Höhere Mehrwertsteuer, Registrierkassenpflicht: So wirkt sich das im Alltag aus.
Die Gegenfinanzierung der Steuerreform trifft Unternehmen und Konsumenten durch teils deutlich steigende Kosten. So wird der ermäßigte Mehrwertsteuersatz in einigen Bereichen (darunter Hotelübernachtungen, Konzert- und Kinotickets, Tierfutter) von 10 auf 13 Prozent erhöht. Und den Gastronomen wird eine Registrierkassenpflicht aufgedonnert, die Steuerbetrug verhindern soll.
VIDEO: Die Steuerreform-Verlierer
Wirte: Registrierkassen sind für viele existenzbedrohend
Die Wirte laufen Sturm:
Erstens sei der Generalverdacht, der hinter der Registrierkassenpflicht stehe, eine Frechheit. Und zweitens sei der Kostenaufwand (3.000 bis 5.000 Euro für ein kleines Kassensystem, dazu jährliche Wartungskosten von 1.000 Euro) enorm, selbst wenn der Finanzminister Hilfe angekündigt hat. „Für kleine Betriebe bedeutet das jedenfalls große Probleme“, sagt Schweizerhaus-Chef Karl Kolarik.
Kino und Festivals: Tickets teuerer - weiniger Events
Auch Kulturbegeisterte müssen tiefer in die Tasche greifen: So wird etwa das Robbie-Williams-Ticket statt 120 künftig 123 Euro kosten. „Das Schlimmste, nämlich eine 10-prozentige Erhöhung, haben wir abgewehrt“, sagt Stadthallen-Boss Wolfgang Fischer. „Aber jede Preiserhöhung
im Kulturbereich ist unerfreulich.“ Sein Kollege Muff Sopper (Bank Austria Halle) sieht das ähnlich: „Junge Besucher werden sich zweimal überlegen, ob sie sich ein Ticket kaufen. Die Preiserhöhung wird vor allem die junge, aufblühende Austro-Szene treffen.“ Und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler schlägt Alarm: „Ohne Ticket-Preiserhöhung wird das nicht abgehen“.
Hotels: Zimmer teurer - Jobs sind in Gefahr
Für das Tourismusland Österreich sei die Steuererhöhung auf Übernachtungen „Gift“, wettert Kammer-Obnamm Klaus Ennemoser. „In der Branche sind viele schon am Limit. Jetzt kann noch weniger investiert werden. Diese Steuererhöhung gefährdet Arbeitsplätze“, so Michaela Reitterer, Präsidentin der Hoteliervereinigung. Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler sagt: Es bleibe nichts übrig, als die höhere Steuer an die Kunden weiterzugeben.
Flugtickets: Höhere Preise für Österreich-Tickets
Geplant ist, für Flüge innerhalb Österreichs die Mehrwertsteuer anzuheben. „Wir haben darüber keine Informationen“, sagt AUA-Sprecher Thier auf Anfrage. Aber: Kommt es so, würden Flüge etwa zwischen Wien und Innsbruck zweifellos teurer.
Tierfutter: Hundebesitzer und Co zahlen drauf
Über kurz oder lang wird der höhere Steuersatz das Tierfutter im Geschäft wohl verteuern. Zwar nicht stark – aber gerade Pensionisten, die Hund oder Katze haben, werden das im Budget durchaus spüren.
Rabl-Stadler: "Ticket-Preise werden höher"
ÖSTERREICH: Wie schwer trifft die Ticket-Steuererhöhung die Festspiele?
Helga Rabl-Stadler: Diese Steuererhöhung kommt so harmlos daher, die Folgen sind aber heftig. Sie frisst unsere jüngste Subventionserhöhung.
ÖSTERREICH: Was bedeutet das konkret?
Rabl-Stadler: Wenn ich mir ausrechne, dass die zusätzliche Belastung etwa 600.000 Euro ausmachen wird, dann muss ich befürchten, dass wir uns künftig eine Produktion weniger leisten können.
ÖSTERREICH: Wie viel tiefer müssen die Festspiel-Besucher in die Tasche greifen?
Rabl-Stadler: Ohne Ticket-Preiserhöhung wird es nicht gehen. Und unser Plan, dass die Hälfte der Tickets unter 100 Euro bleibt, wird nicht aufrecht zu erhalten sein.
(hir)
E. Gürtler: "Hotelgast zahlt drauf"
ÖSTERREICH: Wer zahlt
drauf bei der Steuer-Erhöhung auf Übernachtungen?
Elisabeth Gürtler: Wir müssen das natürlich an unsere Kunden weitergeben. Das Problem: Die Preise für 2016 stehen schon fest und sind mit den Veranstaltern besprochen. Die Kataloge werden schon gedruckt. Die Hoteliers werden jetzt noch weniger investieren.
M. Aufhauser: "Steuer trifft Tierbesitzer"
ÖSTERREICH: Wie trifft die Reform Ihren Gnadenhof?
Michael Aufhauser: Die Mehrwertsteuer steigt um 3 Prozent, das Tierfutter wird somit teurer. Das klingt nicht nach viel, aber bei unseren Dimensionen kommen da gleich Zehntausende Euro pro Jahr zusammen.
Koalition: "Müssen Details noch nachschärfen ..."
Im Fernsehen kündigten Werner Faymann (SPÖ) und Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Sonntag an, dass noch einige Details der Steuerreform „nachgeschärft“ werden könnten.
- Tourismus: Die höhere Grunderwerbssteuer soll zum Beispiel bei der Vererbung von Tourismusbetrieben nicht schlagend werden, eine Deckelung ist vorstellbar, so der Vizekanzler.
- Bauern: Auch in der Landwirtschaft soll die Weitergabe des Hofes nicht teurer werden.
- Verhandlungen: Hart will man bei der Mehrwertsteuer bleiben, hier soll nicht verhandelt werden.