Zentrale BHS-Matura
SPÖ und ÖVP Hand in Hand bei Schulpolitik
10.05.2010
Bilanz mit neuer BHS-Matura und Modulsystem für Abendschulen.
Demonstrative Einigkeit streichen SPÖ und ÖVP derzeit in der Schulpolitik hervor: Seite an Seite präsentierten am Montag Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) und VP-Bildungssprecher Werner Amon bei einer Pressekonferenz die Gesetzesnovellen des ersten Halbjahres, die vor dem Sommer im Parlament beschlossen werden sollen. Schmied betonte, in Schulfragen "Schritt für Schritt" vorgehen zu wollen, Amon meinte, dass man "Dinge sehr pragmatisch angehen muss, wenn man weiterkommen will".
Herzstück BHS-Matura
"Herzstück" der neuen Gesetzesvorhaben
ist die neue teilzentrale BHS-Matura, die sich an der bereits im Vorjahr
beschlossenen neuen AHS-Matura orientiert. Ab dem Schuljahr 2014/15 soll die
schriftliche Reifeprüfung auch an den BHS am gleichen Tag abgehalten werden,
in den Fächern Deutsch, Mathematik und lebende Fremdsprache gibt es
einheitliche Aufgaben. Außerdem müssen alle BHS-Maturanten im Vorfeld eine
"Diplomarbeit" schreiben. Im Frühling 2015 werden damit erstmals alle 45.000
AHS- bzw. BHS-Maturanten am gleichen Tag ihre schriftliche Reifeprüfung
absolvieren.
Außerdem werden die derzeit auf Pflichtschulen sowie Berufsschulen und berufsbildende mittlere Schulen beschränkten Sprachförderkurse für außerordentliche Schüler auf die AHS-Unterstufe ausgeweitet sowie insgesamt um zwei Jahre verlängert. An den Abendschulen wird darüber hinaus in den kommenden beiden Schuljahren ein Modulsystem eingeführt. An den Pädagogischen Hochschulen soll die Nachqualifizierung von Absolventen der Pädagogischen Akademien erleichtert und ein Datenverbund eingeführt werden.
Lehrer fordern Abgeltung für Mehraufwand
Bei der neuen
Matura werde es vermutlich noch zu einer "sozialpartnerschaftlichen
Abstimmung" kommen müssen, so Amon. So verlangt etwa die Gewerkschaft die
Abgeltung des Mehraufwands für die Betreuung der nunmehr verpflichtenden
vorwissenschaftlichen Abschlussarbeiten bzw. Diplomarbeiten. Aber auch hier
sei "der politische Wille klar". Schmied kündigte dazu Gespräche mit den
Dienstnehmer-Vertretern an. Bei diesen werde sie aber auch die
Arbeitsentlastung für die Lehrer durch die zentrale Vorgabe der Fragen
einbringen.
Kritik aus dem Finanzministerium an den möglichen überbordenden Kosten für die neue Matura wiesen Schmied und Amon zurück. Der Entwurf sei mit dem Finanzministerium abgestimmt, so Schmied. "Möglicherweise ist beim einen oder anderen die Information nicht angekommen." Auch Amon will sich davon "nicht allzu sehr beirren lassen".
Schmied: Keine Verpflichtung für ganztägige Angebote
Generell
sieht Schmied "ein Vertrauensverhältnis aufgebaut". Auch bei der Frage der
ganztägigen Schulangebote "passt kein Blatt Papier zwischen uns". Dieses
werde angebotsorientiert ausgebaut. Einzig beim ÖAAB-Vorschlag einer
ganztägigen Verpflichtung zum Schulbesuch für Kinder, die zu schlecht
Deutsch sprechen, zeigte sich Schmied skeptisch: Sie sei für ganztägige
Angebote, halte aber nicht von einer strafweisen Verpflichtung einzig für
Kinder mit Sprachdefiziten. Auch hier assistierte aber
Ex-ÖAAB-Generalsekretär Amon: Diese Entscheidung solle am besten am Standort
getroffen werden - es sei immerhin ein Unterschied, ob zwei Kinder oder eine
ganze Klasse Sprachprobleme haben.