Früher oder später
Steuerreform bleibt Spaltpilz der Koalition
26.02.2008
Weder SPÖ noch ÖVP geben einen Millimeter nach - das Datum für die geplante Steuerreform bleibt umstritten. Es gab außerdem einen neuen Eklat rund um einen Antrag für die Steuer-Reformkommission.
In der Debatte um das Inkrafttreten der geplanten Steuerreform bleiben SPÖ und ÖVP unverrückbar auf ihren Standpunkten. Die Sozialdemokratie will ein Vorziehen der Entlastung um ein Jahr auf 2009 und argumentiert mit der hohen Inflation. Die Volkspartei beharrt auf dem vereinbarten Termin 2010 und führt als Grund das Budgetdefizit ins Treffen.
Antrag für Steuer-Reformkommission
Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer erhöht jetzt zusätzlich den Druck: Er will dem Ministerrat am
Mittwoch einen Antrag zur Einsetzung einer Steuer-Reformkommission vorlegen.
Als Vorsitzender wird darin Wifo-Chef Karl Aiginger vorgeschlagen. Neben den
Sozialpartnern sollen auch IHS-Chef Bernhard Felderer und der Vorsitzende
des Steuerarbeitskreises der Industriellenvereinigung, Klaus Raidl, dem
Gremium angehören. Gusenbauer bekräftigt im Ministerratsvortrag das Ziel der
SPÖ, die Steuerreform mit 1. Jänner 2009 in Kraft treten zu lassen.
Antrag nicht akkordiert
"Verwundert" zeigt man sich im
Finanzministerium über den bekannt gewordenen Steuerreform-Antrag. Der
Sprecher von Finanzminister Wilhelm Molterer (V), Nikola Donig, erklärte: "Ich
kenne den Antrag nicht, der ist auch nicht mit uns akkordiert". Das
Bundeskanzleramt erklärt daraufhin, es handle sich um einen vom Kanzleramt
erarbeiteten Entwurf, der gemäß dem vereinbarten Prozedere der ÖVP übergeben
worden sei.
"Unverfrorene Manipulation"
Als die "ziemlich
unverfrorenste Manipulation", die ihm je untergekommen sei, bezeichnete
Schüssel die von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) ausgesandte
Ministerratsvorlage über eine Steuerreform. Hier sei im Bundeskanzleramt ein "Text
gebastelt worden, mit dem Briefkopf des Finanzministeriums, den die dort
überhaupt nicht kennen. Mit Verlaub gesagt, gescheit war das nicht. Wir
lachen darüber. Morgen wird die ÖVP im Ministerrat einen eigenen Entwurf
einbringen und ich hoffe, dem wird die SPÖ zustimmen".
SPÖ gibt nicht nach
SPÖ-Finanzstaatssekretär Christoph
Matznetter findet, dass weit mehr Geld zur Verfügung steht als ursprünglich
erwartet. Gemäß neuester Budgetzahlen habe die Regierung das Defizit von 1,4
Prozent im Jahr 2006 auf 0,7 Prozent 2007 halbiert, also gebe es den
Spielraum für die Steuerreform schon 2009. Immerhin sei man im
Regierungsprogramm für 2007 noch von einem Minus von 1,12 Prozent
ausgegangen, jetzt sei es wesentlich geringer.
Häupl droht mit Koalitions-Aus
Der Wiener Bürgermeister und
SPÖ-Landeschef Michael Häupl warnte sogar vor dem Zerbrechen der großen
Koalition, falls die Steuerreform nicht vorverlegt wird. Wenn die ÖVP bei
ihrem Nein bleibe, wenn man nicht in der Lage sei, diese Probleme inhaltlich
zu lösen, dann sei die Regierung gescheitert. Und was bisher von der
Volkspartei zum Thema Teuerung gekommen sei, sei "schlicht und
ergreifend nix".
Gerüchte, wonach ein SPÖ-Sonderparteitag geplant gewesen sei und Gusenbauers Ablösung als Parteichef im Raum stand, wies Häupl zurück. Davon höre er zum ersten Mal, versicherte er.
ÖVP bleibt auch stur
ÖVP-Finanzminister Wilhelm Molterer
pochte auf den ursprünglich vereinbarten Termin 2010. Sein Argument war
ebenfalls das Budgetdefizit, das zwar geringer, aber dennoch vorhanden ist.
Eine Steuerreform müsse dann durchgeführt werden, wenn sie leistbar und
wirtschaftspolitisch sinnvoll sei, argumentierte Molterer. Und das obwohl
die Steuereinnahmen im Vorjahr um 1,5 Mrd. Euro höher waren als angepeilt.