Finanzstaatssekretärin
Steßl: »Habe nicht nur ein Piercing«
07.06.2014
Die Steuerreformdebatte rückt sie ins Licht: Sonja Steßl ist Faymanns Frau im Finanzministerium.
Bisher galt sie als unauffällige Staatssekretärin der SPÖ im Finanzministerium. Doch die Steuerreformdebatte rückt Sonja Steßl (33) nun erstmals ins Rampenlicht – und fördert Außergewöhnliches an den Tag: Steßl ist wohl die erste Bundespolitikerin mit Piercings in den Ohren, liebt alternative Konzerte und ist mit 33 Jahren nach sechs Jahren Ehe geschieden. Selbst ihr Berufsweg ist ungewöhnlich. Denn während ihre beiden älteren Geschwister und ihre Eltern Glasermeister sind (ihre Eltern gründeten in den 60ern in der Garage ihres Hauses eine Glasereifirma), entschied sie sich für ein Jus-Studium. Weil sie Studiengebühren „unfair“ fand, begann sie, sich bei der SPÖ zu engagieren. 13 Jahre später holte sie SPÖ-Chef Werner Faymann als Staatssekretärin ins Finanzministerium. Dort soll Steßl dem ÖVP-Finanzminister Spindelegger auf die Finger schauen. Kritik an ihrem ersten großen Auftritt in der Zeit im Bild wischt sie weg und lacht: „Wenn man hinfällt, muss man eben schnell aufstehen und konsequent weitergehen.“
ÖSTERREICH: Können Sie sich noch erinnern, was Sie sich mit Ihrem ersten verdienten Geld gekauft haben?
Sonja Steßl: Das ist länger her, denn ich habe schon während des Gymnasiums in den Ferien gearbeitet. Als ich das Gerichtsjahr gemacht habe, habe ich rund 1.000 Euro im Monat verdient. Ich glaube, das Erste, das ich mir wirklich geleistet habe, war schöne Kleidung.
ÖSTERREICH: Wofür geben Sie noch Geld aus?
Steßl: Ich lege einerseits Geld auf die Kante – und zwar ganz klassisch auf ein Sparbuch und ich habe einen Bausparvertrag. Aber die schönen Dinge des Lebens, Kleidung und Schuhe, aber auch ein neues iPad, sind mir Geld wert. Wofür ich aber besonders gern Geld ausgebe, sind Konzerte.
ÖSTERREICH: Was hören Sie sich an? Klassik?
Steßl: Aber nein, ich mag gernn alternative Musik. Zuletzt war ich auf dem Konzert von Fettes Brot. Leider habe ich im Moment dafür keine Zeit, aber ich hoffe, dass ich bald wieder bei einem coolen Konzert sein kann.
ÖSTERREICH: Was glänzt denn an Ihren Ohren? Ein Piercing?
Steßl: Ich habe nicht nur ein Piercing (lacht und zeigt beide Ohren). Ich bin eben eine alternative Staatssekretärin und lasse mich da auch nicht verbiegen.
ÖSTERREICH: Sie sind 33 Jahre jung und schon geschieden. Haben Sie die Beziehung der Karriere geopfert?
Steßl: Nein, das hat damit nichts zu tun. Nach sechs Jahren Ehe sind wir getrennte Wege gegangen, im Guten. Bei mir ist es eben wie bei jedem Zweiten: Ich bin eben geschieden. Aber ich würde mein Privatleben lieber privat lassen.
ÖSTERREICH: Wer richtet Sie auf, wenn Sie hart kritisiert werden, wie nach Ihrem „Zeit im Bild“-Auftritt, wo Sie die Millionärssteuer nicht konkretisieren konnten?
Steßl: Ich wollte auf die notwendige Steuerentlastung hinweisen und nicht eine Prozentsatzdiskussion beginnen. Dass die Kritik der Gegner einer Millionärsabgabe so persönlich wurde, zeigt nur ein weiteres Mal, dass ich mit meinen Forderungen richtig liege. So etwas macht mich nur stärker. Ich halte es nach dem Prinzip: Wenn man hinfällt, muss man schnell aufstehen und konsequent weitergehen.
ÖSTERREICH: Wie schwierig ist es für Sie als junge Frau, im Finanzministerium ernst genommen zu werden?
Steßl: Ich komme aus der Oststeiermark und bin es gewohnt, mich durchzusetzen. Als Frau muss man einfach lästig sein.
ÖSTERREICH: Bei Finanzminister Spindelegger dürfte das nicht wirken. Ärgert Sie das?
Steßl: Ob ich mich persönlich ärgere, ist nicht die Frage. Es geht mir um die Bevölkerung. Die Menschen sind finanziell stark belastet. Wir müssen also rasch zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Eine Entlastung der vier Millionen Menschen, die Lohn- und Einkommenssteuer zahlen, ist jetzt dringend nötig. Wer den Menschen zuhört, erkennt das.