Das Angebot: Der Sturz der türkis-blauen Bundesregierung zu einem durchaus stemmbaren Betrag. Doch der SPÖ-Politiker Thomas Drozda wollte das Ibiza-Video nicht.
Wien. „Ich will dazu noch nichts sagen, ich bin als Zeuge vor den Ibiza-U-Ausschuss geladen. Aus Respekt vor diesem Ausschuss will ich jetzt nichts vorwegnehmen“, meint der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Ex-Kanzleramtsminister und jetzige Nationalratsabgeordnete Thomas Drozda (SPÖ). Er will aber auch nicht dementieren, dass ihm das Ibiza-Video von einem mutmaßlichen Mitglied der Hersteller-Clique zum Kauf angeboten worden ist. Das wäre auch ziemlich seltsam, denn ein Zeuge berichtet: „Mit mir hat Thomas Drozda darüber gesprochen, dass ihm das Video lange vor der spektakulären Veröffentlichung im Mai 2019 angeboten worden ist.“
"Keiner, der früh vom Video wusste, hat die Täter angezeigt"
U-Ausschuss. Die SPÖ-Parteispitze – Drozda war von September 2018 bis Herbst 2019 Bundesgeschäftsführer und von 2016 bis 2017 Kanzleramtsminister – wusste somit schon Monate vor dem Zünden der Politbombe von diesem Video, das Türkis-Blau in massive Schwierigkeiten bringen konnte. Wie viel ihm davon tatsächlich bekannt war, das will Drozda eben erst bei seiner Zeugenaussage vor dem U-Ausschuss berichten.
„Wir wissen jetzt, dass dieses Ibiza-Video mehreren Politikberatern verschiedener Parteien angeboten worden ist. Das ist doch sehr interessant, dass niemand Anzeige erstattet hat“, bestätigt Gert Schmidt, der Herausgeber der Investigativplattform EU-Infothek.com.
Strache informierte Anfang Mai ÖVP-nahen Unternehmer
Termin. Noch jemand wusste mehrere Tage vor allen anderen Österreichern, dass deutsche Medien am 17. Mai die politische Bombe zünden wollen: Aufgrund mehrerer Medienanfragen doch etwas besorgt, ließ sich Heinz-Christian Strache eine Woche davor bei einem bekannten ÖVP-nahen Unternehmer einen Termin geben, um auch über dessen Erwähnung im Ibiza-Video zu sprechen. Dass dieser Gesprächspartner alles für sich behalten hat, wäre möglich – es entspricht aber wohl kaum der österreichischen Lebensrealität.