Faymann-Nachfolge

Erste SPÖ-Länder für Kern als neuen Chef

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Nach der steirischen sprachen sich auch die kärntner, die niederösterreichische, die tiroler, die salzburger und die vorarlberger SPÖ für den ÖBB-Chef aus.

"Jetzt läuft alles auf Christian Kern als neuen SPÖ-Chef und Kanzler hinaus", sagte ein SPÖ-Vorstandsmitglied unmittelbar nach Werner Faymanns Rücktritt zu ÖSTERREICH. Der 50-jährige ÖBB-Chef gilt bereits seit zwei Wochen als Topfavorit. Für ihn haben sich schon Kärntens Landeschef Peter Kaiser und Gewerkschafter Josef Muchitsch ausgesprochen. Kern, der als ÖBB-Manager im September bei der liberalen Flüchtlingspolitik mithalf, gilt auch als Favorit der Sozialistischen Jugend.

Steirische SPÖ spricht sich mit 100% für Kern aus
Am Dienstag hat der steirische SPÖ-Landesparteivorstand nachgezogen. Bei einer einer Sitzung haben sich die roten Steirer geschlossen - mit 100 Prozent der Stimmen der knapp 50 Teilnehmer - für ÖBB-Chef Christian Kern als Nachfolger von Werner Faymann ausgesprochen. Zudem wurde LHStv. Michael Schickhofer mit vollem Verhandlungspouvoir ausgestattet, hieß es nach den Beschlüssen.

Weitreichende personelle Veränderungen

Nach Vorstellung der SPÖ Steiermark soll sich Kern sein Regierungsteam selbst aussuchen können, was "weitreichende personelle Veränderungen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene" mit sich bringen werde, meinte ein Sprecher. Besonders der steirische Verkehrslandesrat und ehemalige EU-Mandatar Jörg Leichtfried ist mit Kern seit Jahren in guter Zusammenarbeit. Leichtfried könnte für den Posten des Verkehrsministers infrage kommen, wodurch in der steirischen Landesregierung nachbesetzt werden müsste. Einige Bürgermeister - vor allem aus obersteirischen Arbeiterstädten - stehen schon in der Warteschlange für den Posten in der Landesregierung.

Auch Kärnten steht hinter Kern

Die Kärntner SPÖ hat sich am Dienstag wie die steirische Landesorganisation auch auf Christian Kern als Wunschnachfolger für Werner Faymann ausgesprochen. Wie Parteivorsitzender Peter Kaiser nach einer Sitzung des Parteivorstandes vor Journalisten bekannt gab, stimmte der Vorstand einstimmig für den 50-jährigen Manager.

Kaiser hatte sich schon in den vergangenen Tagen mehrfach für Kern ausgesprochen, von dem er eigenen Angaben zufolge "sehr viel" hält. In der kurzfristig anberaumten Sitzung schlossen sich die Vorstandsmitglieder seiner Meinung an. "Der Vorstand hat auf meinen Antrag hin einstimmig für Christian Kern votiert", sagte Kaiser. Er sei sehr froh über diese Einstimmigkeit, diese stärke sowohl ihn und die anderen Kärntner Mitglieder des Bundesparteivorstandes als auch Kern selbst. Kern sei "fähig zu neuen Ansätzen", grundsatzgefestigt und habe ein Auftreten, das ihn sowohl auf nationaler Ebene als auch am internationalen Parkett eine gute Figur machen lasse.

Gremien in Niederösterreich ebenfalls für Kern
Die niederösterreichische SPÖ hat sich am Dienstagnachmittag in Sitzungen des Präsidiums und des Vorstands in St. Pölten ebenfalls für Christian Kern als neuen Bundesparteichef ausgesprochen. Es habe eine klare Präferenz für den ÖBB-Manager und letztlich einstimmige Beschlüsse der Gremien gegeben, berichtete Landesparteivorsitzender Matthias Stadler.

Er selbst sei für alle weiteren Gespräche und Verhandlungen zur Neustrukturierung der SPÖ - inhaltlich wie personell - ermächtigt, fügte der SPÖ-NÖ-Chef hinzu. Es habe gegolten, "rasche Entscheidungen zu treffen". Stadler hat zudem "keine Zweifel", dass Kern zur Verfügung stehen werde, "wenn er ein klares Signal bekommt", wie er zur APA sagte.

Am Freitag stehen laut dem niederösterreichischen Landesparteichef weitere Vorbereitungen auf die Sitzungen der Bundesgremien am kommenden Dienstag an. Aufgrund der Beschlüsse werde es dann noch am selben Dienstagabend einen neuen Parteivorsitzenden und designierten Bundeskanzler geben.

Tirols Landesparteichef Mayr tritt für Kern ein
Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr tritt für ÖBB-Chef Christian Kern als neuen Bundeskanzler und SPÖ-Parteivorsitzenden ein. "Ich kann mit Kern gut leben und wäre für ihn", sagte Mayr der APA am Dienstag. In der Tiroler Landespartei sei die Sympathie für Kern "sehr groß". An dem Treffen der SPÖ-Landesvorsitzenden am Freitag in Wien würden auch Kern und Medienmanager Gerhard Zeiler teilnehmen, meinte Mayr.

Bei dem Treffen werde man mit den "Kandidaten" sprechen, sie "anhören" und eine "inhaltliche Abstimmung" vornehmen, erklärte Mayr. Wo die Parteigranden genau zusammenkommen, wollte der Tiroler SPÖ-Chef nicht sagen, aber: "Wahrscheinlich werden wir uns beim Michael Häupl treffen".

Nach dem Gespräch werde er jedenfalls den Parteivorstand der Tiroler SPÖ informieren, kündigte Mayr eine Entscheidung der Landespartei erst nach Freitag an. Angesichts der Sympathie für Kern rechne er aber damit, dass es "keine großen Überraschungen" geben werde.

Salzburg tendiert zu Kern
Am Tag nach Werner Faymanns Rücktritt als Bundeskanzler und SPÖ-Chef gab auch die Salzburger SPÖ an, dass der ÖBB-Vorstand Christian Kern ihr Wunsch-Nachfolger sei.

Auch Vorarlberger Sozialdemokraten wollen Kern
Die Vorarlberger Sozialdemokraten haben sich am frühen Dienstagabend mit überwiegender Mehrheit für Christian Kern als Nachfolger des als Bundeskanzler und Parteichef abgetretenen Werner Faymann ausgesprochen. Nach Angaben von Vorarlbergs SPÖ-Chef Michael Ritsch gegenüber der APA gab es bei der Sitzung des erweiterten Landesparteivorstands lediglich eine Gegenstimme, die von der Jugend kam.

Ritsch wurde von den Vorarlberger Genossen ermächtigt, bei den nun folgenden Beratungen und Gesprächen in Wien für ÖBB-Manager Kern einzutreten. Vorarlbergs SPÖ-Chef hatte sich bereits unmittelbar nach dem Rücktritt von Faymann für Kern als neue Spitze der österreichischen Sozialdemokratie stark gemacht.

Danach befragt, warum die Sozialistische Jugend Vorarlberg Kern ihre Zustimmung verweigert, sagte Ritsch: "Das hat nichts mit dem Kandidaten zu tun. Ihnen geht der ganze Prozess einfach zu schnell".

Rot-Blau-Lager in der SPÖ will Bekenntnis zur FPÖ
Allerdings wird der als "smarter Manager mit extremer politischer Vernetzung" beschriebene ÖBB-Manager genau vom rot-blauen Lager in seiner Partei kritisch beäugt: Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl etwa will nur einen SPÖ-Chef unterstützen, der die Öffnung zur FPÖ mitträgt.

Zeiler als Alternative
Ein weiterer Anwärter für den SPÖ-Vorsitz, Time-Warner-Manager Gerhard Zeiler, hat bereits sein Nein dazu signalisiert und dürfte nur Außenseiter-Chancen haben. Niessl will seinen Heeresminister Hans Peter Doskozil ins Spiel um die Faymann-Nachfolge bringen.

Ebenfalls als Kandidat gilt Parlamentsklubchef Andreas Schieder: Als Vertreter des linken Parteif lügels hat er aber nur Außenseiterchancen. Auch Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser wird genannt. Sie wäre ein Signal an die Gewerkschaft und die Frauen und beeindruckte zuletzt durch öffentliche Auftritte.

Jetzt wird der interimistische SPÖ-Chef Michael Häupl - er wollte Zeiler -eine Mehrheit für den Neuen schmieden. "Es wird sich wohl zwischen Kern und Zeiler entscheiden", sagt ein SPÖ-Grande.

Noch diese Woche tagen einige Landesparteivorstände, auch in "Rebellenländern" (Steiermark, Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und NÖ). Dabei sollen die Weichen für Kern gestellt werden. Die Frage ist: Tut er sich den Job an, der ihm weniger Geld, mehr Ärger und weniger Freizeit bringt?"Ja, er macht das für die Partei", ist ein Insider sicher. Zu viel Optimismus? Kern soll nämlich noch unsicher sein.

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