Kritik

Stiftungsrat nimmt sich Wrabetz-Mail vor

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Schreiben von Meischberger und Mail an Lorenz sorgten für Diskussionen.

Der ORF-Stiftungsrat hat sich am Donnerstag erwartungsgemäß auch mit dem Mailverkehr von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beschäftigt. Thema war vor allem das von "profil" veröffentlichte Mail des früheren Gremienmitglieds Walter Meischberger, aber auch das harsch formulierte Schreiben des ORF-Chefs an seinen Programmdirektor Wolfgang Lorenz. Wrabetz erläuterte und betonte indes die positiven ORF-Unternehmenszahlen und strich den Turnaround im Jahr 2010 heraus.

Finanzen
Stiftungsratsvorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp, die dem SPÖ-"Freundeskreis" angehört, gratulierte bei einer Pressekonferenz dem anwesenden Generaldirektor und Finanzdirektor Richard Grasl. Neben dem positiven Ergebnis im Ausmaß von fast 25 Mio. im Konzern habe man erstmals seit 2005 auch ein positives EGT in der Mutter, lobte Kulovits-Rupp. "Die Restrukturierungsmaßnahmen haben gegriffen."

Schwarze Zahlen
Ebenso erfreut zeigte sich Wrabetz: "Wir sind als ORF wieder in den schwarzen Zahlen." Finanzdirektor Grasl betonte außerdem, dass man das Ergebnis auch ohne die Gebührenrefundierung geschafft habe. Bei den Kostensenkungen handle es sich nicht um Einmaleffekte, sondern Einsparungen, die nachhaltig erzielt wurden. Das Eigenkapital sei im Konzern von 19 auf 21 Prozent gestiegen, in der Mutter von 14,4 auf 16 Prozent, was "eine ordentliche Reiseflughöhe für allfällige zukünftige Luftlöcher" darstelle.

Zentralbetriebsratschef Gerhard Moser kritisierte in einer Stellungnahme die Personaleinsparungen und forderte, einen "Turnaround in Sachen Personal- und Sparpolitik einzuleiten". Binnen drei Jahren sei fast jeder siebente Mitarbeiter abgebaut worden.

Marktanteile
Wrabetz verwies weiters auf gestiegene TV-Marktanteile im Februar und kündigte neben dem Start von ORF 3 auch den zweiten Spartenkanal an. "ORF Sport Plus" soll ebenfalls am 1. Mai starten. Ein neues Sendeschema für Ö1 soll mit Juni schlagend werden, davor müssten noch die Gremien tagen.

Das Mail von Meischberger von 2007, in dem dieser Wrabetz an angeblich getätigte Zusagen bei der Wahl zum Generaldirektor erinnert (wovon Meischberger sich zuletzt distanziert und von einer Fälschung gesprochen hatte), soll der ORF-General in der Stiftungsratssitzung als "Scherzmail" abgetan haben, wie Stiftungsräte im Anschluss kritisierten. "Ich habe festgestellt, dass es keine Vereinbarung, wie sie in diversen Meldungen insinuiert war, gegeben hat", sagte Wrabetz bei der Pressekonferenz nach der Sitzung. "Ich habe gesagt, dass ich viele Mails bekomme und dass es wohl offenkundig ist, dass es nicht um ein ernstzunehmendes Mail im Sinne einer Vereinbarung geht, sondern eine gewisse Unernsthaftigkeit gehabt haben muss."

Meischberger-Geschichte
Für ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Franz Medwenitsch ist die Sache mit den Erklärungen des ORF-Chefs aber nicht erledigt, wie er betonte. "Diese Meischberger-Geschichte liegt doch wie ein Schatten über der Person des Generaldirektors. Für ein 'Scherzmail' ist das zu detailliert. Ein flaues Gefühl bleibt". Für Medwenitsch steht "Aussage gegen Aussage". SPÖ-"Freundeskreis"-Leiter Niko Pelinka nahm dagegen den ORF-General in Schutz und betonte, die Sache sei geklärt. Schließlich habe Meischberger selbst von einer möglichen Fälschung gesprochen.

Den harschen Tonfall von Wrabetz in seinem an die Öffentlichkeit gelangten Schreiben an Programmdirektor Lorenz erklärte der ORF-General so: "In dem einen Fall habe ich wirklich unwirsch reagiert, weil ich mich über Interviewpassagen von Wolfgang Lorenz geärgert habe." Man habe sich aber ausgeredet. "Und es wird unsere Zusammenarbeit auch nicht belasten, dass da ein Wort vorgekommen ist, das auch zu den Lieblingsworten von Wolfgang Amadeus Mozart gehört hat." Das Vertrauensverhältnis zum Programmchef sei deshalb nicht gestört, so Wrabetz auf Nachfrage: "Wie man weiß, pflege ich bei echten Störungen des Vertrauensverhältnisses relativ rasch zu reagieren."

Wiederkandidatur
Zu seiner eigenen Wiederkandidatur als ORF-General äußerte sich Wrabetz einmal mehr nicht, betonte aber, wegen der guten Ergebnisse "motiviert" zu sein. Für die Wahl, die am 9. August stattfinden wird, wurde vom Stiftungsrat am Donnerstag ein detaillierter Fahrplan festgelegt: Am 30. Juni erfolgt die Ausschreibung, danach können bis zum 28. Juli um Mitternacht Bewerbungen bei einem Notar abgegeben werden. Eine Nachfrist gibt es bis 4. August. Aus dem Kreis der Bewerber können Stiftungsräte Vorschläge abgeben, wer zum Hearing geladen werden soll. Dieses findet in der Wahlsitzung am 9. August statt.

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