Die Bundes-SPÖ ist im SPÖ-Streit um Wien Zuschauer. Ein gefährliches Spiel.
„Wenn die letzte echte Bastion der Roten, die SPÖ Wien, fällt oder in einen permanenten Richtungsstreit verfällt, reißt das die gesamte SPÖ mit“, sagt Politikberater Thomas Hofer im ÖSTERREICH-Interview. Tatsächlich streiten die Wiener Roten offen um die Nachfolge von SP-Bürgermeister Michael Häupl und den Kurs der Partei.
Kerns Signale
SPÖ-Kanzler Christian Kern, in der früheren roten Hochburg Simmering geboren, wurde von dem sogenannten linken Flügel der SPÖ Wien gestützt. Er versuchte zuletzt, den Flächenbezirken in Simmering und Donaustadt freundliche Signale zu senden.
Für die Bundes-SPÖ ist die Zerreißprobe in Wien schließlich eine echte Gefahr von potenziellen vorgezogenen Nationalratswahlen.
Regierungsrochade als Ausweg aus dem Streit?
Nur die relativ kleine SPÖ Burgenland gilt noch als mobilisierungsstark. Dort regiert Landeshauptmann Hans Niessl aber just mit der FPÖ. Nun überlegen SP-Strategen eine Regierungsrochade im Bund. Sonja Wehsely solle in die Bundesregierung geholt werden, um die Flächenbezirke zu beruhigen.
Politikexperte Thomas Hofer: "Für Kern gefährlich"
Politikberater Thomas Hofer über die Krise der SPÖ Wien und die Folgen für den Bund.
ÖSTERREICH: Was bedeutet diese SPÖ-Krise in Wien für die Bundes-SPÖ?
Thomas Hofer: Für die Bundes-SPÖ ist das absolut heikel. Wien wäre die letzte starke Säule – abgesehen von der burgenländischen SPÖ, die flächenmäßig nicht vergleichbar ist –, die wegzubrechen droht. Es stehen sich zwei unversöhnliche Lager in der SPÖ Wien gegenüber.
ÖSTERREICH: Das hat auch mit Rot-Blau zu tun, oder?
Hofer: Ja, auch dieser Richtungsstreit, wie hält man es mit der FPÖ, spielt da stark hinein. Wenn nicht bald eine Klammer gefunden wird und der Streit befriedet wird, wird das für Kanzler Kern gefährlich.
ÖSTERREICH: Weil Wien die letzte Bastion für Wahlen für die SPÖ ist?
Hofer: Zumindest die letzte echte Bastion. Wenn diese Bastion fällt oder sich in einen permanenten Richtungsstreit ergeht, würde das die gesamte SPÖ mitreißen. Kern muss die Situation sehr ernst nehmen.
