SPÖ-Landeschef zieht nun doch Konsequenzen. Josef Ackerl übernimmt.
Der oberösterreichische SP-Chef Erich Haider zieht nun doch Konsequenzen aus dem Wahldebakel seiner Partei bei der Landtagswahl am Sonntag. Beim Parteivorstand am kommenden Montag wird er seinen Rücktritt als Landesparteivorsitzender und Regierungsmitglied vorschlagen, gab Haider am Mittwoch in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannt. Geschäftsführender Landesparteichef soll Soziallandesrat Josef Ackerl werden.
ÖSTERREICH: Am Dienstag wollten Sie noch an der Spitze der SP OÖ
bleiben, jetzt gehen Sie. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
ÖSTERREICH: Warum jetzt doch der Rücktritt?
ÖSTERREICH: War der Druck aus den eigenen Reihen doch zu groß?
Sie ziehen sich völlig aus der aktiven Politik zurück? Was machen
Sie jetzt? |
"Das ist die allerbeste Lösung"
"Ich habe
nachgedacht. Das ist die allerbeste Lösung für das Land. Die Antwort war,
ein neues Fundament zu legen für die Zusammenarbeit, und deshalb meine Ämter
zur Verfügung zu stellen", sagte Haider. Er will nun in die Linz
AG zurückkehren, wo er früher in der Verkehrsdirektion tätig war. Ackerl
soll ein Verhandlungsteam für die Gespräche mit der ÖVP bilden und für den
parteiinternen Reformprozess sorgen. Den zweiten verbliebenen
SP-Regierungssitz soll der bisherige Wohnbaulandesrat Hermann Kepplinger
erhalten, so Haider. Über die Verteilung der verbliebenen 14
SP-Landtagsmandate soll ebenfalls der Landesparteivorstand entscheiden.
Seit Montag nachgedacht
Haider schilderte, dass er seit Montag
über die Zukunft nachgedacht habe. An diesem Abend war ihm mit 88 Prozent
der Stimmen im Landesparteivorstand das Vertrauen ausgesprochen und er
beauftragt worden, einen inhaltlichen und personellen Erneuerungsprozess der
SPÖ einzuleiten, der von einem außerordentlichen Parteitag im Frühsommer
kommenden Jahres abgesegnet werden sollte.
Dieser Vertrauensbeweis sei wichtig gewesen und habe Klarheit gebracht. Aber er sei immer entscheidungsfreudig und -stark gewesen, deshalb habe er sich nun dazu entschlossen, das Amt des Parteivorsitzenden und des Mitgliedes der Landesregierung zur Verfügung zu stellen.
Neues Fundament für Zusammenarbeit mit ÖVP
Haider
erklärte, er wolle mit seinem Rücktritt ein neues Fundament für die
Zusammenarbeit mit der ÖVP legen. Zusammenarbeit sei angesichts der Krise
notwendig. Der für heute, Mittwochnachmittag vorgesehene Termin für ein
Sondierungsgespräch über eine mögliche Zusammenarbeit, das der
ÖVP-Landesparteiobmann Landeshauptmann Josef Pühringer jeweils mit den Chefs
aller drei anderen Landtagsparteien FPÖ, Grüne und SPÖ führen wollte, ist
von Haider abgesagt worden. Es soll am kommenden Freitag nachgeholt werden.
Das Gespräch soll der künftige geschäftsführende Parteivorsitzende Ackerl führen. Ein Verhandlungsteam für weitere Verhandlungen unter seiner Führung soll aus dem bisherigen Wohnbaulandesrat Hermann Kepplinger, Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger, Klubobmann Karl Frais und der Dritten Landtagspräsidentin Gerda Weichsler bestehen.
Reformprozess ab Montag
Der Parteivorstand, Ackerl an der Spitze
der Partei und mehrere Arbeitsteams sollen ab Montag mit dem geplanten
Reformprozess der SPÖ Oberösterreich unter "breiter Mitarbeit"
und auch mit Unterstützung von Haider beginnen. Einen Zeitplan für seine
Durchführung legte Ackerl nicht vor. Dazu seien erst inhaltliche und
organisatorische Fragen zu klären. Somit ist ungewiss, ob es bei dem am
vergangenen Montagabend genannten Termin für den außerordentlichen
Landesparteitag im Frühsommer 2010 bleibt. Wie lange er in der Politik
bleiben wolle, sagte der Ackerl - 63 Jahre alt - nicht. Da man nun bis 65
oder vielleicht auch länger arbeiten müsse, habe er auch kein "Ablaufdatum".