Gegner.
Auf traditionelle Art und Weise haben die Parteien den 1. Mai gefeiert. Die SPÖ beging den Tag der Arbeit mit zahlreichen Maiaufmärschen, beim größten vor dem Wiener Rathaus präsentierte sich die SPÖ deutlich geschlossener als im Vorjahr. Buhrufe gegen Parteichef Alfred Gusenbauer waren diesmal nur spärlich zu hören, Ziel der Kritik war die ÖVP.
Die Volkspartei feierte den 1. Mai wieder in einem Betrieb, diesmal in einer Druckerei in Wien-Floridsdorf, wo Parteichef Wilhelm Molterer die Werte der Solidarität und Teilhabe beschwor. Die FPÖ ging in Linz ins Bierzelt, wo Parteichef Heinz Christian Strache in bekannter Manier gegen die politischen Gegner vom Leder zog. Das BZÖ wetterte in einer Pressekonferenz gegen die "überteuerten Aufmärsche".
SPÖ gegen "autistische" ÖVP
Auf den Wiener
Rathausplatz waren bei überwiegend bewölktem Wetter nach Parteiangaben
100.000 Menschen zur Maifeier der SPÖ gekommen. Mit Ausnahme einiger
kritischer Transparente der Parteijugend wurde Parteichef Gusenbauer
freundlich empfangen. Die Kritik richtete sich eher gegen die ÖVP, die als
mitgeführter Sündenbock dargestellt wurde, und auch gegen die große
Koalition.
Von der Tribüne aus attackierte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky: "Wir brauchen eine Gesundheitspolitik in diesem Land und keine autistische Gesundheitsministerin."
Gusi kämpft um Österreichs Image
Der Bundeskanzler
nutzte seine Rede, um nach dem Inzest-Fall in Amstetten Österreich zu
verteidigen. "Wir lassen nicht zu, dass ganz Österreich, dass unsere gesamte
Bevölkerung von einem kriminellen, grausamen Einzeltäter in Geiselhaft
genommen wird", rief er: "Wir werden das Ansehen unseres Landes
verteidigen." Österreich sei "eines der sichersten und besten Länder" der
Welt, so Gusenbauer.
ÖVP geht am 1. Mai arbeiten
Die ÖVP freute sich am Tag der
Arbeit beim Besuch einer Floridsdorfer Druckerei über den weiteren Rückgang
der Arbeitslosigkeit. Vizekanzler Molterer warb für eine "faire Teilhabe"
der Menschen am wirtschaftlichen Erfolg und plädierte dazu für eine
Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen. Ältere Arbeitnehmer und
Wiedereinsteigerinnen nach der Karenz sollten besser gefördert werden.
FPÖ wehrt Eier ab
Deftig ging es beim 1. Mai-Frühschoppen
der FPÖ in einem Bierzelt am Urfahraner Jahrmarkt in Linz zu. Strache ließ
sich auch von einem gegen ihn gerichteten Eierwurf nicht von seinen Attacken
gegen die Regierung und vor allem gegen die SPÖ abhalten. Gusenbauer werde
mit Sicherheit kein Volkskanzler mehr, höchstens werde ein Rotwein nach ihm
benannt, der besonders im Abgang schwer sein müsse, sagte Strache vor (laut
Parteiangaben) 5.000 Zuhörern.
Er forderte alle SPÖ-Mitglieder auf, ihre Parteibücher zu zerreißen und zur "sozialen Heimatpartei" FPÖ zu kommen. Bundespräsident Heinz Fischer hat sich für den FPÖ-Chef mit der Unterzeichnung des EU-Vertrages "disqualifiziert". "Er wird nicht mehr unser Bundespräsident sein." Aus Anlass des Inzest-Falles in Amstetten forderte Strache "Lebenslang" für "perverse Sexualstraftäter".
BZÖ wird "Bündnis für Arbeit"
Ruhiger
ging es das BZÖ an. In einer Pressekonferenz kritisierte Parteichef Peter
Westenthaler die "überteuerten Aufmärsche" und sprach von hunderttausenden
Euro, die am Wiener Rathausplatz verpulvert würden. Seine Partei
präsentierte er am Tag der Arbeit als "Bündnis für Arbeit und Leistung".
Grüne denken an Arbeitslose
Die Grünen haben schon am
Mittwoch ihren traditionellen Tag der Arbeitslosen begangen. Sie forderten
dabei eine Erhöhung von Notstandshilfe und Arbeitslosengeld.