SPÖ- und ÖVP-Ministerien sowie stadtnahe Betriebe vor der Wien-Wahl.
Die heurige Wien-Wahl hat auch die Werbeausgaben der gemeindeeigenen Betriebe über den Sommer in die Höhe schnellen lassen. Wie eine Erhebung des Marktforschungsinstitut Focus Media Research für die Monate Juni bis August ergeben hat, sind die Spendings von Betrieben unter dem Dach der Stadt Wien im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2009 teilweise um mehr als das Dreifache gestiegen. Auch die Ausgaben der Ministerien haben sich im selben Vergleich verdoppelt, wobei die ÖVP dort vor der SPÖ liegt.
"Flankierende Maßnahmen"
Focus-Geschäftsführer Klaus Fessel sprach von "sehr stark flankierenden Maßnahmen" für die wahlwerbenden Parteien. Dieser Befund bezieht sich sowohl auf die Bundesebene, wo die Ministerien in den Sommermonaten 2010 mehr als doppelt soviel ausgaben wie im Jahr davor.
Von Juni bis August 2010 schalteten alle Ministerien gemeinsam brutto - also ohne Rabatte - um 15,071 Mio. Euro, 2009 hatten die Werbeausgaben im selben Zeitraum 7,132 Mio. Euro ausgemacht. Dies trifft auf SPÖ- wie ÖVP-geführte Ressorts fast gleichermaßen zu, wie Fessel erläuterte. Die ÖVP liegt mit 6,718 Mio. Euro vor der SPÖ, in deren Bereich Schaltungen mit einem Brutto-Wert von 6,151 Mio. Euro fallen. Beiden Parteien gleichermaßen zugutekam eine gemeinsame Kampagne, die einen Brutto-Werbewert von 2,203 Millionen Euro hatte.
Beachtlich waren im Sommer auch die Werbeausgeben des Klima- und Energiefonds, der für Förderungen zuständig ist. Von Juni bis August buchte dieser um brutto 747.000 Euro, so Focus. Nachdem auf den Inseraten vor allem Umweltminister Nikolaus Berlakovich zu sehen war, profitiert eher die ÖVP davon.
Stadtnahe Betriebe buttern in Werbung
Während die Parteien für den Wahlkampf in der Bundeshauptstadt im Sommer insgesamt nur rund vier Millionen Euro buchten, stockten Stadt Wien und die ihr zuzuordnenden Unternehmen ihre Werbeausgeben fast um das Doppelte auf: Von der Stadt Wien selbst über "Wien Energie", Wirtschaftsagentur Wien, bis hin zur "MA 48 Stadtreinigung" stockten fast alle Wien-nahen Auftraggeber ihre Werbebudgets auf. Gesamt beliefen sich die Werbeaktivitäten von Juni bis August auf brutto 12,911 Mio. Euro. Ein Jahr davor waren es 6,911 Mio. Euro gewesen.
Am meisten gab die Stadt Wien aus, die mit 5,8 Mio. Euro für Werbung in der Focus-Statistik von Juni bis August aufscheint (2009: 3,2 Mio. Euro). Mehr als verdreifacht haben sich die Buchungen der Wien Energie (1,623 Mio. Euro gegenüber 503.000 Euro im Vorjahr). Annähernd denselben Zuwachs weisen die Wiener Linien auf. Im Sommer 2010 gaben sie 1,995 Mio. Euro aus, im Vorjahr waren es laut Focus 726.000 Euro. Rückläufig waren einzig die Ausgaben des Presse- und Informationsdienstes, der statt 736.000 Euro nur mehr 186.000 Euro ausgab.
Zugutekommen diese Einschaltungen vor allem der SPÖ, sagt Fessel: "Die Partei, die in Wien regiert, wird damit in einem stärkeren Ausmaß assoziiert, als es für andere Parteien der Fall ist."