Krankenkassenpaket
SPÖ sieht Licht - ÖVP aber nicht
26.08.2009
Laut Stöger könnte bald eine Einigung über das Sanierungskonzept der Krankenkassen stehen. Mitterlehner sieht das anders und fordert Nachbesserungen.
Im Streitfall Kassensanierung scheint es zwischen SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger und dem Koalitionspartner ÖVP wieder Bewegung zu geben. Stöger hat mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Klubobmann Karl-Heinz Kopf geredet sowie mit Finanzminister Josef Pröll "kurz telefoniert".
Stöger sieht ÖVP umdrehen
"Ich gehe davon aus,
dass man bereit ist, jetzt wieder in die Diskussion zu treten", so
Stöger über die Gespräche. Er lehnt inhaltliche Diskussionen zu dem von
Hauptverband und Ärztekammer erstellten Sanierungskonzept weiter ab: Es gehe
nicht darum, über einen Kompromiss zu verhandeln, sondern das vorgelegte
Papier umzusetzen. Der Gesundheitsminister ist zuversichtlich, den
Koalitionspartner wieder an Bord zu bekommen: Im Boot sei dieser noch nicht, "aber
bereit, sich zu überlegen umzudrehen und zurückzuschwimmen".
Pröll hat nicht telefoniert
Im Büro von Pröll reagiert man
spröde auf Stögers Optimismus. Telefoniert habe man in dieser Frage
jedenfalls nicht, so Prölls Sprecher. Man sei "sehr überrascht"
über die entsprechende Aussage. Unterdessen hat sich herausgestellt, dass es
sich tatsächlich nicht um ein Telefonat, sondern um ein kurzes Gespräch am
Rande des Ministerrats gehandelt hat.
Mitterlehner bleibt bei Nein
Jedenfalls sieht die Volkspartei
weiterhin inhaltlichen Handlungsbedarf: Wirtschaftsminister Reinhold
Mitterlehner fordert eine Präzisierung, wie die angepeilten Einsparungen im
Medikamentenbereich realisiert werden sollen.
Will 1 Mrd. nicht zahlen
Die in dem von Hauptverband und
Ärztekammer ausgearbeiteten Sanierungkonzept vorgesehenen Mehrbelastungen
für den Staatshaushalt sind für ihn auch weiterhin nicht vorstellbar: "Da
wird klargestellt werden müssen, dass die eine Milliarde nicht aus dem
Budget kommen kann." Dieser Posten hatte zu einem Veto der
ÖVP-Verhandler geführt.
Nicht verhandeln, aber klären
Mitterlehner möchte keine
Neuverhandlungen zur Kassensanierung aber Erklärungen, wie die angepeilten
Einsparungen von 880 Millionen Euro im Medikamentenbereich erreicht werden
sollen. Mitterlehner verlangt einen "verbindlichen Pfad", auf dem
die Einsparungen vorgezeichnet sein sollen. Für Kritik sorgt, dass die Summe
nur von oben heruntergebrochen wird, ohne genaue Aufgaben - etwa auf die
Länderkassen - zu verteilen. Er fordert außerdem klare Richtlinien für den
100 Millionen Euro schweren Strukturfonds.
Grüne empfehlen Gruppentherapie
"Ob und wer mit wem in der
Bundesregierung in Sachen Kassensanierung spricht, telefoniert oder das
dementiert, ist eigentlich ziemlich uninteressant und ein unwürdiges
Schauspiel auf Kosten der Versicherten und Kranken. Wenn die Mitglieder der
Bundesregierung nicht miteinander kommunizieren können, dann empfehlen wir
eine Gruppentherapie", ätzt der Grüne Sozialsprecher Karl
Öllinger. Die käme noch immer billiger als die Fortschreibung des
Zustands der Krankenkassen für weitere Wochen und Monate, findet er.