"Putsch" gegen Parteichefin
SPÖ-Krise: Rendi-Wagner dürfte Nr.1 bleiben
29.11.2019
"Pamela hat weiter große Unterstützung und wird an der Spitze der SPÖ bleiben", wollen engste Mitarbeiter von Rendi-Wagner den "Putsch" für beendet erklären. Ob das gelingt, wird sich zeigen.
Die Gewitterwolken über der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße haben sich noch nicht ganz verzogen, aber zumindest sind jetzt alle Hurrikan-Warnungen für die Bundesparteivorsitzende abgesagt: Sie dürfte den heutigen Freitag und auch noch weitere Wochen nicht aus der Führungsposition gefegt werden, bestätigten SPÖ-Funktionäre gegenüber oe24.at. Zitat: "Die Bundesvorsitzende wird nicht aufgeben, sie bleibt."
"Böse Intrige von Parteifreunden"
Wie es zu dieser schweren Krise in der SPÖ gekommen sei, darüber haben diese Informanten bereits einen ganz guten Überblick: "Das war eine bitterböse Intrige. Da waren wieder jene fünf Personen involviert, die das ja schon bei anderen Parteimanagern probiert haben. Auf dieses Quintett sind bei uns ohnehin schon alle sauer."
Auch der niederösterreichische Landeschef der SPÖ, Franz Schnabl, hat sich in der Krise als nicht wirklich sehr loyal zur Parteichefin gezeigt. Die Beziehungen zur Löwelstraße werden nun als "eher belastet" definiert, Schnabl hatte heuer ja auch schon einen heftigen Skandal zu verantworten - so ist aufgeflogen, dass er sich von einem dubiosen Ex-Agenten einen Privatjet-Flug auf eine Mittelmeerinsel zahlen ließ.
Noch sei die Krise aber nicht ausgestanden: So ist fix damit zu rechnen, dass einer oder mehrere Mitarbeiter, denen nun gekündigt worden ist, brisante Interna aus dem Parteizentrale zu Medien tragen. Pamela Rendi-Wagner hat sich eine Verschnaufpause erkämpft, sie bleibt aber angeschlagen.
Rendi-Wagner will weitermachen
SPÖ stürzt auf historischen Tiefstand
Die Tageszeitung ÖSTERREICH veröffentlicht in ihrer Freitagsausgabe die aktuelle Umfrage des Research Affairs Instituts (1.002 Befragte, Befragungszeitraum 22. bis 28. November). Das Ergebnis ist für die SPÖ dramatisch: Die SPÖ stürzt mit nur noch 18% auf einen historischen Tiefstand und verliert gleich 2% gegenüber der Vorwoche.
Auf Platz 1 liegt weiter die ÖVP mit 38%, die Grünen kommen auf 16%, die FPÖ ist mit 14% nur noch auf Platz 4 und die NEOS liegen bei 10% (+1%).
Mitarbeiter rechnet mit Rendi & Co. ab
Der erste prominente Mandatar fordert nun mehr oder weniger direkt den Abgang von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner: "Manchmal muss man zur Kenntnis nehmen, dass es nicht mehr geht. Aus. Schluss", meint der Nationalratsabgeordnete und Klubvize Andreas Kollross auf Twitter.
Direkt zielt er auf die Vertrauten von Ex-Kanzler Werner Faymann wie Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch: "Es braucht ein Ende des Revanchismus. Es braucht ein Ende, Funktionen zur Aufarbeitung des eigenen Traumas zu verwenden, dass durch Pfiffe bei manchen hinterlassen wurde."
Mitarbeiter rechnet mit SPÖ-Spitze ab: "Bitte geht!"
Und auch von der SPÖ-Kündigung betroffene Mitarbeiter gehen an die Öffentlichkeit. Auf Facebook postet Michael W., derzeit noch Social-Media-Beauftragter der Sozialdemokraten, eine Abrechnung mit der Parteiführung. "Noch habe ich alle Rechte der Social Media Accounts von Pamela Rendi-Wagner. Nein, ich werde nun natürlich nicht auf dem Account der Vorsitzenden ihren Rücktritt posten", stellt er klar. Allerdings will er als Sozialdemokrat etwas loswerden und beanstandet die Art der Kündigung. Wie oe24 berichtete, schickte die Partei an die betroffenen 27 Mitarbeiter lediglich eine Mail aus. Ein Umstand, der W. besonders ärgert. "Kündigungen per E-Mail zugestellt zu bekommen ohne ein persönliches Gespräch ist einer Sozialdemokratie nicht würdig", schreibt er. Auch er sei davon betroffen, allerdings müsse man sich keine Sorgen machen, "wir Sozialdemokraten stehen zusammen". Und dann holt er zum Rundumschlag gegen die Parteiführung aus. "Die derzeitige Parteispitze möchte ich hier explizit ausnehmen. Pamela Rendi-Wagner, ihr Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch und ihre Kommunikationsberater können eine stolze Partei wie die SPÖ nicht in eine gute Zukunft führen! Bitte geht! Es ist lange überfällig!", fordert er.